ZWEITE SERIE.
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Unten sind drei Masken nach Fragmenten von Fresken abgebildet; die
mittlere ist eine weibliche, ausnehmend bleich wie die der ersten Heldinnen
in den Trauerspielen1) war und hat einen grünen Hintergrund. Das blonde
Haar ist mit einem Wulst, o/xo?, verziert. — Von den beiden kleinen Mas-
ken an den Seiten der vorigen ist eine die eines Satyrs und die andre eine
komische.
Tafel 12 5.
Die im oberen Abschnitte dieser Tafel vorgestellte Handlung ist ver-
muthlich einer Tragödie der Alten entlehnt. Es sind indessen von ihren
dramatischen Werken zu wenige erhalten, um mit einiger Sicherheit wagen
zu können, sie als diese oder jene Scene aus einem bekannten Stücke zu
bezeichnen. Vielleicht wäre es indessen nicht unrichtig, Costum und Haltung
der vorgestellten Personen jener Scene aus dem Oedipus des Sophokles ent-
sprechend zu halten, in welcher Jokaste den Polybus, König von Corinth,
befragt, bei welchem Oedipus erzogen worden war. Die bleiche, ja in’s
grünliche spielende Gesichtsfarbe dieser Frau würde allerdings das Entsetzen
ausdrücken können, welches die Erzählung eines grossen Verbrechens, die
Entdeckung eines schrecklichen Geheimnisses erzeugt.
Die zweite Scene gehört jedenfalls dem satyrischen und komischen
Drama an und die beiden Personen mögen wol ein Paar Zauberinnen von
irgend einem barbarischen Volke sein, wie sie auf der Bühne vorgestellt
wurden. Beide haben Pferdefüsse und man sieht, wie der Aberglaube, wel-
cher den höllischen Gestalten thierische Extremitäten zuschreibt, sich in den
frühesten Zeiten verliert. Uebrigens war bei den Alten ein scythisches Volk
unter dem Namen der Hippopoden bekannt, welchen die beiden Figuren viel-
leicht angehören sollen. Eine der Zauberinnen hat eine Henkelkanne, die
andere eine kleine Mumie in der Hand. Das letztere Attribut widerspricht
indessen keineswegs den so eben aufgestellten Vermuthungen, denn Kolchis
war eine ägyptische Kolonie und dieses in den Annalen der Magie berühmte
Land gehörte zu Sarmatien, welches zuweilen mit andern Küstenländern des
schwarzen Meeres, wie Scythien und das Land der Hippopoden2) verwechselt
wurde.
Tafel 1 26.
In einem Hause zu Pompeji, welches von dem des Quästors durch eine
enge Gasse getrennt ist, und das mit einer Menge sehr indecenter Gegen-
stände ausgemalt war, wurden in dem vorderen, als Weinstube dienenden
Zimmer auch die zwei hier nachgebildeten Wandmalereien angetroffen. In
1) Kuhn zum Poll. 123, no. 36; Cic. epist. VII. 6.
2) Dionys. Ptcieget.
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Unten sind drei Masken nach Fragmenten von Fresken abgebildet; die
mittlere ist eine weibliche, ausnehmend bleich wie die der ersten Heldinnen
in den Trauerspielen1) war und hat einen grünen Hintergrund. Das blonde
Haar ist mit einem Wulst, o/xo?, verziert. — Von den beiden kleinen Mas-
ken an den Seiten der vorigen ist eine die eines Satyrs und die andre eine
komische.
Tafel 12 5.
Die im oberen Abschnitte dieser Tafel vorgestellte Handlung ist ver-
muthlich einer Tragödie der Alten entlehnt. Es sind indessen von ihren
dramatischen Werken zu wenige erhalten, um mit einiger Sicherheit wagen
zu können, sie als diese oder jene Scene aus einem bekannten Stücke zu
bezeichnen. Vielleicht wäre es indessen nicht unrichtig, Costum und Haltung
der vorgestellten Personen jener Scene aus dem Oedipus des Sophokles ent-
sprechend zu halten, in welcher Jokaste den Polybus, König von Corinth,
befragt, bei welchem Oedipus erzogen worden war. Die bleiche, ja in’s
grünliche spielende Gesichtsfarbe dieser Frau würde allerdings das Entsetzen
ausdrücken können, welches die Erzählung eines grossen Verbrechens, die
Entdeckung eines schrecklichen Geheimnisses erzeugt.
Die zweite Scene gehört jedenfalls dem satyrischen und komischen
Drama an und die beiden Personen mögen wol ein Paar Zauberinnen von
irgend einem barbarischen Volke sein, wie sie auf der Bühne vorgestellt
wurden. Beide haben Pferdefüsse und man sieht, wie der Aberglaube, wel-
cher den höllischen Gestalten thierische Extremitäten zuschreibt, sich in den
frühesten Zeiten verliert. Uebrigens war bei den Alten ein scythisches Volk
unter dem Namen der Hippopoden bekannt, welchen die beiden Figuren viel-
leicht angehören sollen. Eine der Zauberinnen hat eine Henkelkanne, die
andere eine kleine Mumie in der Hand. Das letztere Attribut widerspricht
indessen keineswegs den so eben aufgestellten Vermuthungen, denn Kolchis
war eine ägyptische Kolonie und dieses in den Annalen der Magie berühmte
Land gehörte zu Sarmatien, welches zuweilen mit andern Küstenländern des
schwarzen Meeres, wie Scythien und das Land der Hippopoden2) verwechselt
wurde.
Tafel 1 26.
In einem Hause zu Pompeji, welches von dem des Quästors durch eine
enge Gasse getrennt ist, und das mit einer Menge sehr indecenter Gegen-
stände ausgemalt war, wurden in dem vorderen, als Weinstube dienenden
Zimmer auch die zwei hier nachgebildeten Wandmalereien angetroffen. In
1) Kuhn zum Poll. 123, no. 36; Cic. epist. VII. 6.
2) Dionys. Ptcieget.