Römisch-germanisches Korrespondenzblatt
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Jan. u. Febr. Jahrgang VII, 1914. Nr. 1.
Inhalt: i. Der Name Pfahl. Von Ernst Fabricius. — 2. E. Wagner. Singen.
Prähistorisches Gräberfeld. 3. Aug. Meier. Schälchen. Römischer Meilen-
stein. 4. Krüger. Trier. Das östliche Gräberfeld. 5. E. Batzer. Kippen»
heim. Römischer Altar. — 6. Anthes. Römischer Glasbecher mit Darstel-
lungen. 7. Ohlenschlager. Zu Spartiani Hadrianus cap. 12. 8. F. L. Ganter.
Rekonstruktion der römischen Moselbrücke bei Trier. — 9. E. Fölzer, Rö-
mische Keramik in Trier (K. Hähnle).
Der Name Pfahl.
Von Ernst Fabricius, Freiburg i. Br.
Gegen die Herleitung des Namens Pfahl, mit dem die römische Grenzwehr in
Deutschland, und zwar sowohl die rätische Mauer wie der obergermanische Wallgraben
vom Volke bezeichnet werden, von dem lateinischen Worte pälus und gegen seine
Deutung als Kollektivuni für Gepfähle, Palissaden, hatten Fr. Ohlenschlager und
K. Zangemeister vor längerer Zeit Einwände erhöhen*), die aber von sprachkundiger
Seite abgelehnt worden sind2). Namentlich durch die Feststellungen von Fachleuten
wie Kluge und die Bearbeiter des Weigandschen Wörterbuches8) konnte man die
Frage im Sinne der Zugehörigkeit von Pfahl und Pfahlgraben zum lateinischen palus
als entschieden betrachten. Neuerdings zeigen jedoch die Äußerungen von H. Jacohi,
•der „die Ableitung des ‘Pfahlgrabens’ von ‘Pfählen’ durch Ohlenschlager und Zange-
meister für endgültig abgetan“ erklärt4), und die Ausführungen dazu von F. Quilling,
der der Ansicht ist, auf Grund der Untersuchungen von Ohlenschlager und Zange-
meister sei das Wort „Pfahl“ zweifellos vom lateinischen vallum sprachlich ahzuleiten,
daß ein Teil unserer Altertumsforscher über die sprachliche Unmöglichkeit dieser Ab-
leitung noch vollkommen im unklaren ist. Es scheint mir daher notwendig, die
Sachlage einmal ausführlich darzulegen, zumal die richtige Deutung des Namens auch
für das richtige Verständnis der Überreste große Bedeutung hat.
Ohlenschlager geht davon aus, daß das Wort Pfahl in Bayern außer bei der
Limesmauer auch mehrfach als Bezeichnung von alten Straßendämmen, Wällen und
ähnlichen Anlagen und sogar als Name des Quarzgangs vorkommt, der, zwischen
anderem Gestein mauerartig aufragend, den Bayrischen Wald über 80 km weit schnur-
gerade durchzieht. In diesen Fällen könne eine Herleitung der Bezeichnung Pfähl
vom lateinischen palus nicht angenommen werden. Zangemeister dagegen, der seihst
diesen Zusammenhang bestreitet, ist der Meinung, daß der Felsrücken im Bayrischen
*) Neue Heidelberger Jahrbücher V 1895 S. 61 u. 78 ff.
2) Eine förmliche Widerlegung versucht R. Walz, Die Ableitung des Wortes „Pfahl“
als Bezeichnung des limes, Friedberg 1900 (Programm 681), ohne freilich auf die ent-
scheidenden Momente einzugehen.
3) Fr. Kluge, Etymolog. Wörterbuch der deutschen Sprache 7. Aufl. 1910 S. 344,
Weigand, Deutsches Wörterbuch 5. Aufl 190g/10 II S. 402. Vgl. auch die Bemerkungen des
«rsteren im Bericht über den Zweiten Verbandstag der west- und süddeutschen Vereine
für röm.-germ. Altertumsforschung zu Freiburg i. Br. 1901 S. 5 f. (Korrespondenzbl. des
Gesamtvereins 1902).
*) Saalburg Jahrbuch II 1911 Frankfurt a. M. (1913) S. 88.
