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aufgegangenen Sammlungen als Einzelstück unter die Bronzesachen seit alters eingeordnet
ist. Die zweite Tatsache ist zugleich als Zeugnis für langes Nachlehen antiker Gedanken
interessant. Die gesta Trevirorum edd. J. H. Wyttenbach u. M. F. J. Müller berichten an
den Trierer Bischof Eberhard (1047—1066) IS. 154 f.: Deinde Judaeis persecutionem
indixit eosque, nisi proximo sabatho pascliae Christiani efficerentur, civitate pellendos
esse decrevit. Hinc igitur eiusdem nefandae gentis quidam, ad similitudinem episcopi,
ceream imaginem lichnis interpositam facientes, quendam clericum de coenobio sancti
Paulini, Christianum nomine non opere, ut eam baptizaret, pecunia corruperunt, quam
ipso sabatho, episcopo jam ad baptismi solempnia celebranda praeparato accenderunt.
Qua et parte media iam consumpta, episcopus super fontem sacris instans officiis,
coepit graviter infirmari. et secedens in sacrario cum adjutorio ministrorum, geni-
busque flexis ante crucem, quae ibidem picta est, in oratione et in sacris vestibus
obiit XVII Kal. Maji et sepultus est in basilica sancti Paulini.
Der hier erzählte Bildzauber ist abgesehen von den christlichen Verbrämungen
derselbe wie der aus dem Altertum bekannte, einen Zusammenhang mit dem antiken
wird niemand leugnen, der an die Abhängigkeit der spätmittelalterlichen Zauberbücher
von der magischen Wissenschaft des Altertums denkt. Noch bis ins 19. Jahrh. scheint
der alte Zauber mit Wachsbildern in unserer Gegend zu gehen. Wenigstens berichtet
Ph. Schmitt, Die Kirche des hl. Paulinus bei Trier, Trier 1853, S. 117: „Mir selbst
kam es vor, daß ein Mann in einer Kirche der Umgegend von Saarlouis eine wer
weiß wie bereitete Kerze aufstellte, und wie diese abbrannte, so wurde derjenige, den
er haßte, wenn auch nicht durch den Zauber, doch von einer Krankheit verzehrt“.
T r i e r. S. W e n z.
Jupiterpfeiler und thronender Jupiter aus der Sammlung auf Schloß Dyck.
12. Durch das freundliche Entgegenkommen des Fürsten zu Salm-Reiffer-
scheidt wurde es mir möglich, die wichtigsten römischen Funde auf Schloss Dyck
— zwischen Rheydt lind Neuss — genauer zu studieren und mit Hilfe unserer
städtischen Museumsverwaltung photographisch aufzunehmen.
Das interessanteste Steindenkmal dieser Sammlung ist das Bruch-
stück eines Jupiterpfeilers (Abb. io)l). Das Monument steht unter freiem
Himmel in dem wegen seiner Naturschönheiten berühmten Schlossparke,
und zwar auf dessen westlicher Seite in der Nähe der Brücke. Ich beschreibe
hier das Denkmal so, wie es sich im Schloßgarten dem Auge darstellt, und
überlasse die Frage nach seiner richtigen Ergänzung dem Ergebnis einer
systematischen Betrachtung sämtlicher uns bekannten Jupiterpfeiler und der
Zusammenstellung aller römischen Kulturreste auf Schloss Dyck. Zu unterst
steht ein viereckiger Sockel von 51 cm im Quadrat. Er ist ganz schmucklos
und trägt auf seiner Vorderseite nur den Rest einer Inschrift. In grossen
Buchstaben steht darauf I. O. M2). Die Fortsetzung der Inschrift ist radiert,
wie die deutliche Aushöhlung an dieser Stelle des Steines erkennen lässt.
Auf diesen Sockel ist der Stumpf eines eigentlichen Jupiterpfeilers
gestellt, dessen Breite und Tiefe 33,5 cm und dessen Höhe jetzt noch 74 cm
beträgt. Der Pfeiler ist aus einem einzigen Stein, dem ganz in der Nähe
des Schlosses gebrochenen Liedberger Sandstein, gefertigt. Auch der Inschrift-
sockel ist sehr wahrscheinlich aus demselben Material. Beide Steine sind
1820 zusammen gefunden. Der Sockel ruhte dabei noch auf seinem ursprüng-
lichen Fundament. Es sprechen also Fundumstände, Maße und wahrschein-
') Ohne Abbildung beschrieben bei Haug, Die Viergöttersteine, Westd. Zeitschr.
X S. 139 unter Nr. 167.
