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Ephraim imponirt, vollendet dessen Zerrissenheit, indem
er ihm das Letzte und Unersetzliche raubt: die sittliche
Reinheit des Hcrzens. Das Bewußtsein dec Welteitelkeit,
das einmal nothwendig Jedem kommen muß, schlägt bei
unserm Helden allmählich in eine verknöcherte Jronie, in
eine wahre Essigsäure des Gemttthes um, statt daß er sich
spielend mit den göttlichen Schwingen des Humors dar-
über erhöbe. Und wie er in der Bewegung des Lebens
selbst sich nirgend als eine entschlossene große praktische
Natur durch festen Willensernst bewährt, svndern höchstens
einzelne vcrpuffcnde Aufwallungcn und Stimmungcn hat,
so dcingt er auch als Denker über die bloße Reflexion
mrgends zu einer wahrhaft speculativcn Bewältigung der
Begriffe, zu einer innerlichen Versöhnung der Wider-
sprüche cmpor. Es ist aber das der Fluch der Reflexion
und des einseitigen Verstandes, dcn schon Jean Paul
treffend einen Gottesla'ugner genannt hat, daß er über
dem cinzelnen Nichtigen den vernttnstigen Zusammenhang
des Ganzen vergißt, daß er nur mit dürren Berneinun-
gen spielt und dem großen Wirken des Göltlichen in der
Welt nur einen kahlen Widerspruch entgegenzusetzen
vermag. ,
Aufdiestm Puncte sind wir eigentlich mit Ephraim fertig;
sein Lebcn ist ein Leben ohne Zdee, ohne Einheit, ohne
Mittelpunct, ein Leben, welches allerdings noch einzelne
Entwickelungen und Verhä'ngnisse durchzumachen hat, die
jedoch im Grunde nur als die thatsächlichen Tautologieen
dieser einen Grundirrung erscheinen. Versolgen wir gleich-
wohl sein Schicksal. Ephraim geht nach Berlin, eine
neue Sphäre der Bildung und Gesellschaft geht vor
seinem Auge auf, Frauen und Männer, Dichtec und
Forscher, Maimon, Lesstng, Moses Mendelssohn streifen
unserm Helden vorüber. Solche Bekannte müßten auf
Ephraim imponirt, vollendet dessen Zerrissenheit, indem
er ihm das Letzte und Unersetzliche raubt: die sittliche
Reinheit des Hcrzens. Das Bewußtsein dec Welteitelkeit,
das einmal nothwendig Jedem kommen muß, schlägt bei
unserm Helden allmählich in eine verknöcherte Jronie, in
eine wahre Essigsäure des Gemttthes um, statt daß er sich
spielend mit den göttlichen Schwingen des Humors dar-
über erhöbe. Und wie er in der Bewegung des Lebens
selbst sich nirgend als eine entschlossene große praktische
Natur durch festen Willensernst bewährt, svndern höchstens
einzelne vcrpuffcnde Aufwallungcn und Stimmungcn hat,
so dcingt er auch als Denker über die bloße Reflexion
mrgends zu einer wahrhaft speculativcn Bewältigung der
Begriffe, zu einer innerlichen Versöhnung der Wider-
sprüche cmpor. Es ist aber das der Fluch der Reflexion
und des einseitigen Verstandes, dcn schon Jean Paul
treffend einen Gottesla'ugner genannt hat, daß er über
dem cinzelnen Nichtigen den vernttnstigen Zusammenhang
des Ganzen vergißt, daß er nur mit dürren Berneinun-
gen spielt und dem großen Wirken des Göltlichen in der
Welt nur einen kahlen Widerspruch entgegenzusetzen
vermag. ,
Aufdiestm Puncte sind wir eigentlich mit Ephraim fertig;
sein Lebcn ist ein Leben ohne Zdee, ohne Einheit, ohne
Mittelpunct, ein Leben, welches allerdings noch einzelne
Entwickelungen und Verhä'ngnisse durchzumachen hat, die
jedoch im Grunde nur als die thatsächlichen Tautologieen
dieser einen Grundirrung erscheinen. Versolgen wir gleich-
wohl sein Schicksal. Ephraim geht nach Berlin, eine
neue Sphäre der Bildung und Gesellschaft geht vor
seinem Auge auf, Frauen und Männer, Dichtec und
Forscher, Maimon, Lesstng, Moses Mendelssohn streifen
unserm Helden vorüber. Solche Bekannte müßten auf