raten irgendwelche Akten, wie er eigentlich zu den ver-
schiedenen Bekenntnissen, den politischen Richtungen,
den Klassen und Parteien stand, dieser extrem stille
Mann, der wohl kaum älter als vierzig Jahre wurde.
Carel van Mander berichtet etwa dreißig Jahre nach
Bruegels Tod, daß er in Geselligkeit unversehens zu
Spuk und Extravaganzen übergehen konnte.
Er scheint in Antwerpen mit Künstlern, Literaten, For-
schern und Verlegern befreundet gewesen zu sein, die
wohl mehr oder minder ironisch jenem üblichen Fanatis-
mus gegenüberstanden, mit welchem besonders die Pro-
testanten verfolgt wurden. Der große aktivistische Buch-
drucker Plantin gehörte zur Sekte des Henri Nicolaes,
welcher in seinem „Speculum Justitiae" alle Religionen
als gleichberechtigte Symbole ansab. Plantins großer
Bankrott hing mit entsprechenden Spannungen zusam-
men, so daß er seine Flucht nach Paris als eine geschäft-
liche Reise tarnen mußte. Es liegt äußerst nahe, daß auch
Bruegel wegen einer Angstpsychose, die ihn überkam, so
plötzlich aus Antwerpen verschwand. Er siedelte nach
Brüssel über, wo er die letzten sechs Jahre seines Lebens
verblieb, obgleich er dort von seinen früheren wichtig-
sten kulturellen Beziehungen abgeschnitten war. Er-
schreckend mutet uns an, daß sein Biograph van Mander
glaubhaft berichtet, Bruegel habe auf seinem Totenbette
angeordnet, seine Frau solle seine mit Texten versehenen
Kupferstiche verbrennen.
Aus einem Brief von 1561, den Ortelius von anderer
Hand erhielt, geht hervor, mit welchem Mißtrauen ge-
wisse Bekenntniskunst von selten der katholischen Kirche
betrachtet wurde. Heißt es hier doch, man solle alle
Malereien und Stiche vermeiden, die die Religion bearg-
wöhnen oder vielleicht als obszön erscheinen könnten.
Denn der Inquisitor prüfe die Bilder wie die Bücher.
Alle Koffer und Pakete würden kontrolliert. Auch
Coornhert beklagt die dauernde Unduldsamkeit: auf
die Menschen und nicht auf die Konfessionen komme es
an. Nicht minder entrüstet sich der Bürgermeister Peter
van Hoft: in Amsterdam solle ein armer Kerl zum Tode
verurteilt werden, weil er in Christus nur ein irdisches
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schiedenen Bekenntnissen, den politischen Richtungen,
den Klassen und Parteien stand, dieser extrem stille
Mann, der wohl kaum älter als vierzig Jahre wurde.
Carel van Mander berichtet etwa dreißig Jahre nach
Bruegels Tod, daß er in Geselligkeit unversehens zu
Spuk und Extravaganzen übergehen konnte.
Er scheint in Antwerpen mit Künstlern, Literaten, For-
schern und Verlegern befreundet gewesen zu sein, die
wohl mehr oder minder ironisch jenem üblichen Fanatis-
mus gegenüberstanden, mit welchem besonders die Pro-
testanten verfolgt wurden. Der große aktivistische Buch-
drucker Plantin gehörte zur Sekte des Henri Nicolaes,
welcher in seinem „Speculum Justitiae" alle Religionen
als gleichberechtigte Symbole ansab. Plantins großer
Bankrott hing mit entsprechenden Spannungen zusam-
men, so daß er seine Flucht nach Paris als eine geschäft-
liche Reise tarnen mußte. Es liegt äußerst nahe, daß auch
Bruegel wegen einer Angstpsychose, die ihn überkam, so
plötzlich aus Antwerpen verschwand. Er siedelte nach
Brüssel über, wo er die letzten sechs Jahre seines Lebens
verblieb, obgleich er dort von seinen früheren wichtig-
sten kulturellen Beziehungen abgeschnitten war. Er-
schreckend mutet uns an, daß sein Biograph van Mander
glaubhaft berichtet, Bruegel habe auf seinem Totenbette
angeordnet, seine Frau solle seine mit Texten versehenen
Kupferstiche verbrennen.
Aus einem Brief von 1561, den Ortelius von anderer
Hand erhielt, geht hervor, mit welchem Mißtrauen ge-
wisse Bekenntniskunst von selten der katholischen Kirche
betrachtet wurde. Heißt es hier doch, man solle alle
Malereien und Stiche vermeiden, die die Religion bearg-
wöhnen oder vielleicht als obszön erscheinen könnten.
Denn der Inquisitor prüfe die Bilder wie die Bücher.
Alle Koffer und Pakete würden kontrolliert. Auch
Coornhert beklagt die dauernde Unduldsamkeit: auf
die Menschen und nicht auf die Konfessionen komme es
an. Nicht minder entrüstet sich der Bürgermeister Peter
van Hoft: in Amsterdam solle ein armer Kerl zum Tode
verurteilt werden, weil er in Christus nur ein irdisches
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