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den Kopf zu fahren. Die Jäger wissen dicß sehr wohl und sie
machen sich deshalb stets aus dem Staub, wenn eine Wild-
schützen- Kompagnie in ihre Nähe anrückt. Jetzt wieder auf meine
Geschichte zurück.
Ich habe früher schon gesagt, daß ich, als ich einmal die
Stelle eines Kuhhirten versehen konnte, von meinen Großeltern
weg zu meinen Eltern mußte. In meinem Hirtcnlcben gab es
nicht viel, was zu erzählen der Mühe Werth wäre, obgleich ich
acht Jahre Kuhhirt war. Einen Gegenstand aber, über den ich
schon sehr oft, besonders aber hier in meiner Zelle nachgedacht
habe, will ich anführcn. Meine Eltern hatten keinen Wald und
somit auch keine Viehweide. Ich mußte mit unserer Kuh zu
einem Bauern fahren und demselben sein Vieh, das gewöhnlich
zwischen 25—30 Stück betrug, (schwere Ochsen und überhaupt
das Vieh, mit dem er Staat machte, kam nie auf die Weide)
hüten helfen. Dieser Bauer war damals, und ist noch, nicht
nur der Reichste in unserm Dors, sondern in der ganzen Pfar-
rei, denn cs konnte keiner in der Größe der Güter, sowie in
auf Zinsen stehenden Kapitalien sich mit ihm messen.
So reich dieser Bauer ist, so fromm ist er auch — in sei-
ner Art. Wenn die Glocken von der W—er Kapelle Morgens,
Mittags oder Abends Ave-Maria läuten, so wird auch in der
pressantesten Arbeit cingehalten, bis der Englische-Gruß gebetet
ist, und Abends wird niemals zu Bett oder sonst auseinander
gegangen, bevor nicht der Rosenkranz, die fünf Wunden, und
wenigstens eine Litanei gebetet ist, was man übrigens in allen
Häusern unbedingt, selbst in denen der größten Schnapslumpen
und Spiclratzen und sogar bei den Wilderern antrifst, wenn
eine alte Fran darin daheim ist. Diese letzter«, die Wildschützen,
sind wohl im Stande, jetzt den Rosenkranz, die fünf Wunden
sammt einem halb Dutzend Litaneien zu beten, und morgen
früh, wenn's sein muß, einem Jäger einen „runden Gutcn-
Morgcn," wie sie cs nennen, zu wünschen, daß ihm Sehen und
Hören vergeht.
Dieser Bauer dingte jedes Jahr einen starken Buben, der,
wcnn'S pressirte, auch die Stelle eines Halbkncchts versehen
konnte, wohl öfters auch mußte. Bei diesen großen Schlingeln,
die mit mir das Vieh hüteten nnd die mehrentheils eben so faul
den Kopf zu fahren. Die Jäger wissen dicß sehr wohl und sie
machen sich deshalb stets aus dem Staub, wenn eine Wild-
schützen- Kompagnie in ihre Nähe anrückt. Jetzt wieder auf meine
Geschichte zurück.
Ich habe früher schon gesagt, daß ich, als ich einmal die
Stelle eines Kuhhirten versehen konnte, von meinen Großeltern
weg zu meinen Eltern mußte. In meinem Hirtcnlcben gab es
nicht viel, was zu erzählen der Mühe Werth wäre, obgleich ich
acht Jahre Kuhhirt war. Einen Gegenstand aber, über den ich
schon sehr oft, besonders aber hier in meiner Zelle nachgedacht
habe, will ich anführcn. Meine Eltern hatten keinen Wald und
somit auch keine Viehweide. Ich mußte mit unserer Kuh zu
einem Bauern fahren und demselben sein Vieh, das gewöhnlich
zwischen 25—30 Stück betrug, (schwere Ochsen und überhaupt
das Vieh, mit dem er Staat machte, kam nie auf die Weide)
hüten helfen. Dieser Bauer war damals, und ist noch, nicht
nur der Reichste in unserm Dors, sondern in der ganzen Pfar-
rei, denn cs konnte keiner in der Größe der Güter, sowie in
auf Zinsen stehenden Kapitalien sich mit ihm messen.
So reich dieser Bauer ist, so fromm ist er auch — in sei-
ner Art. Wenn die Glocken von der W—er Kapelle Morgens,
Mittags oder Abends Ave-Maria läuten, so wird auch in der
pressantesten Arbeit cingehalten, bis der Englische-Gruß gebetet
ist, und Abends wird niemals zu Bett oder sonst auseinander
gegangen, bevor nicht der Rosenkranz, die fünf Wunden, und
wenigstens eine Litanei gebetet ist, was man übrigens in allen
Häusern unbedingt, selbst in denen der größten Schnapslumpen
und Spiclratzen und sogar bei den Wilderern antrifst, wenn
eine alte Fran darin daheim ist. Diese letzter«, die Wildschützen,
sind wohl im Stande, jetzt den Rosenkranz, die fünf Wunden
sammt einem halb Dutzend Litaneien zu beten, und morgen
früh, wenn's sein muß, einem Jäger einen „runden Gutcn-
Morgcn," wie sie cs nennen, zu wünschen, daß ihm Sehen und
Hören vergeht.
Dieser Bauer dingte jedes Jahr einen starken Buben, der,
wcnn'S pressirte, auch die Stelle eines Halbkncchts versehen
konnte, wohl öfters auch mußte. Bei diesen großen Schlingeln,
die mit mir das Vieh hüteten nnd die mehrentheils eben so faul