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beigegebenen Gladius halte ich das Grab für das eines Germanen (vgl.
Trier. Jahresb. II S. 105 f.), eines Vangionen oder, wenn dies wenig wahr-
scheinlich ist (Schumacher, Mainz. Zeitschr. VIII, IX S. no), eines Caeracaten
(Schumacher a. a. O.). Vielleicht darf man hier, wozu ich mich für das
Söterner Grab nicht entschließen konnte (Trier. Jahresb. II S. 105), eine
Beziehung zu einer römischen Etappenstraße annehmen (vgl. zu dieser Frage
Ritterling, Bonner Jahbr. 114/115 S. 187). Denn 10 Min. nördlich von der
Fundstelle wird die Römerstraße Trier—St. Wendel beim Flurbezirk
„Steinerner Mann“, dessen Name auf ein einst dort befindliches Steinbild
eines Mannes und damit doch wohl auf ein römisches Monument hinweist
(Back, Römische Spuren S. 5 7)i geschnitten oder erreicht. Es ist demnach
möglich, daß an diesem Straßenschnittpunkt in augusteischer Zeit eine
Art von Beneficiarierposten mit einem Soldaten aus der landsässigen,
in diesem Falle der germanischen Bevölkerung, besetzt war (Ritterling
a. a. O.). Freilich könnte für einen solchen Posten noch eine andere Stelle
in Betracht kommen, die von dem Grabe nur 5 Min. entfernt ist. Von
Selbach herkommend führt an der Nohmühle vorbei eine alte, jetzt verfallene
und stellenweise überhaupt nicht mehr benutzte gepflasterte Straße nach
Walhausen, die sogenannte „Selbacher Fuhrt“. Unfern derselben liegt
die Wüstung des (spätrömischen? bzw.) frühmittelalterlichen Hahnhausen
(Kat. Birkf. S. 64 u. Karte Nr. 9). Dieser Weg kreuzt 5 Min. östlich von der
Fundstelle am Röhenberg, zugleich den wasserreichen Leisbach überschreitend,
die Römerstrasse Trier—St. Wendel. So könnte der Posten des irregulären
römischen Soldaten auch hier gewesen sein, erst recht, wenn die „Selbacher
Fuhrt“, was nicht unmöglich ist, eine Teilstrecke der wichtigen Römerstraße
Metz—Wallerfangen — Tholey (Schaumberg) —Winterhauch—Kreuznach—Mainz
(Kat. Bf Id. S. 125 ff., besonders 127 Anm. 2) sein sollte. Nur systematische
Untersuchungen des römischen Straßennetzes auf der linken Rheinseite können
über diese und verwandte Fragen im allgemeinen und im besonderen Auf-
klärung bringen.
Birkenfeld. Baldes.
Mainz. Römische Inschrift.
45. Am 9. März ds. Js. wurde bei Errichtung eines Neubaues durch den
Scharfblick des Sekretärs der städtischen Sammlungen, Herrn P. Keßler ein
interessantes Inschrift-Bruchstück entdeckt. Es war wahrscheinlich im Gautor
vermauert gewesen und dann, als dieses vor mehreren Jahren abgerissen
wurde, unbemerkt in den Schutt geraten. Sandstein; H. 30 cm, Br. 30 cm,
D. 14 cm. Da der Hauptteil der Inschrift in ganz kleinen, nur 14 mm hohen
Buchstaben abgefaßt ist und diese noch dazu mit Kalksinter völlig zugedeckt
waren, war es außerordentlich schwer, sie in ungereinigtem Zustand zu be-
merken Unten scheint keine Zeile zu fehlen, und rechts ist ein alter Bruch,
aber oben und links ist der Stein offenbar erst neuerdings von den Maurern
abgeschlagen worden. Trotz aller sofort angestellten Nachforschungen sind
aber keine weiteren Stücke zu Tage gekommen: sie sind jedenfalls sogleich
in die Grundmauern des werdenden Hauses verbaut worden.
Das verhältnismäßig riesengroße I der ersten Zeile (es ist oben beschä-
digt und doch noch ungefähr siebenmal so hoch als die anderen Buchstaben)
beweist, daß wir hier nur einen kleinen Teil einer sehr großen Inschrift vor
uns haben, denn rechts und links hat in der ganzen Breite der zweiten Zeile
kein andrer Buchstabe mehr gestanden. Mag man also dieses I der ersten
Zeile als Rest eines Kaisernamens oder anders auffassen, jedenfalls muß die
beigegebenen Gladius halte ich das Grab für das eines Germanen (vgl.
