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hier die Erzählung des Ibykos ausdrücklich der des Euripides
entgegengesetzt wird, nach welcher es der Anblick von Helenas
schöner Brust ist', der in Menelaos wieder die alte Liebe erwachen
läfst. Die oft citierte Stelle lautet (Andromache V. 629):

aXX, oog ecstdsg [accGtov, exßaXmv %i(pog

Mit der Angabe des sehr unterrichteten Euripidesscholiasten,
der hier wahrscheinlich den Lysimachos benutzt, steht es nun in
scheinbar unlösbarem Widerspruch, wenn die Scholien zu V. 155
der Lysistrata des Aristophanes:

6 yüv MsvsXaoq zag cElsvag xa fiäXa na
yVfiväg naqufidwv e§sßaX\ oicS, xd ^icpog

bemerken i\ iöxoQia nagä 'Ißvxw' ra dt avxd xal A&öyrig 6 77vq-
Qctfog sv Tji fiixQa 'Ifaccdi xal Evqmldr\s' womit schob Aristopb.
Vesp. 711 übereinstimmt 1/ lüxoqia naqd 'Ißvxa xal EvQinidrj.
Doch ist der Widerspruch in der That nur ein scheinbarer,
da in den beiden Scholien auf ganz verschiedene Punkte der
Nachdruck gelegt wird. Der Aristophanesscholiast will nur
sagen, der Zug, dafs Menelaos von Helenas Schönheit be-
rührt das Schwert habe fallen lassen, finde sich in gleicher Weise
von Lesches, Ibykos und Euripides erzählt. Der Euripides-
scholiast untersucht schärfer, was die Sinnesänderung bei Menelaos
hervorgerufen habe, und giebt der Fassung des Ibykos, wonach
Aphrodite in ihrem Heiligtum Helena aufnimmt und — offenbar ist
das die Meinung — mit ihrer göttlichen Macht auf Menelaos ein-
wirkt28), den Vorzug vor der gröberen sinnlichen Motivierung, der
Euripides folgt. Als Quelle der letzteren, ja auch dem Aristo-
phanes vertrauten Fassung, darf nun auf Grund des angeführten
Aristophanesscholions unbedenklich die kleine Ibas in Anspruch
genommen werden; und wenn man dies Eesultat mit der An-
gabe des Euripidesscholiasten kombiniert, so folgt weiter, dafs

88) Späte Nachklänge an dies Motiv bei Vergil. Aen. II 588. Quint.
Smyrn. XIII 385.
 
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