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Sie warf sich mit liebenswürdiger Hingebung in seine
Arme, nls sie diese Worte sngte; er nthmete schwer, denn
jetzt, nuf einmnl, lng ihm seine Verpflichtung gegen Leo-
noce mit ihrem gnnzen Ecnste nuf der Brust; er hakte
nicht den Muth, zu sprechcn, und beantwortete dcn liebe-
vollcn Erguß ihres Hcrzens mit cinem stummen beredten
Kuß in die Fläche ihrer Hnnd, die er dnnn vor seinc
Augen drückte; er rnng nnch Worten, aber er fnnd keine;
endlich mußte er doch sprechen:
„Du edle Seele," sngte cr, „die Du mir Dein Ver-
mögen, Deincn Stnnd, Deine Stellung in der Welt nuf-
opsern willst! und wns könnte ich Dir dnfür bicten? Aber
Du kennst meine Anstchten über die Ehe; ich würde Dich
nicht heirnthen, wenn ich's nuch dürfte; ich will mir nicht
die Erlnubniß der Welt zu einem Verhältnifse holen, dns
gnr keiner Erlnubniß bednrf. Wns soll denn die Ehe nn
unserer Liebe vermehren oder verschönern? ist sie uns denn
nicht vom Himmel gefnllen, wie der Tropfen in den Kelch
der Blume? Und wenn ich zehn Mnl verheirnthet ge-
wesen wäre, als ich Dich kennen lernte, glaubst Du, ich
würde mich dem Einflusse Deiner Lieblichkeit, dem Znu-
ber Dcinec Seele hnben entziehcn können? Und Du?
hättest Du es gckonnt?"
Sie sngte: „Jch fürchte, dnß mein Herz nicht stärker
gcwesen wnre, nls jetzt; nber dnß ich Dich nicht mit der-
felben Frcudigkeit geliebt hätte, dns weiß ich! — denn,
Otto, ich bin kein Kind eurer neuen Systeme und welt-
umstürzenden Jdeen; mnn hnt mich in Tugend und Zucht
groß gezogen, und wenn ich dnvon nbweiche, so, fürchte
ich, wirst Du die Strnfe nllein nuf Deinen Schultern
trngen."
Sie warf sich mit liebenswürdiger Hingebung in seine
Arme, nls sie diese Worte sngte; er nthmete schwer, denn
jetzt, nuf einmnl, lng ihm seine Verpflichtung gegen Leo-
noce mit ihrem gnnzen Ecnste nuf der Brust; er hakte
nicht den Muth, zu sprechcn, und beantwortete dcn liebe-
vollcn Erguß ihres Hcrzens mit cinem stummen beredten
Kuß in die Fläche ihrer Hnnd, die er dnnn vor seinc
Augen drückte; er rnng nnch Worten, aber er fnnd keine;
endlich mußte er doch sprechen:
„Du edle Seele," sngte cr, „die Du mir Dein Ver-
mögen, Deincn Stnnd, Deine Stellung in der Welt nuf-
opsern willst! und wns könnte ich Dir dnfür bicten? Aber
Du kennst meine Anstchten über die Ehe; ich würde Dich
nicht heirnthen, wenn ich's nuch dürfte; ich will mir nicht
die Erlnubniß der Welt zu einem Verhältnifse holen, dns
gnr keiner Erlnubniß bednrf. Wns soll denn die Ehe nn
unserer Liebe vermehren oder verschönern? ist sie uns denn
nicht vom Himmel gefnllen, wie der Tropfen in den Kelch
der Blume? Und wenn ich zehn Mnl verheirnthet ge-
wesen wäre, als ich Dich kennen lernte, glaubst Du, ich
würde mich dem Einflusse Deiner Lieblichkeit, dem Znu-
ber Dcinec Seele hnben entziehcn können? Und Du?
hättest Du es gckonnt?"
Sie sngte: „Jch fürchte, dnß mein Herz nicht stärker
gcwesen wnre, nls jetzt; nber dnß ich Dich nicht mit der-
felben Frcudigkeit geliebt hätte, dns weiß ich! — denn,
Otto, ich bin kein Kind eurer neuen Systeme und welt-
umstürzenden Jdeen; mnn hnt mich in Tugend und Zucht
groß gezogen, und wenn ich dnvon nbweiche, so, fürchte
ich, wirst Du die Strnfe nllein nuf Deinen Schultern
trngen."