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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0039
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1569 noch weitere Güter zur Anlegung des Gartens vor dem Schloß, vor der Stadt, besonders
beim Blumentor und außerhalb der Gemarkung zu Grötzingen, Söllingen, Blankenloch und
Wössingen.')

Die Errichtung der einzelnen Schloßbauten erfolgte sehr rasch, in kaum drei Jahren,
da der Hofstaat nachweislich schon 1565 von Pforzheim nach Durlach verlegt wurde. Fabeln
sind die unverbürgten Mitteilungen von Sachs u. a., daß Karl selbst den Riß zur Karlsburg
entworfen habe und daß während des Bauens seine Aufsicht und Gewissenhaftigkeit soweit
ging, aus dem eigenen Beutel eigenhändig die Arbeiter zu entlohnen, weswegen er den
Beinamen »Karl mit der Tasche« erhielt.2) Diese Bezeichnung stammt zweifellos von dem
mißverstandenen Schreibzeug, das Karl auf seinem Grabdenkmal der Zeitsitte gemäß am
Gürtel anhängen hat3) und das eine Art Wahrzeichen für die Besucher der Pforzheimer Grab-
leye bildete. Michael Maul und Israel Keßler, seine Bauzahler, sind bereits in den Kaufurkunden
der Schloßgrundstücke genannt; diese besorgten in der üblichen Weise das Rechnungswesen
und die Auszahlungen beim Schloßbau. Soviel wird wahr sein, daß der Markgraf mit seinem
bauerfahrenen Kanzler Achtsynit die vorgelegten Pläne seiner Baumeister, die anscheinend
auf das bereits Vorhandene, wenigstens in den Fundamenten Bezug nahmen, gründlich be-
sprach. Denn anders könnte man sich den unregelmäßigen Grundriß der Karlsburg für diese
Zeit, einen völligen Neubau angenommen, nicht erklären.

Von den Bauakten hat sich nur ein kleines Bruchstück erhalten, eine kurze Zusammen-
stellung der beim Durlacher Schloßbauwesen gezahlten Arbeitslöhne, die Markgraf Karl dem
Onkel Georg Hans von Veldenz für sein vorhabendes Bauwesen übersandte. Hier ist leider
nur die Rede von einem nicht mit Namen genannten »Werckmaister«.4) Indessen tauchen
jetzt aus dem bisherigen absoluten Dunkel der Durlacher Baugeschichte die Namen zweier
markgräflichen Architekten auf, der Baumeister Jakob Schan und Peter Kiefer, die 1565
gelegentlich der Anlage des Schloßbrunnens genannt werden, ohne daß allerdings diese
Männer greifbare Gestalten für uns werden. Vielleicht ist der eine ein Sohn des ersten
Werkmeisters am Straßburger Münster, des bis 1565 tätigen Marx Schan.5) Sie scheinen
die obersten Leiter des Schloßbaues gewesen zu sein, so daß wir ihnen,wohl auch den Ent-
wurf des Ganzen zuschreiben können. Noch weniger läßt sich mit dem »Baumeister Metter-
den angefangenen Schloßbau. L. c. conv. 32. — Martin Frauenberger und Hans Wettinger in Durl. für 90 fl. am
26. Aug. 1563. Zum Schloßbau. L. c. — Bernh. Saupper von Durl. für 250 fl. am 14.Nov. 1563. Haus bei der alten Schloß-
scheuer für den Schloßbau. F. c. u. Kpb. 169 fol. 191. — Wolf Brand in Durl. für 950 fl. am 15. Jan. 1564. Haus
zum Schloßbau. L. c. — Peter Bürcklin in Durl. für 230 fl. am 15. Febr. 1564. Haus zum Schloßbau. L c. — Wendel
Gnappschneider in Durl. für 750 fl. am 25. April 1564. Haus zum Schloßbau. L. c. — Benedict Bürcklin in Durl.
für 710 fl. am 30. Mai 1564. Haus zum Schloßbau. L. c. — Martin Frauenberger u. Hans Wettinger für 750 fl.
am 30. Juni 1564. L. c. — Andreas Mentel in Durl. für 325 fl. am 27. Juli 1564. L. c. — Jacob Specht in
Durl. für 170 fl. am 29. Sept. 1564. Hauswesen »zu Durlach in der Mülgaßen zwischen der statt mauren u. an
Ir fürstl. gnaden behausungen, so sie von der statt Durlach abgewechselt haben«. L. c. u. Kpb. 169 fol. 205. —
Matth. Fang, Schulth. zu Blankenloch, für 500 fl. am 7.Dez. 1564. Behausung »zu Durlach im schloßgeßlin zwischen
Jerg Reinhardt dem schloßer u. dem alten schloß gelegen«. F. c. u. Kpb. 169 fol. 207.

1) Vgl. bes. G.F.A., Kpb. 169 fol. 185—223, 229—266, 270 ff. Folgende Käufe sind bemerkenswert wegen
der Ortsangabe und der Höhe des Kaufpreises: Gutskauf von 21 Morgen für 2500 fl. am 26 Jan. 1566. »Uf dem
Roßweeg vor Irer fürstl. gnaden schloß, Carlsburg über, wie Ihre fürstliche gnaden solche mit mauren einfaßen
laßen.« Kpb. 169 fol. 7 u. Bad.Durl. LTrk. Spec. conv. 33. — Matth. Schoch von Pforzheim und seine Frau Cleopha
für 1080 fl. am 5. Juni 1566. Haus beim Blumentor. F. c.—Peter Bürcklin d. Ä. für 2370 fl. am 7. Aug. 1566. Zwei
Häuser mit Scheuern u. Ställen »vor Ir fürstl. gnaden schloß Karlsburg ainseit dem schloßhof, anderseit dem gesslin
gelegen, die häusser vornen uff die gassen stoßendt«. Kpb. 169 fol. 221. — Adam Schum am i.Mai 1568. Behausung
»im Burgviertel hinter Ir fürstlich Gnaden schloß zwischen derselben new erbawen behausung u. Fienhart Holtz-
bocks witwe gelegen«. F. c. fol. 241.

2) Sachs IV, 141.

3) Ein solches aus Eisen, vielleicht das Pforzheimer Original, wird auch unter Karls Namen im Zähringer
Museum aufbewahrt.

*) v. Weech in Z.G.O. 2 VIII (1893), 519—521.

5) Straßburg und seine Bauten p. 266. — Unten p. 27 Anm. 1.

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