Freiligrath, Ferdinand [Hrsg.]: Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie (2.1841)

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m.

Ein wonnig Lied, wie Sirenensang,

Am frühen Morgen im Hain erklang,

Noch füllt's mein trunkenes Ohr;

Die Birken hoch an der Felsenwand,

Und tief die Erlen am Bachesrand,

Die sangen es Chor um Chor:

„Herauf/Herauf, ins freie Revier,

Jn lichten Gewandern schimmern wir,

Die Locken durchblitzt vom Thau;

Der NeLel uns tief zu Füßen zieht,

Herauf, wir singen der Freiheit Lied,

Umlacht vom himmlifchen Blau!"

„Herab in den kühlen duftigen Grund,

Wir harren, vereint zu traulichem Bund,

Jn dunkel-wallender Pracht;

Fern über uns sprüht der Sonne Gluth,

Wir singen, was wohl dem Herzen thut,
Durchhaucht von wehender Nacht!"

„Hier oben fchaust Du der Wahrheit Licht,
O, traue den lockenden Schwestern nicht
Jm mitternächtigen Schmuck;

Hier oben ist Himmel und Heitcrkeit,

Da athmet so leicht die Brust, befreit
Von irdischer Sorgen Druck!"

„Hier unten im tiefverborgenen Schooß
Der heimlichen Bucht, beim Wellengekos,

Hat süße Sorge uur Raum;

Jm dichtumschatteten kühlen Hans,

Auf schwellendem Rasen, da träumst Du ans
Der Liebe seligen Traum!"