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V. STÄDTE AM OBERN UND MITTLERN NECKAR

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Im obern Neckargebiet spielte das bescheidene Rottenburg-Ehingen in künst-
lerischem Betracht während des XV. Jahrhunderts jahrzehntelang eine gewisse
Rolle, seitdem die Erzherzogin Mechtild, die Schwester Friedrich des Siegreichen
von der Pfalz und Mutter Herzog Eberhards im Bart, die in zweiter Ehe mit
Albrecht VI. von Österreich (-J- 1462) vermählt war, dort als Witwe ihren Hof hielt
(1455—82) und eine kleine Schar von Meistern um sich versammelte, wie den
Schwager des Ulmer Hans Schüchlin, den von Nürnberg zuletzt herkommenden
und hier dauernd eingebürgerten Maler Albrecht Rebmann, der 1474 mit Schüchlin
zusammen den Hochaltar der Martinskirche für die überaus hohe Summe von
425 Gulden erstellte (der Ulmer vielleicht nur der Unternehmer), deren Hälfte die
Erzherzogs-Witwe selbst bestritt.

Es ist nicht unmöglich, daß wir hinter Rebmann den bedeutenden „Meister des
Ehninger Altars", eines von Mechtild vor 1482 gestifteten Retabels aus dem unfern
von Rottenburg gelegenen Ehningen, zu erkennen haben, das Werk eines von alt-
niederländischer Kunst überstark beeinflußten oberdeutschen Meisters, aus dessen
Werkstatt wieder jener Maler hervorging, der die vom nahen Wurmlingen bei
Tübingen herstammende Pfingsttafel der Stuttgarter Galerie (Nr. 17) und den
Tod des heiligen Benedikt in der Lichtensteiner Sammlung (dort Nr. 108) schuf.1
Aber nur ein beweiskräftiger aktenmäßiger Fund kann über den Schöpfer des
Ehninger Altarwerks endgültige Klarheit bringen, wie auch über den Meister des
prächtigen, vor der Stadtkirche Rottenburgs aufgestellten und ebenfalls von
Mechtild gestifteten Marktbrunnens.

Sind um die Jahrhundertwende noch zwei Maler im ehemaligen Residenzstädtchen
nachzuweisen, so klafft nun, mangels Akten und Urkunden, in der weiteren Kunst-
geschichte dieses Ortes eine Lücke bis 1562, in welchem Jahr zum erstenmal
wieder ein Maler, Jerg Ziegler, hier festzustellen und bis 1572 daselbst nachzu-
weisen ist, über dessen dortige Kunsttätigkeit wir bis jetzt allerdings nichts bei-
zubringen imstande sind, wie auch über die seiner Söhne Andreas und Sebastian,
von denen der letztere nach Ramberg verzog,2 während vom ersteren nur bekannt
ist, daß er als Maler und späterer Ratsherr ein Rottenbuxger Stadtwappenbuch ge-
schaffen, dessen Wert aber in der Hauptsache auf lokalheraldischem Gebiet zu
suchen ist.

Ohne Frage aber ist Jerg Ziegler identisch mit dem von R. Vischer festgestellten
gleichnamigen Maler, der 1540 zu Augsburg seiner daselbst beheimateten Frau
wegen die dortige Zunftgerechtigkeit empfing, also wohl kurze Zeit vorher Meister
geworden war.3 Höchstwahrscheinlich können wir in ihm den Sohn jenes Malers

1. Kat. der Sluttg. Galerie von Lange, 1907, Nr. 17 u. 80c. — Kai. 1931, Nr. 15 u. 1125.

2. Nach freundl. Mitteilung von Herrn Professor H. Mayer-Bamberg erhielt der dortige, mit
6 Kindern gesegnete Maler Sebastian Ziegler 1583 für die Herstellung einer Sonnenuhr im Wirs-
berghof 5 Gulden.

3. R. Vischer, Beiträge z. Kunstgesch. 1886, p. 624f.
 
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