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volle, echte, vom Himmel gekommene, in der Erde ge-
wurzelte, die nicht auf der Erkenntniß hoher gegenseitiger
Vorzüge des Geistes, oder auf körperlichem Wohlgefallcn
gegründet war; sie war der unwiderstehliche Naturzug,
der allein Liebe genannt zu werden verdient — ein Ge-
misch von allen guten und zärtlichen Gefühlen, die Gott
in seiner Allmacht zur Beglückung der Menschen hervor-
gerufen hat. — Ehe sic sich vor Earolinens Zimmer trenn-
ten, sagte Otto noch ein Mal: „Wir sind Götter!" und
er hatte Recht! —
Am andern Tage, als er zu ihr eintrat, kam ihm
Caroline nicht, wie bis jetzt, mit eincr hvflichen Bcwill-
kommung entgegcn; ihr Empfang schloß gleichsam die Ge-
schichte des vorigen Tages ein, sie streckte ihm ihre Arme
entgegen, und er schloß sie an seine Brust. „Wie hast
Du geschlafen?" fragte er. „Gar m'cht," war ihre Ant-
wort, „die ganze liebe, lange Nacht hab' ich Plane für
unsere Zukunft gemacht — sür unsere, hörst Du? Wir
haben nur eine!"
Er schwieg.
„Es trifft sich Alles so glücklich!" fuhr sie fort: „Ich
wac ein reiches Kind, eine einzige Tochtcr und habe mei-
nem verstorbencn Manne eine schöne Morgengabe mitgc-
bracht. Nach seinem Tode habe ich das mir von ihm
ausgesetzte Witthum nicht angenommen und es seinen
Verwandken überlassen; ich lebe also von meinem eige-
nen Vermögen, und das mit aller möglichen Annehmlich-
keit; meine Eltern sind noch vor mcincm Manne gestor-
ben, ich habe gegen Niemanden so nahe Rücksichten, daß
sie in mcine Verbindung mit Dir auch nur den Schat-
ten eines Vorwurfs wersen könnten; ich bin eine reiche,
ganz unabhängige Witwe und darf alle meine Schätze
zu Deinen Füßen niederlegen."
volle, echte, vom Himmel gekommene, in der Erde ge-
wurzelte, die nicht auf der Erkenntniß hoher gegenseitiger
Vorzüge des Geistes, oder auf körperlichem Wohlgefallcn
gegründet war; sie war der unwiderstehliche Naturzug,
der allein Liebe genannt zu werden verdient — ein Ge-
misch von allen guten und zärtlichen Gefühlen, die Gott
in seiner Allmacht zur Beglückung der Menschen hervor-
gerufen hat. — Ehe sic sich vor Earolinens Zimmer trenn-
ten, sagte Otto noch ein Mal: „Wir sind Götter!" und
er hatte Recht! —
Am andern Tage, als er zu ihr eintrat, kam ihm
Caroline nicht, wie bis jetzt, mit eincr hvflichen Bcwill-
kommung entgegcn; ihr Empfang schloß gleichsam die Ge-
schichte des vorigen Tages ein, sie streckte ihm ihre Arme
entgegen, und er schloß sie an seine Brust. „Wie hast
Du geschlafen?" fragte er. „Gar m'cht," war ihre Ant-
wort, „die ganze liebe, lange Nacht hab' ich Plane für
unsere Zukunft gemacht — sür unsere, hörst Du? Wir
haben nur eine!"
Er schwieg.
„Es trifft sich Alles so glücklich!" fuhr sie fort: „Ich
wac ein reiches Kind, eine einzige Tochtcr und habe mei-
nem verstorbencn Manne eine schöne Morgengabe mitgc-
bracht. Nach seinem Tode habe ich das mir von ihm
ausgesetzte Witthum nicht angenommen und es seinen
Verwandken überlassen; ich lebe also von meinem eige-
nen Vermögen, und das mit aller möglichen Annehmlich-
keit; meine Eltern sind noch vor mcincm Manne gestor-
ben, ich habe gegen Niemanden so nahe Rücksichten, daß
sie in mcine Verbindung mit Dir auch nur den Schat-
ten eines Vorwurfs wersen könnten; ich bin eine reiche,
ganz unabhängige Witwe und darf alle meine Schätze
zu Deinen Füßen niederlegen."