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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0046
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III.

Antwerpen’s Aufblühen. — Die St. Lucas-Gilde.

ie Stelle, wo Antwerpen fich erheben follte, ift fchon von
der Natur als die geeignetfte für den grofsen nordweftlichen
Hafen des europäifchen Feftlandes angezeigt worden. An
einem Strom gelegen, der bis vor die Mauern der Stadt ein
anfehnliches Fallen und Steigen bei Ebbe und Fluth erfährt,
und der bis dahin tief genug ift um die fchwerften Kauf-
fahrer zu tragen und doch nicht fo breit um den Verkehr
zWifchen den beiden Ufern zu hemmen; an einer Stelle, die
weit genug landeinwärts liegt um von dem Ungeftüm der Meereswogen gefchiitzt
zu fein, und von allen Seiten umgeben von ftark bewohnten Städten und
Landfchaften, mufste Antwerpen mit der fteigenden Wohlfahrt der Nachbar-
lande wohl der Mittelpunkt eines ausgebreiteten Handels und der Markt von einem
grofsen Theil Europa’s werden.

Frühzeitig fehen wir auch in der Schiffahrt eine Hauptbefchäftigung ihrer
Einwohner. Schon 1225 hatte Papft Honorius III. eine Bulle erlaffen, in welcher
er den Autwerpenern Difpenfe vom langwierigen kirchlichen Aufgebot bei Trau-
ungen verlieh, «indem ein grofser Theil der Bewohner der Stadt Seehandel
triebe, von einem Lande zum andern fahre, und faft nie in der Stadt fich auf-
hielte, aufser in Winterszeit, wenn böfes Wetter die Leute hinderte in See zu
gehen». Im 13. Jahrhundert befafs Antwerpen bereits das Stapelrecht von
Fifch, Salz und Hafer, es hatte ferner zwei Jahrmärkte, den Sinxenmarkt und
den Bamismarkt (St. Bavo’s-Meffe), und eine Anzahl von handelbegünftigenden
Privilegien. Zu Ende diefes Jahrhunderts, 1291, erhielt die Stadt von ihrem
Herzog Jan I. von Brabant eine Handvefte, die als der Taufbrief ihres gemeind-
lichen Beftandes betrachtet werden kann, und die ihr diefelben bürgerlichen und
politifchen Freiheiten, diefelben Bürgfchaften für gute Rechtspflege und per-
fönliche Sicherheit verlieh, wie fie die andern gröfseren Gemeinden von Bra-
bant und Flandern genofsen.

Antwerpen’s Wachsthum machte nicht fo fchleunige Fortfehritte, wie
man es von deffen natürlichen und privilegirten Vorzügen erwarten follte. Die
Urfache davon war der beftändige Kampf mit mächtigen und älteren Nachbar-
ftädten. Brügge, Gent, Ypern, Brüffel und Löwen Landen ringsum bereits in
Blüthe als Antwerpen kaum als Gemeinde entftand, und gegen diefe Rivalen
war der Kampf gerade nicht leicht.
 
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