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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0136
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DICHTUNGEN

Am rock die fällten sinndt nit recht,

Die ein ist krum, die annder schlecht14.“

Der maler hörts vnnd sprach zum schuester:

„Daz ist mir doch ein seltzam muster,

Das du vermeinst ein Schneider sein,
Schuhmachen ist das handtwerck dein,

Das vnd kein annders solltu brauchen!“

Mit dem thet er von dannen dauchen15.

Also sag jch auch disem mann,

So er das maler handtwerck kan,

Das er dann bey demselben bleib,

Damit mans gspött nit auß im treib.

Dann so ein Schneider pelcz wollt machen,

Jch glaub, deß würd ein yeder lachen.

Do jch das empfieng von Lazarus Spengler, macht
jch im das nochfolgendt gedieht darauf:

6.

Es ist zu wissen inn der frist,

Das ein Schreiber zu Nürmberg ist,

Meiner herren16 gar ein werth mann,

Darumb daz er missif1' schreibn kan.

Der vermeinet die leüth zu schmiczen18
Vnd zuvertrucken19 mit sein wiczen19a,

Alß er mir zu gespött hat than,

Da ich hab reim gefanngen an
Für mich zu schreiben von acht weissen,

Die mein spruch fast thett preißen.

Nach dem im das nit [wol] gefiel,

Macht er von mir ein faßnacht spil20,
Darinn er mich gleich achten thut
Dem altreüßen im praiten huet,

Der deß Appelli gmehl vrtheilt,

Daz er im ein saw ansailt21.

Die hat der Schreiber heimbgetriben,

Maint, jch wer wol ein maler bliben.

Do hab ich mir fürgenummen

Vnd will noch nit gar erstummen,

Noch was z’ lernen, daz ich nit kan,

Darumb strafft22 mich kein weißer mann,

99. andre M. 101. ye ein A. 102. Das] danach ein Wort
(daz. . ?) gestrichen A. 110. Denn M. 116. herrn A M.
117. schreiben A M. 118. vermeint A. 123. fast] danach
vermutlich vom Abschreiber ein Wort ausgelassen A. 128. Appelles
M; gemehl A. 130. hat mir A. 132. fürgenommen A M.
134. etwas zu . . . vor nit A.

Dann wer allweg auf eim ding blib,

Vnd nimmermehr kein annders trib,

Dem bschehe alß jem notari23,

Der wohnt auch inn vnnser statt hie.

Der hett ein einich form24 schreibn glerht24a 140
Vnd weitr keins anndern nie begert.

Zu dem kamen zwen annder man
Vnnd wollten ein finstrament20 han.

Vnnd do er schrib biß auf jr namen,

Der erst hieß Götz, der ander Rosenstammen, 145
Das nam den Schreiber fast wunder,

Vnd sprach zu yglichem besunnder:

„Lieber freündt, du bist nicht recht bericht,

Der namen finndt ich inn mein form nicht.
Frantz vnnd Fritz seind mir bekanndt, 15°

Dann ich hab jhr vor nie kein annderst gnandt.“
Also thet er die zween von im treiben

Vnd kundt ihnen kein finstrament schreiben.
Also blib er auf seiner geigen,

Deß potten sie ihm spot feigen26. 15s

Darumb daz mir deßgleichen nit widerfahr,

Thuet noth, daz ich lernung nit spar,

Vnd daz ich fleiß darzu thue,

Dann die zeit ist noch früe.

Dann waß zu nestelln werden soll, 160

Prennt früe27, daz empfindt man wol.

Vnnd will ich nit allein schreiben,

Sonnder auch artzenney treiben.

Dann es wirdt wunderlich zumercken,

Daz malers artzenney soll stercken. 165

Drumb hört, was eüch solcher artzt lehrt
Vil gueter stuck, daz gsundtheit merth:

Ein kleines tröpfflein rainer laugen,

Ist gesundt zuthun inn die äugen.

Vnnd wer fasst scharff gehören wöll, 17°

Der thue inn die ohren mandl öel.

Auch wer da hat ein stinckents maul,

Dem ist die leber inn bauch faul.

136. ein M. 138. gern A. 140. einig M; schreiben A.

141. weit A M. 144 ff. Die gan^e Stelle ist entweder verderbt,
oder Dürer hat sich absichtlich nicht an den Rat Pirckheimers ge-
halten, daß kein Vers mehr als acht Silben haben solle. 147. be-
sonnder AM. 151. anders M. 160. neßeln M. 167.
gesundtheit A; der gesundtheit werth M; werth Al. 170. ge-
höm A. 171. mandel A; mandelöl etc. M. 172—177.
fehlen M.

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