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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Poppelreuter, Josef: Köln: Glasschale mit Zirkusrennen, Marmorkopf des Drusus
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Jacobi, Heinrich: Kleiner Feldberg: Römische und nachrömische Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0087

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7i

Gebäudes des Wallraf-Richartz-Museums erfolgen soll, wird eine vorläufige
Notiz auch in den Spalten dieser Zeitschrift angebracht sein. Jene Stelle,
welcher das von mir in Schnütgens Zeitschrift für christliche Kunst XXI,
1908 S. 67 publizierte altchristliche Glas entstammt, hat seitdem noch zwei
andere Funde geliefert, von denen der eine hier zitiert sei als willkommenes
chronologisches Hülfsmittel, insofern er uns mit einer Goldmünze Gratians
und einigen Gläsern gewöhnlicher Form das Bestehen der kölnischen Glas-
hütte um 400 bezeugt und ihren Charakter illustriert. Wir sehen nämlich
bei noch völlig römischen Formen jene für die fränkischen Gläser charakte-
ristische trübe gelblichbräunliche Färbung des Glasflusses. Insofern also ist
die Fundstelle interessant, weil sie für den unmittelbaren Uebergang der
römischen Glasfabrikation in die fränkische Zeugnis ablegt.

Sodann kam dicht bei diesem Sarge ein sehr kostbarer Fund aus einem
zweiten Steinsarg zu tage; es ist eine flache kreisrunde Glasschale, auf
welcher in flachemSchnitt ein Zirkusrennen dargestellt ist, und zwar so,
dass um das in der Mitte angebrachte Medaillonportrait eines Kaisers
vier Viergespanne in der Wettfahrt dargestellt sind. Der Stil ist recht spät,
und die Formen sind im allgemeinen diejenigen des bekannten spätantiken
Gemmenschnitts, doch ist die Virtuosität des Schnitts in der Ausführung
der umfangreichen Zeichnung auf dem überaus dünnen Glase noch eine
überraschend grosse. Interessant ist es, dass die Darstellung des Zirkus-
rennens gerade in dem Grabe einer offenbar christlichen Familie gefunden
wurde, wie das erste christliche Glas der separat gelegenen ländlichen Ansied-
lung lehrt. Es illustriert uns dies das Verhältnis, in welchem die christ-
lichen Schichten unserer Bevölkerung in nachconstantinischer Zeit zu den
öffentlichen Schauspielen standen.

Der jüngste der noch zu erwähnenden und demnächst in der Festschrift
des Museums zu publizierenden Funde ist ein überlebensgrosser Marmorkopf
augusteischen Stils, welcher vor kurzem in der Nähe des Klettenbergparks,
also im Bereich der Stadterweiterung aufgefunden wurde, wohin er indes,
wie sich herausgestellt hat, und wie auch zu erwarten war, aus der römischen
Altstadt verschleppt war. Der Portraitkopf muss von einer P'igur von ca.
2V2 m Länge herstammen und alles deutet darauf hin, dass es eine solche
des Drusus d. Ä. war, also gleich interessant für die gesamten germanisch-
römischen Studien, wie besonders für die Colonia Claudia, deren kaiserlicher
Gründer, wie bekannt, seinen Vater Claudius Drusus allenthalben durch Denk-
mäler zu ehren bestrebt war.

Köln. Poppelreuter.

Kleiner Feldberg. Römisdhe u'n|d nachröm'ische Funde.

• Die Anlage einer seismographischen Station auf dem Kleinen Feldberg
durch den Physikalischen Verein zu Frankfurt a. M. gab Veranlassung, den Gipfel
dieses Berges, auf welchem die Institutsgebäude errichtet werden sollen, zuvor
noch einmal gründlich nach römischen Resten zu durchsuchen. Bei der Nähe des
zum Feldbergkastell * 2) gehörigen Friedhofes und der hinteren Limeslinie mit den
Hügeln am Roten Kreuz, musste hier ein älteres Kastell, zum mindesten aber eine

*) Bei dieser Gelegenheit will ich auch hier zitieren, dass ich über die Frage des
Christentums in den Colonien ausführlich gehandelt habe in Schnütgens Zeitschrift für
christliche Kunst XXII, 1909, S. 231 u. S. 311 bei Besprechung des kölnischen Philo-
sophenmosaiks als eines Teils des bei Ammianus Marcellinus bezeugten conventiculum
ritus christiani in Köln.

2) Hierüber wie über den Kleinen Feldberg vgl. ORL. Lief. 10. Feldberg.
 
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