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Jan. u. Febr. Jahrgang VII, 1914. Nr. 1.
Inhalt: i. Der Name Pfahl. Von Ernst Fabricius. — 2. E. Wagner. Singen.
Prähistorisches Gräberfeld. 3. Aug. Meier. Schälchen. Römischer Meilen-
stein. 4. Krüger. Trier. Das östliche Gräberfeld. 5. E. Batzer. Kippen»
heim. Römischer Altar. — 6. Anthes. Römischer Glasbecher mit Darstel-
lungen. 7. Ohlenschlager. Zu Spartiani Hadrianus cap. 12. 8. F. L. Ganter.
Rekonstruktion der römischen Moselbrücke bei Trier. — 9. E. Fölzer, Rö-
mische Keramik in Trier (K. Hähnle).
Der Name Pfahl.
Von Ernst Fabricius, Freiburg i. Br.
Gegen die Herleitung des Namens Pfahl, mit dem die römische Grenzwehr in
Deutschland, und zwar sowohl die rätische Mauer wie der obergermanische Wallgraben
vom Volke bezeichnet werden, von dem lateinischen Worte pälus und gegen seine
Deutung als Kollektivuni für Gepfähle, Palissaden, hatten Fr. Ohlenschlager und
K. Zangemeister vor längerer Zeit Einwände erhöhen*), die aber von sprachkundiger
Seite abgelehnt worden sind2). Namentlich durch die Feststellungen von Fachleuten
wie Kluge und die Bearbeiter des Weigandschen Wörterbuches8) konnte man die
Frage im Sinne der Zugehörigkeit von Pfahl und Pfahlgraben zum lateinischen palus
als entschieden betrachten. Neuerdings zeigen jedoch die Äußerungen von H. Jacohi,
•der „die Ableitung des ‘Pfahlgrabens’ von ‘Pfählen’ durch Ohlenschlager und Zange-
meister für endgültig abgetan“ erklärt4), und die Ausführungen dazu von F. Quilling,
der der Ansicht ist, auf Grund der Untersuchungen von Ohlenschlager und Zange-
meister sei das Wort „Pfahl“ zweifellos vom lateinischen vallum sprachlich ahzuleiten,
daß ein Teil unserer Altertumsforscher über die sprachliche Unmöglichkeit dieser Ab-
leitung noch vollkommen im unklaren ist. Es scheint mir daher notwendig, die
Sachlage einmal ausführlich darzulegen, zumal die richtige Deutung des Namens auch
für das richtige Verständnis der Überreste große Bedeutung hat.
Ohlenschlager geht davon aus, daß das Wort Pfahl in Bayern außer bei der
Limesmauer auch mehrfach als Bezeichnung von alten Straßendämmen, Wällen und
ähnlichen Anlagen und sogar als Name des Quarzgangs vorkommt, der, zwischen
anderem Gestein mauerartig aufragend, den Bayrischen Wald über 80 km weit schnur-
gerade durchzieht. In diesen Fällen könne eine Herleitung der Bezeichnung Pfähl
vom lateinischen palus nicht angenommen werden. Zangemeister dagegen, der seihst
diesen Zusammenhang bestreitet, ist der Meinung, daß der Felsrücken im Bayrischen
*) Neue Heidelberger Jahrbücher V 1895 S. 61 u. 78 ff.
2) Eine förmliche Widerlegung versucht R. Walz, Die Ableitung des Wortes „Pfahl“
als Bezeichnung des limes, Friedberg 1900 (Programm 681), ohne freilich auf die ent-
scheidenden Momente einzugehen.
3) Fr. Kluge, Etymolog. Wörterbuch der deutschen Sprache 7. Aufl. 1910 S. 344,
Weigand, Deutsches Wörterbuch 5. Aufl 190g/10 II S. 402. Vgl. auch die Bemerkungen des
«rsteren im Bericht über den Zweiten Verbandstag der west- und süddeutschen Vereine
für röm.-germ. Altertumsforschung zu Freiburg i. Br. 1901 S. 5 f. (Korrespondenzbl. des
Gesamtvereins 1902).
*) Saalburg Jahrbuch II 1911 Frankfurt a. M. (1913) S. 88.