so im Einzelnen einer Landschaft zwischen Mensch und Umwelt. Da-
durch, daß der neue Strukturwille wieder die Grundrichtungen im
Landschaftsbau hervorhebt, erhält das Räumliche einen bestimmten,
mit wenigen Marksteinen fixierten Charakter, der auch den Figuren,
ihren Platz vorschreibt (Bsp.: Carraccis Landschaft mit büßender
Magdalena, Rom, Galeria Doria). Es ist eine geordnete, manchmal
allzu aufgeräumte Welt, in der die Figuren sich in die Landschafts-
struktur zu fügen haben, die ihnen andererseits aber auch die ge-
hörige Resonanz verschafft wie einem Schauspieler, wenn er sich im
großen Bühnenraume an die richtige Stelle begibt. Die Beziehung
zwischen Mensch und Landschaft, die wir bei Raffael als eine formale
kennzeichneten, in der Figurengruppe und Landschaftskörper sich
gleichwertig gegenüber standen, ist hier zu einer Abhängigkeit der
Figuren vom Landschaftsbau geworden, die zunächst auch nur formal
ist, d. h. noch nicht sinnbezogen in einem höheren als repräsentativ-
dekorativen Grade. Dem neuen Verhältnis einen im Gefühlsinhalt
gegründeten Sinn zu geben, war dem Deutschen Adam Elsheimer
vorbehalten.
Daß es weder Carracci noch Domenichino auf Stimmung im
eigentlichen Sinne ankam, liegt in ihrer Landschaftsauffassung be-
gründet; alles die endgültige Form wieder Verunklärende, wie zu-
fällige Beleuchtung, starke Formkontraste, plötzliche Perspektiven,
lehnen sie ab, damit gleichzeitig der venezianischen Lichtmalerei,
wie dem niederländischen Dekorationsillusionismus begegnend. Aber
auch die aus einem bestimmten lyrischen Inhalt erwachsende Form
der Stimmung, wie sie sich in der seelischen Verbundenheit einer
Figurengruppe äußern kann, findet sich bei ihnen nicht. Die Bild-
inhalte sind, der klaren Bauart der Landschaft entsprechend, repräsen-
tativ aufgefaßt und auch das Gesellschaftliche und Genremäßige fügt
sich bei aller Natürlichkeit der auf dekorative Wirkung bedachten.
Regie. In Carraccis Berliner Landschaft findet sich nichts Zufälliges,
obwohl das Bildthema von sich aus keinerlei Bindungen vorschreibt.
Die Kahnfahrenden sind genau in die Bildmitte genommen, das Paar
links und der Kahn rechts in den gleichen Abstand dazu gerückt und
alle drei durch Baumgruppen akzentuiert. Der ganze Reiz des Bildes
liegt in der Verbindung dieser konstruktiven Strenge mit der
frischesten Naturbeobachtung. Ebenso steht es mit Domenichinos
Landschaften mit Genrestaffage im Palazzo Doria und in Madrid 10°).
Es scheint so, als habe es die Künstler besonders gereizt, auch die
unmonumentalen Bildthemen mit ihrer Landschaftsauffassung zu ver-
binden, ein Zeichen, wie betont naturnah man sich wieder fühlte.
Allerdings blieben diese Anregungen zur idyllischen Landschaft ohne
Nachfolge, da Elsheimer dafür eine Form schuf, die dem intimen
Stimmungscharakter solcher Bildthemen bei weitem mehr entgegen-
kam (Landschaft mit flötendem Hirten, Petersburg).
Viel bedeutender ist die Nachwirkung der sogenannten hero-
ischen Landschaften, wo ein biblisches oder mythologisches Thema
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durch, daß der neue Strukturwille wieder die Grundrichtungen im
Landschaftsbau hervorhebt, erhält das Räumliche einen bestimmten,
mit wenigen Marksteinen fixierten Charakter, der auch den Figuren,
ihren Platz vorschreibt (Bsp.: Carraccis Landschaft mit büßender
Magdalena, Rom, Galeria Doria). Es ist eine geordnete, manchmal
allzu aufgeräumte Welt, in der die Figuren sich in die Landschafts-
struktur zu fügen haben, die ihnen andererseits aber auch die ge-
hörige Resonanz verschafft wie einem Schauspieler, wenn er sich im
großen Bühnenraume an die richtige Stelle begibt. Die Beziehung
zwischen Mensch und Landschaft, die wir bei Raffael als eine formale
kennzeichneten, in der Figurengruppe und Landschaftskörper sich
gleichwertig gegenüber standen, ist hier zu einer Abhängigkeit der
Figuren vom Landschaftsbau geworden, die zunächst auch nur formal
ist, d. h. noch nicht sinnbezogen in einem höheren als repräsentativ-
dekorativen Grade. Dem neuen Verhältnis einen im Gefühlsinhalt
gegründeten Sinn zu geben, war dem Deutschen Adam Elsheimer
vorbehalten.
Daß es weder Carracci noch Domenichino auf Stimmung im
eigentlichen Sinne ankam, liegt in ihrer Landschaftsauffassung be-
gründet; alles die endgültige Form wieder Verunklärende, wie zu-
fällige Beleuchtung, starke Formkontraste, plötzliche Perspektiven,
lehnen sie ab, damit gleichzeitig der venezianischen Lichtmalerei,
wie dem niederländischen Dekorationsillusionismus begegnend. Aber
auch die aus einem bestimmten lyrischen Inhalt erwachsende Form
der Stimmung, wie sie sich in der seelischen Verbundenheit einer
Figurengruppe äußern kann, findet sich bei ihnen nicht. Die Bild-
inhalte sind, der klaren Bauart der Landschaft entsprechend, repräsen-
tativ aufgefaßt und auch das Gesellschaftliche und Genremäßige fügt
sich bei aller Natürlichkeit der auf dekorative Wirkung bedachten.
Regie. In Carraccis Berliner Landschaft findet sich nichts Zufälliges,
obwohl das Bildthema von sich aus keinerlei Bindungen vorschreibt.
Die Kahnfahrenden sind genau in die Bildmitte genommen, das Paar
links und der Kahn rechts in den gleichen Abstand dazu gerückt und
alle drei durch Baumgruppen akzentuiert. Der ganze Reiz des Bildes
liegt in der Verbindung dieser konstruktiven Strenge mit der
frischesten Naturbeobachtung. Ebenso steht es mit Domenichinos
Landschaften mit Genrestaffage im Palazzo Doria und in Madrid 10°).
Es scheint so, als habe es die Künstler besonders gereizt, auch die
unmonumentalen Bildthemen mit ihrer Landschaftsauffassung zu ver-
binden, ein Zeichen, wie betont naturnah man sich wieder fühlte.
Allerdings blieben diese Anregungen zur idyllischen Landschaft ohne
Nachfolge, da Elsheimer dafür eine Form schuf, die dem intimen
Stimmungscharakter solcher Bildthemen bei weitem mehr entgegen-
kam (Landschaft mit flötendem Hirten, Petersburg).
Viel bedeutender ist die Nachwirkung der sogenannten hero-
ischen Landschaften, wo ein biblisches oder mythologisches Thema
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