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Bruegel, Pieter [Ill.]; Roh, Franz [Oth.]
Pieter Bruegel d. Ä. - die Niederländischen Sprichwörter — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 50: Stuttgart: Reclam-Verl., 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.72934#0035
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DAS LEBEN PIETER BRUEGELS
VON CAREL VAN MANDER (1604)
Die Natur hat ganz erstaunlich ihren Mann gefunden
und getroffen, um wiederum von ihm herrlich ge-
troffen zu werden, als sie in der Nähe von Breda, in
einem unbekannten Brabanter Dorf, dessen Namen er
trägt und seinen Nachkommen vererbte, den geistreichen
und humorvollen Pieter Bruegel, den unvergänglichen
Ruhm der Niederlande, unter Bauern auserwählt und
zu der Malerkunst berufen hat, damit er mit dem Pinsel
Bauern schildere.
Er lernte die Kunst bei Pieter Koeck van Aelst, dessen
Tochter er später geheiratet hat. Als sie noch klein war,
hat er sie oftmals auf dem Arm getragen, als er bei
Pieter wohnte. Dann ging er in die Werkstatt des
Hieronymus Kock, reiste darauf nach Frankreich und
von da nach Italien. Er hat sich an dem Vorbild des
Hieronymus Bosch viel geübt und machte in dessen
Weise viele spukhafte und drollige Bilder, weshalb er
von vielen Pieter der Drollige genannt wird. Auch sieht
man nur wenige Werke von ihm, die der Betrachter
ernsthaft und ohne zu lachen beschauen kann. So gries-
grämig und unwirsch er auch sei, er muß wenigstens
schmunzeln oder lächeln.
Auf seinen Reisen hat er viel nach der Natur gezeich-
net, so daß es von ihm heißt, er habe, als er in den
Alpen war, alle Berge und Felsen verschlungen und sie
nach seiner Heimkehr auf Leinwanden und Tafeln wie-
der ausgespien, so geradewegs wußte er auf diesem und
auf andern Gebieten die Natur zu packen.
Er siedelte sich an und wählte seinen Wohnsitz in
Antwerpen. Dort trat er 1551 in die Gilde oder Maler-
zunft ein. Er arbeitete viel für einen Kaufmann namens
Hans Frandtert, der ein wohlangesehener und braver
Mann war und gern mit Bruegel verkehrte und täglich
mit ihm zusammenkam. Mit diesem Franckert ging
Bruegel oftmals hinaus zu den Bauern, zu Kirmes und
Hochzeit. Als Bauern verkleidet brachten sie Geschenke

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