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Barré, Louis [Hrsg.]; Kaiser, A. [Übers.]; Roux, Henri [Bearb.]
Herculanum und Pompeji: vollständige Sammlung der daselbst entdeckten, zum Theil noch unedirten Malereien, Mosaiken und Bronzen (2. Band): Zweite Serie der Malereien — Hamburg: Johann August Meissner, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.60992#0053
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ZWEITE SERIE.

45

mischen und abzukühlen. Diese Seiher1) waren von Kupfer oder Silber und
im Museo reale zu Neapel sind welche von beiden Arten zu sehen. Die
Gäste schmückten sich Brust, Hals und vorzüglich das Haupt mit Blumen,
welche sie für ein Mittel gegen die Trunkenheit hielten. Sie streuten auch
welche auf ihre Ruhebetten, auf die Tafel und den Fussboden,2) welcher
zuweilen noch mit wohlriechenden Wassern besprengt wurde. In der frühe-
sten Zeit setzten sich die Alten zum Essen3) und dass die Ruhebetten,
(welche ,,-rpst$ tres lecti, triclinares“ genannt wurden zum Unterschied
von den vorzugsweise zum Ruhen bestimmten, die „cubiculares“ hiessen,)
dabei in Aufnahme kamen,4) rührt mit daher, dass sich in späterer Zeit die
Römer vor der Hauptmahlzeit zu baden pflegten. Plutarch findet indessen
die Ruhebetten bequemer als die Stühle.5) Die Alten lagerten sich bei
Tafel ganz in der Art, wie der auf diesem Bilde vorgestellte junge Mann.
Waren sie gesättigt, so streckten sie sich völlig aus6) und legten das Haupt
auf ein Kopfkissen. Noch andere Vorstellungen von Mahlzeiten der Alten
können bei Montfaucon7) nachgesehen werden.

Tafel 21.
Der Gegenstand dieses Gemäldes ist so einfach und wenig verwickelt,
Costume, Ausdruck und Haltung der beiden Figuren sind mit den Gewohn-
heiten und dem Leben der Alten in so allgemeiner Beziehung, dass man
dabei fast an alle Heroen denken kann. So hat man denn Paris hier vor-
gestellt zu sehen geglaubt, wie er bittend vor der über seine Untreue er-
zürnten Nymphe Oenone erscheint, welche die Wahrsage- und Arzeneikunst
trieb, und durch sie von den Wunden geheilt seyn will, welche er vor Troja
in einem Zweikampfe mit dem Philoktetes von den vergifteten Pfeilen des-
selben davon getragen hatte.8) Und allerdings kann seine Kopfbedeckung
für eine phrygische Mütze gelten; auch würden Bogen und Köcher ganz am
rechten Orte in den Händen eines Paris seyn, dessen Geschicklichkeit im
Bogenschiessen Homer rühmt.
Man hat ferner den jungen Krieger für den Anchises gehalten, zu wel-
chem Venus in Gestalt einer Nymphe kommt, um demselben ihre Liebe zu

1) Pollux X., 24; Martial XIV., 103
und 104.
2) Spartian im Leben des Aelius Verus,
Gregor. Nazianz. nsgl qaZoTTTCi)^;
Plutarch, Symp., probl. I.; Stuchius,
antiq. convival., II., 14.
3) Athenae. I., 14; Virg. Aen. VII., 176;
Varro de L. L., IV.

4) Montfaucon t. III., part. I., 1. III., c.
VII., pl. 57 und 58.
5) Sympos. VII., probl. 11; Stuchius II.,
34, p. 417.
6) Mercurial. de Art. gymn. L, 11.
7) Am angef. Orte.
8) Quint. Calabr. 1. X.; Hygin. fab. 112;
Tzetzes zu Lycoph. v. 913.
 
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