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Von H. B. Oppenheim.

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Bonapartismus in der Maffe des französischen Volks Wurzel
gefaßt habe, so kann man diese Thatsache in eineni gewiffen
Sinne zugeben, und doch über die politische Nutzanwendung
derselbcn verschiedener Meinung sein. Eine solche Maffe, mag
sie durch ihre Zahl augenblicklich noch so stark imponiren, ist
doch zu sehr der Gefahr ausgesetzt, in der Krisis zusammen-
hangslos auseinanderzufallen, wenn sie nur Lurch Jntereffen,
nicht durch die moralische Macht einer Jdee zusammengehalten
worden. Setzt man ein bindendes Princip von dieser Art
als ihr eigentliches Merkmal voraus, so kann man nicht von
einer Partei des Bonapartismus reden; er hat nur persönliche
Anhänger.

Die Anhänger des Kaisers zerfallen in verschiedene Kate-
gorien. Da sind

1) die alten Getreuen, die Exil und Abenteuer mit ihm
getheilt haben, deren Namen schon aus den Gerichtsverhand-
lungen über die Putsche von Strasburg und Boulogne be-
kannt waren, die Fialin de Persigny, Mocquard, Conneau u. a.,
meistens Emporkömmlinge aus niederm Stande.

2) Diejenigen, welche sich erst im Jahre 1848 oder auch
nur vor dem Staatsstreiche an ihn angsschloffen haben, darunter
zuerst seine Blutsverwandten, einige Bonapartes, die bis da-
hin mit der republikanischen Partei kokettirt hatten, und die
gleichfalls nahe verwandten Murat, Morny und Walewski, von
dsnen die beiden letztern unter Ludwig Philipp, der erste eine
parlamentarische, der andere eine diplomatische Stellung bekleidet
hatten.

Bekanntlich hatte es die Juliregierung thörichterweise ge-
liebt, napoleonistische Namen in ihren Dienst zu ziehen, und
selbst ein Las Cases (der Jüngere) spielte unter ihr eine Rolle
als Deputirter. Die Bonapartisten dieses Schlags hatten na-
türlich ihren Napoleonscultus auch damals weiter geübt, und
zwar nicht blos in der Stille. Ludwig Napoleon fand hier die
fertigen Cadres vor.

Zu den Anhängern zweiten Grades gehören aber auch Lie
Generale Leroy de St.-Arnaud, Canrobert, Pelissier, Magnan
u. a.; aus dem Civildienst die Troplvng, Baroche, Maupas,

Rodenberg. Paris. 11
 
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