die naturalistischen Raumteile; die Aufsicht beherrscht den ganzen
Bildbau. Benozzo kennt neben dieser Möglichkeit der Raumwieder-
gabe auch noch andere und wendet sie nebeneinander an. Für den
Vordergrund ist die Linearperspektive maßgeblich; die oft hart auf-
einanderstoßenden Profil- und Enfacestellungen der Pferde be-
zeichnen einen vorderen Bühnenraum mit niederem Augpunkt. Da-
hinter schließt sich ein mit Schrägverkürzungen und Aufsicht ge-
arbeitetes Felsenterrain an, das stellenweise abbricht und den Blick
in ein von oben gesehenes, hügeliges Gelände freigibt. Benozzo
arbeitet also mit drei verschiedenen Standpunkten, wobei die In-
konsequenz der Anlage so offen zu Tage liegt, daß man eine künst-
lerische Absicht dahinter vermuten muß.
Das ständige Auf und Ab des Terrains verleitet das Auge zu
einer sprunghaften Sehbewegung. Es gibt keine Führungslinien, die
es gestatten, das Ganze mit einem Blick zu übersehen. Indem so das
Erfassen eines Gesamteindrucks durch den ständigen Wechsel der
Schauplätze und der Standpunkte unmöglich gemacht ist, wird der
Beschauer gezwungen, ins Detail zu gehen, um den Reichtum der
Bilder zu erfahren. Und darauf kam es dem Künstler im Grunde an.
Seine Detailfreude geht so weit, daß auch der einzelne Ausschnitt
keinen Bilderzusammenhang bietet; jedes Ding steht für sich und
behauptet seine individuelle Erscheinung. Daß es sich um eine
Schaustellung handelt, bei der jeder Einzelne zu Wort kommen soll,
wird noch besonders deutlich in Haltung und Bewegung der Reiter:
sie blicken teilweise aus dem Bilde heraus oder wenden sich gar
nach dem Beschauer um.
In der hemmungslosen Ausbreitung eines äußerlichen Reich-
tums manifestiert sich ein weltliches Repräsentationsbedürfnis in
seiner primitiven, noch undifferenzierten Form. Für die Entwicklung
der Wirklichkeitsgestaltung war es eher hemmend als förderlich.
Die Raumwiedergabe Benozzos erschöpft sich in Kunststücken; als
erster erkannte er die Reizwirkungen, die von einer aus heterogenen
Elementen zusammengesetzten Bildwelt ausgehen können. Die Fels-
architektur, welche bisher entweder Grundlage (Boden) der Land-
schaft oder raumschaffendes Versatzstück war, wird bei ihm zu einem
dekorativen Bestandteil von rein phantasiebewegender Bedeutung.
Filippo Lippi und Benozzo Gozzcli können als die beiden
Exponenten möglicher Zwischenlösungen gelten. Beide versuchten,
eine überkommene Bildstruktur den Erfordernissen der neuen Zeit
anzugleichen: der ältere Lippi mit allem Eifer, den perspektivischen
Erkenntnissen gerecht zu werden, Gozzoli mit einer spielerischen
Lust, sie zu bagatellisieren28).
Für die Problematiker war es nun, wollten sie nicht im rein
Experimentellen stecken bleiben, eine lebenswichtige Aufgabe, dieser
Kunst entgegenzutreten, indem sie sie in ihren Grundlagen angriffen.
Das der traditionellen Richtung Gemeinsame kann auf drei Momente
zurückgeführt werden: die Einzelheitensicht, die Felsstruktur und die
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Bildbau. Benozzo kennt neben dieser Möglichkeit der Raumwieder-
gabe auch noch andere und wendet sie nebeneinander an. Für den
Vordergrund ist die Linearperspektive maßgeblich; die oft hart auf-
einanderstoßenden Profil- und Enfacestellungen der Pferde be-
zeichnen einen vorderen Bühnenraum mit niederem Augpunkt. Da-
hinter schließt sich ein mit Schrägverkürzungen und Aufsicht ge-
arbeitetes Felsenterrain an, das stellenweise abbricht und den Blick
in ein von oben gesehenes, hügeliges Gelände freigibt. Benozzo
arbeitet also mit drei verschiedenen Standpunkten, wobei die In-
konsequenz der Anlage so offen zu Tage liegt, daß man eine künst-
lerische Absicht dahinter vermuten muß.
Das ständige Auf und Ab des Terrains verleitet das Auge zu
einer sprunghaften Sehbewegung. Es gibt keine Führungslinien, die
es gestatten, das Ganze mit einem Blick zu übersehen. Indem so das
Erfassen eines Gesamteindrucks durch den ständigen Wechsel der
Schauplätze und der Standpunkte unmöglich gemacht ist, wird der
Beschauer gezwungen, ins Detail zu gehen, um den Reichtum der
Bilder zu erfahren. Und darauf kam es dem Künstler im Grunde an.
Seine Detailfreude geht so weit, daß auch der einzelne Ausschnitt
keinen Bilderzusammenhang bietet; jedes Ding steht für sich und
behauptet seine individuelle Erscheinung. Daß es sich um eine
Schaustellung handelt, bei der jeder Einzelne zu Wort kommen soll,
wird noch besonders deutlich in Haltung und Bewegung der Reiter:
sie blicken teilweise aus dem Bilde heraus oder wenden sich gar
nach dem Beschauer um.
In der hemmungslosen Ausbreitung eines äußerlichen Reich-
tums manifestiert sich ein weltliches Repräsentationsbedürfnis in
seiner primitiven, noch undifferenzierten Form. Für die Entwicklung
der Wirklichkeitsgestaltung war es eher hemmend als förderlich.
Die Raumwiedergabe Benozzos erschöpft sich in Kunststücken; als
erster erkannte er die Reizwirkungen, die von einer aus heterogenen
Elementen zusammengesetzten Bildwelt ausgehen können. Die Fels-
architektur, welche bisher entweder Grundlage (Boden) der Land-
schaft oder raumschaffendes Versatzstück war, wird bei ihm zu einem
dekorativen Bestandteil von rein phantasiebewegender Bedeutung.
Filippo Lippi und Benozzo Gozzcli können als die beiden
Exponenten möglicher Zwischenlösungen gelten. Beide versuchten,
eine überkommene Bildstruktur den Erfordernissen der neuen Zeit
anzugleichen: der ältere Lippi mit allem Eifer, den perspektivischen
Erkenntnissen gerecht zu werden, Gozzoli mit einer spielerischen
Lust, sie zu bagatellisieren28).
Für die Problematiker war es nun, wollten sie nicht im rein
Experimentellen stecken bleiben, eine lebenswichtige Aufgabe, dieser
Kunst entgegenzutreten, indem sie sie in ihren Grundlagen angriffen.
Das der traditionellen Richtung Gemeinsame kann auf drei Momente
zurückgeführt werden: die Einzelheitensicht, die Felsstruktur und die
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