2) CIL XIII 8535; vgl. auch Hertlein: Die Jupitergigantensäulen S. 112 u. 12S.
aufgegangenen Sammlungen als Einzelstück unter die Bronzesachen seit alters eingeordnet
ist. Die zweite Tatsache ist zugleich als Zeugnis für langes Nachlehen antiker Gedanken
interessant. Die gesta Trevirorum edd. J. H. Wyttenbach u. M. F. J. Müller berichten an
den Trierer Bischof Eberhard (1047—1066) IS. 154 f.: Deinde Judaeis persecutionem
indixit eosque, nisi proximo sabatho pascliae Christiani efficerentur, civitate pellendos
esse decrevit. Hinc igitur eiusdem nefandae gentis quidam, ad similitudinem episcopi,
ceream imaginem lichnis interpositam facientes, quendam clericum de coenobio sancti
Paulini, Christianum nomine non opere, ut eam baptizaret, pecunia corruperunt, quam
ipso sabatho, episcopo jam ad baptismi solempnia celebranda praeparato accenderunt.
Qua et parte media iam consumpta, episcopus super fontem sacris instans officiis,
coepit graviter infirmari. et secedens in sacrario cum adjutorio ministrorum, geni-
busque flexis ante crucem, quae ibidem picta est, in oratione et in sacris vestibus
obiit XVII Kal. Maji et sepultus est in basilica sancti Paulini.
Der hier erzählte Bildzauber ist abgesehen von den christlichen Verbrämungen
derselbe wie der aus dem Altertum bekannte, einen Zusammenhang mit dem antiken
wird niemand leugnen, der an die Abhängigkeit der spätmittelalterlichen Zauberbücher
von der magischen Wissenschaft des Altertums denkt. Noch bis ins 19. Jahrh. scheint
der alte Zauber mit Wachsbildern in unserer Gegend zu gehen. Wenigstens berichtet
Ph. Schmitt, Die Kirche des hl. Paulinus bei Trier, Trier 1853, S. 117: „Mir selbst
kam es vor, daß ein Mann in einer Kirche der Umgegend von Saarlouis eine wer
weiß wie bereitete Kerze aufstellte, und wie diese abbrannte, so wurde derjenige, den
er haßte, wenn auch nicht durch den Zauber, doch von einer Krankheit verzehrt“.
T r i e r. S. W e n z.
Jupiterpfeiler und thronender Jupiter aus der Sammlung auf Schloß Dyck.
12. Durch das freundliche Entgegenkommen des Fürsten zu Salm-Reiffer-
scheidt wurde es mir möglich, die wichtigsten römischen Funde auf Schloss Dyck
— zwischen Rheydt lind Neuss — genauer zu studieren und mit Hilfe unserer
städtischen Museumsverwaltung photographisch aufzunehmen.
Das interessanteste Steindenkmal dieser Sammlung ist das Bruch-
stück eines Jupiterpfeilers (Abb. io)l). Das Monument steht unter freiem
Himmel in dem wegen seiner Naturschönheiten berühmten Schlossparke,
und zwar auf dessen westlicher Seite in der Nähe der Brücke. Ich beschreibe
hier das Denkmal so, wie es sich im Schloßgarten dem Auge darstellt, und
überlasse die Frage nach seiner richtigen Ergänzung dem Ergebnis einer
systematischen Betrachtung sämtlicher uns bekannten Jupiterpfeiler und der
Zusammenstellung aller römischen Kulturreste auf Schloss Dyck. Zu unterst
steht ein viereckiger Sockel von 51 cm im Quadrat. Er ist ganz schmucklos
und trägt auf seiner Vorderseite nur den Rest einer Inschrift. In grossen
Buchstaben steht darauf I. O. M2). Die Fortsetzung der Inschrift ist radiert,
wie die deutliche Aushöhlung an dieser Stelle des Steines erkennen lässt.
Auf diesen Sockel ist der Stumpf eines eigentlichen Jupiterpfeilers
gestellt, dessen Breite und Tiefe 33,5 cm und dessen Höhe jetzt noch 74 cm
beträgt. Der Pfeiler ist aus einem einzigen Stein, dem ganz in der Nähe
des Schlosses gebrochenen Liedberger Sandstein, gefertigt. Auch der Inschrift-
sockel ist sehr wahrscheinlich aus demselben Material. Beide Steine sind
1820 zusammen gefunden. Der Sockel ruhte dabei noch auf seinem ursprüng-
lichen Fundament. Es sprechen also Fundumstände, Maße und wahrschein-
') Ohne Abbildung beschrieben bei Haug, Die Viergöttersteine, Westd. Zeitschr.
X S. 139 unter Nr. 167.
2) CIL XIII 8535; vgl. auch Hertlein: Die Jupitergigantensäulen S. 112 u. 12S.