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Rodenwaldt, Gerhart
Archäologisches Institut des Deutschen Reiches: 1829-1929 — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.28868#0043
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■werke in Oberitalien fortgefübrt. Die der Ergänzung des Corpus
der lateinischen Inschriften dienende Ephemeris epigraphica wurde
unter die Auspizien des römischen Instituts gestellt. Ein neues
Gebiet wurde der Forschung des Instituts erschlossen, seit A. Mau
in den Schriften des Instituts über die Ausgrabungen in Pompeji
berichtete, die von G. Fiorelli in neue Bahnen gelenkt worden
waren. Seine stille und eindringliche Arbeit führte schon 1882 zu
den grundlegenden Ergebnissen seiner Geschichte der dekorativen
Wandmalerei in Pompeji. Als sorgsamer Pfleger der Bibliothek
und vorbildlicher Berichterstatter über Pompeji bheb er einer der
treuesten Helfer des Instituts.

Das Problem der Erhaltung und des Ausbaues der Aufgaben
des Instituts war durch die Umwandlung in eine Staatsanstalt
gelöst. Aber noch klaflte ein Zwiespalt zwischen dem Wesen eines
deutschen Instituts und den Formen, in denen es in Rom sich
äußerte, und die Uneinheitlichkeit der Veröflentlichungen legte
von den Zufälligkeiten der historischen Entwicklung Zeugnis ab.
Das römische Institut, das nicht nur selbst ein anderes geworden
war, sondern auch in einer veränderten Umwelt stand, trug noch
das Kleid seiner Jünglingszeit. Noch erschien die Mehrzahl der
laufenden Publikationen in Rom, und noch war aus ihnen der Ge-
brauch der deutschen Sprache verbannt und neben dem Itaheni-
schen nur das Französische und Lateinische zugelassen. Schon im
zweiten Jahrzehnt der Institutsgeschichte hatten deutsche Ge-
lehrte den Widerspruch zwischen seinem deutschen Charakter und
der fremden Form als Mangel an nationalem Gefühl empfunden 27).
Seit Itahener und Franzosen in Rom sich eigene aufblühende
Organisationen geschaffen hatten, mußten die veralteten und von
jeher unvohkommen durchgeführten Formen voUends als Ana-
chronismus erscheinen. So entstand ein Konflikt zwischen sach-
licher Zweckmäßigkeit und realpolitischer Notwendigkeit auf der
einen und Macht der Tradition auf der anderen Seite, der einen
tragischen Beiklang hatte, weil an der letzteren nicht nur roman-
tische Stimmung, sondern auch echte Pietät hing. Da zu dem
sachlichen Gegensatz die Verschiedenheit von Charakteren trat,
konnte die Lösung nicht ganz ohne menschMche Konflikte aus-
gehen. Das Eingreifen Bismarcks, der in einem Schreiben vom

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