Trier. Jahresb. II S. 105 f.), eines Vangionen oder, wenn dies wenig wahr-
scheinlich ist (Schumacher, Mainz. Zeitschr. VIII, IX S. no), eines Caeracaten
(Schumacher a. a. O.). Vielleicht darf man hier, wozu ich mich für das
Söterner Grab nicht entschließen konnte (Trier. Jahresb. II S. 105), eine
Beziehung zu einer römischen Etappenstraße annehmen (vgl. zu dieser Frage
Ritterling, Bonner Jahbr. 114/115 S. 187). Denn 10 Min. nördlich von der
Fundstelle wird die Römerstraße Trier—St. Wendel beim Flurbezirk
„Steinerner Mann“, dessen Name auf ein einst dort befindliches Steinbild
eines Mannes und damit doch wohl auf ein römisches Monument hinweist
(Back, Römische Spuren S. 5 7)i geschnitten oder erreicht. Es ist demnach
möglich, daß an diesem Straßenschnittpunkt in augusteischer Zeit eine
Art von Beneficiarierposten mit einem Soldaten aus der landsässigen,
in diesem Falle der germanischen Bevölkerung, besetzt war (Ritterling
a. a. O.). Freilich könnte für einen solchen Posten noch eine andere Stelle
in Betracht kommen, die von dem Grabe nur 5 Min. entfernt ist. Von
Selbach herkommend führt an der Nohmühle vorbei eine alte, jetzt verfallene
und stellenweise überhaupt nicht mehr benutzte gepflasterte Straße nach
Walhausen, die sogenannte „Selbacher Fuhrt“. Unfern derselben liegt
die Wüstung des (spätrömischen? bzw.) frühmittelalterlichen Hahnhausen
(Kat. Birkf. S. 64 u. Karte Nr. 9). Dieser Weg kreuzt 5 Min. östlich von der
Fundstelle am Röhenberg, zugleich den wasserreichen Leisbach überschreitend,
die Römerstrasse Trier—St. Wendel. So könnte der Posten des irregulären
römischen Soldaten auch hier gewesen sein, erst recht, wenn die „Selbacher
Fuhrt“, was nicht unmöglich ist, eine Teilstrecke der wichtigen Römerstraße
Metz—Wallerfangen — Tholey (Schaumberg) —Winterhauch—Kreuznach—Mainz
(Kat. Bf Id. S. 125 ff., besonders 127 Anm. 2) sein sollte. Nur systematische
Untersuchungen des römischen Straßennetzes auf der linken Rheinseite können
über diese und verwandte Fragen im allgemeinen und im besonderen Auf-
klärung bringen.
Birkenfeld. Baldes.
Mainz. Römische Inschrift.
45. Am 9. März ds. Js. wurde bei Errichtung eines Neubaues durch den
Scharfblick des Sekretärs der städtischen Sammlungen, Herrn P. Keßler ein
interessantes Inschrift-Bruchstück entdeckt. Es war wahrscheinlich im Gautor
vermauert gewesen und dann, als dieses vor mehreren Jahren abgerissen
wurde, unbemerkt in den Schutt geraten. Sandstein; H. 30 cm, Br. 30 cm,
D. 14 cm. Da der Hauptteil der Inschrift in ganz kleinen, nur 14 mm hohen
Buchstaben abgefaßt ist und diese noch dazu mit Kalksinter völlig zugedeckt
waren, war es außerordentlich schwer, sie in ungereinigtem Zustand zu be-
merken Unten scheint keine Zeile zu fehlen, und rechts ist ein alter Bruch,
aber oben und links ist der Stein offenbar erst neuerdings von den Maurern
abgeschlagen worden. Trotz aller sofort angestellten Nachforschungen sind
aber keine weiteren Stücke zu Tage gekommen: sie sind jedenfalls sogleich
in die Grundmauern des werdenden Hauses verbaut worden.
Das verhältnismäßig riesengroße I der ersten Zeile (es ist oben beschä-
digt und doch noch ungefähr siebenmal so hoch als die anderen Buchstaben)
beweist, daß wir hier nur einen kleinen Teil einer sehr großen Inschrift vor
uns haben, denn rechts und links hat in der ganzen Breite der zweiten Zeile
kein andrer Buchstabe mehr gestanden. Mag man also dieses I der ersten
Zeile als Rest eines Kaisernamens oder anders auffassen, jedenfalls muß die