ZWEITE SERIE.
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wie man seine Lebensweise im Zustande der Gesundheit einrichten soll. Dabei
würde denn auch die Pflanzenkunde mit in Betracht und danach den Ent-
deckungen Chiron’s ein sehr hohes Alter zukommen.
Aeskulap war ein Sohn des Apollo und der Arsinoe oder der Koronis,1)
einer Tochter des Phlegias in Thessalien, welche letztre Apollo aus Eifer-
sucht umbrachte, bevor sie noch geboren hatte. Während ihr Leichnam
verbrannt wurde, entführte er die Frucht ihres Leibes vom Scheiterhaufen
und übergab den Knaben dem Chiron, von dem er erzogen und in der Heil-
kunst und Jagd unterrichtet wurde. Aeskulap wird stets mit langem Barte
vorgesJellt, der sich wol auf das Alter und die Erfahrungen bezieht, welche
einem vorzüglichen Arzt vereinigt zukommen. Ihm ward im Alterthum die
Gründung der Heilkunst innerer Krankheiten zugeschrieben. — Auf unserm
Bilde sind alle drei Erfinder der ärztlichen Kunst vorgestellt und die Aus-
führung desselben ist ebenso merkwürdig, wie sein Inhalt. Den Hintergrund
bildet der Himmel; man erblickt Felsen, Bäume und mancherlei Gewächse.
Apollo, welcher stehend erscheint, ist mit einem roth und grün schillernden
Gewände bekleidet; er trägt einen Lorbeerzweig in der Hand und einen Lor-
beerkranz auf dem Haupte, auf welchem sein erhobener rechter Arm ruht.
Der linke stützt sich auf eine Leier, das unterscheidende Wahrzeichen des
Gottes der Musik, welches ihm auch als Gott der Heilkunst zukommt, indem
gewisse Krankheiten, wie man glaubte, durch Musik gehoben würden. Die
Leier ruht auf einer kupferfarbigen Cortina, dem tönenden Deckel des Drei-
fusses des Apollo, wovon dieser Gott auch Cortinipotens “ genannt
worden ist.,
Hierauf folgt Chiron, der, soweit er Rossgestalt besitzt, fuchsfarben
aussieht; um die Schultern trägt er ein dunkelgelbes Fell, in der linken Hand
einen knotigen Stab und einige Pflanzen in der rechten. Aeskulap ist, wie
schon erwähnt, mit langem Barte abgebildet; er sitzt auf einem Stuhle mit
einem grünen Polster und ist zum Theil in ein von Grün in Roth schillerndes
Gewand gekleidet. In der linken Hand hält er einen Stab, die rechte aber
verweilt vor seinem Munde, die Verschwiegenheit andeutend, welche den
Aerzten auch im Alterthum anempfohlen wurde. Daher sagt auch Virgil vom
lapis, dass derselbe:
„Wollte vielmehr der Kräuter Gewalt und die Wege der Heilung'
„Einsehn, und ungerühmt stillhandelnde Künste betreiben.“2)
(J. H. Voss.)
1) Hygin. fab. 202; Pindar, Pyth. III., 80 -
und daselbst dieSchoI.; Hom.II.4, 94;
Apollodor. bibliotb. III., 10, 3; Calli-
mach. hymn. in Cer. 25 und dazu
Spanb.
2) Aen. XII.,'395.
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wie man seine Lebensweise im Zustande der Gesundheit einrichten soll. Dabei
würde denn auch die Pflanzenkunde mit in Betracht und danach den Ent-
deckungen Chiron’s ein sehr hohes Alter zukommen.
Aeskulap war ein Sohn des Apollo und der Arsinoe oder der Koronis,1)
einer Tochter des Phlegias in Thessalien, welche letztre Apollo aus Eifer-
sucht umbrachte, bevor sie noch geboren hatte. Während ihr Leichnam
verbrannt wurde, entführte er die Frucht ihres Leibes vom Scheiterhaufen
und übergab den Knaben dem Chiron, von dem er erzogen und in der Heil-
kunst und Jagd unterrichtet wurde. Aeskulap wird stets mit langem Barte
vorgesJellt, der sich wol auf das Alter und die Erfahrungen bezieht, welche
einem vorzüglichen Arzt vereinigt zukommen. Ihm ward im Alterthum die
Gründung der Heilkunst innerer Krankheiten zugeschrieben. — Auf unserm
Bilde sind alle drei Erfinder der ärztlichen Kunst vorgestellt und die Aus-
führung desselben ist ebenso merkwürdig, wie sein Inhalt. Den Hintergrund
bildet der Himmel; man erblickt Felsen, Bäume und mancherlei Gewächse.
Apollo, welcher stehend erscheint, ist mit einem roth und grün schillernden
Gewände bekleidet; er trägt einen Lorbeerzweig in der Hand und einen Lor-
beerkranz auf dem Haupte, auf welchem sein erhobener rechter Arm ruht.
Der linke stützt sich auf eine Leier, das unterscheidende Wahrzeichen des
Gottes der Musik, welches ihm auch als Gott der Heilkunst zukommt, indem
gewisse Krankheiten, wie man glaubte, durch Musik gehoben würden. Die
Leier ruht auf einer kupferfarbigen Cortina, dem tönenden Deckel des Drei-
fusses des Apollo, wovon dieser Gott auch Cortinipotens “ genannt
worden ist.,
Hierauf folgt Chiron, der, soweit er Rossgestalt besitzt, fuchsfarben
aussieht; um die Schultern trägt er ein dunkelgelbes Fell, in der linken Hand
einen knotigen Stab und einige Pflanzen in der rechten. Aeskulap ist, wie
schon erwähnt, mit langem Barte abgebildet; er sitzt auf einem Stuhle mit
einem grünen Polster und ist zum Theil in ein von Grün in Roth schillerndes
Gewand gekleidet. In der linken Hand hält er einen Stab, die rechte aber
verweilt vor seinem Munde, die Verschwiegenheit andeutend, welche den
Aerzten auch im Alterthum anempfohlen wurde. Daher sagt auch Virgil vom
lapis, dass derselbe:
„Wollte vielmehr der Kräuter Gewalt und die Wege der Heilung'
„Einsehn, und ungerühmt stillhandelnde Künste betreiben.“2)
(J. H. Voss.)
1) Hygin. fab. 202; Pindar, Pyth. III., 80 -
und daselbst dieSchoI.; Hom.II.4, 94;
Apollodor. bibliotb. III., 10, 3; Calli-
mach. hymn. in Cer. 25 und dazu
Spanb.
2) Aen. XII.,'395.