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Rochow, Friedrich Eberhard von
Der Kinderfreund: Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen (Zweyter Theil) — Basel: bey Gebrüdern von Mechel, 1780 [VD18 90783441]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49137#0054
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46 G ) o ( D
Art Fieber vergeht aber, wenn die Ursachen des
Fiebers, nemlich zähe verdorbne Säfte, durch die
Erschütterung des Frostes erst beweglich gemacht,
und dann durch die darauf folgende Ausdünstung
nach der Hitze wegqefchafft sind, sonderlich bey jun-
gen Leuten, von selbst. Doch thdrichte Rathgeber
vermochten Louisen, daß sie sich durch zuvoreiligcn
Gebrauch stärkender Arzneymittel das Fieber ver-
treiben ließ. Nun vergicng zwar das Fieber; aber
Louise ward deswegen nicht wieder völlig gesund,
sondern blieb kränkelnd und stech. Md wenn sie
nicht bald in die Hände eines verständigen Arztes
gekommen wäre, so hatte sie an der Wassersucht
sterben können.
So wie es Arzncven giebt, die, zur Unzeit ge-
braucht, schädlicher sind, als die Krankheit , die sie
vertreiben sollen; so giebt cs auch schädlichen Trost.
Ein Beyspiel davon findet sich oft bey dein die Last
seiner Vergehungen und Thorheiten fühlenden, und
deswegen betrübten Sünder. Ihn z. E. cher mit
Gottes Vergebung durch Christum trösten, als er
die Grösse seiner Vergehungen und Thorheiten recht
innig an sich erkannt; oder ihn damit zu früh be-
ruhigen wollen, daß eine fremde Tugend seine Un-
tugend schon bedecken und gut machen werde, heißt
nichts anders als das angefangne Geschäft seiner
Besserung schädlich unterbrechen, und die heilsame
Betrübrriß schwachen, die ihn zur gründlichen Sin-
.. nesän-
 
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