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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0257
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DÜRER-DOKUMENTE

15*

Sebald Büheler1, Beglaubigung der Echtheit einer Haarlocke, die Dürer am zweiten Tag nach seinem Tod
vom Haupte abgeschnitten wurde (1553).

Original im Besitz der Bibliothek der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Gedruckt: J. Heller II, S. 272 ff. Vgl. dazu M. Thausing, Zeitschrift für bildende Kunst 9 (1874), S. 321 ff.
und Kunstchronik 10 (1875), S. 14; G. v. Terey, Repertorium für Kunstwissenschaft 19 (1896), S. 31 f. Die
Haarlocke befindet sich derzeit in Verwahrung der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Hierinn ligt oder jst das haar, welches man dem
kunstreichen vnd weittberüembten moler, namb-
lichen hern Albrecht Deürer zu Nüerenberg nach
seinem todt anno 1528 den 8 ten tag Aprilen hatt
s abgeschnitten zu einer gedechtnus. Solches ist nach-
mals dem kunstreichen moler, herrn Hans Balldung
burger alhie zu Straßburg worden.2 Vnnd als er alhie
gestorben anno etc. 1545 nachgendes, do hatt mein

1 Sebald Büheler (gest. 1595), Straßburger Stadt-
chronist, Maler und Weinhändler, Verfasser einer Chro-
nik und eines Wappenbuches. Vgl. Fragments des an-
ciennes Chroniques d’Alsace 1 (Strasbourg 1887),
S. 21 ff.; Heraldisch-Genealogische Blätter 2 (1905),
S. 52 ff.

2 Hans Baidung war in seiner Kunst von Dürer an-
geregt worden und stand mit ihm in persönlicher Ver-
bindung. Vermutlich hatte er zwischen 1500 und 1506,
oder, was weniger wahrscheinlich ist, zwischen 1507 und

Schwager seelig Nicolaus Krämer3 der moler alhie
des herrn Hans Baidungs seeligen kunst4 mit ein- 10
ander kaufft vnd darunder dises haar gefunden jnn
einem altten brieff vnd daruff geschriben, was es jst.
Nachmals nach meines Schwagers seeligen todt 15505
jor, do hatt mir solchs mein Schwester Dorothea
geschenckht, do hab jchs jnn disen brieff zu einer 15
gedechtnus gelegt 1350. Sebold Büheler.

1509 in Dürers Werkstatt gearbeitet. Dürer führte auf
der niederländischen Reise von ihm Blätter zum Ver-
kauf mit sich. Baidung war in Straßburg bischöflicher
Hofmaler und kurz vor seinem Tod Ratsherr.

3 Nikolaus Kremer, in Straßburg 1521/47 nachweisbar.

4 Den künstlerischen Nachlaß.

5 Laut Inschrift auf seinem Grabstein an der Außen-
seite des Chores der Kirche in Ottersweiler (Baden)
starb Kremer im Jahre 1553. Vgl. Thieme-Becker 21
(1927), S. 494.

16.

Auf einem der Zeichnung „Kronleuchter aus Geweihen und Drachenköpfen“ (W. 708) oben angesetzten

Rand von einer Hand des späten 16. Jahrhunderts1:

Diese visierung hat Albrecht Duerer mit eigenen
handn gemacht vnd der alte Stoß, so ein bildt-
schniczer gewest, der beeden als Veit vnd Phillip
Stoßn (so meins anhern2 discipel vnd hernach die-

1 G. Pauli, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst
NF 12 (1937/38), S. 41 ff., hat nachgewiesen, daß als
Schreiber eines der Enkelkinder des Nürnberger Schreib-
meisters Johann Neudörfer zu gelten hat.

2 Zu J. Neudörfer vgl. S. 321 unserer Ausgabe.

3 Wie J. G. Doppelmayr, Historische Nachricht von den

Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (Nürn-

berg 1730), S. 201 berichtet, war J. Neudörfer Lehr-

ner gewest, hernach aber wegen jhres Schreibens ge- s
adelt worden3) leiblicher vatter, hats geschnict vnd
findt mans noch vf dem rathauß alhie jnn der regi-
mentstuben4.

herr dreier Söhne des Stoß, Veit, Philipp und Christoph.
Sie traten in die Dienste der kaiserlichen Kanzlei und
wurden später geadelt.

4 Das nach Dürers Zeichnung von Veit Stoß d. Ä. um
1500 geschnitzte, im Sitzungssaal des Rats aufgehängt
gewesene Werk ist im Germanischen National-Museum
in Nürnberg erhalten. Vgl. H. Kohlhaußen, Anzeiger
des Germanischen Nationalmuseums Jg. 1936 / 39,

S. 135 ff.

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