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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Editor]
Schriftlicher Nachlaß (Band 3): Lehre von menschlicher Proportion: Entwürfe zur Vermessungsart der Exempada u. zur Bewegungslehre ; Reihschriftzyklen ; der Aesthetische Exkurs ; die Unterweisung der Messung ; Befestigungslehre ; Verschiedenes — Berlin, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29733#0016
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EINLEITUNG

portion der Roß (Nürnberg 1528); Kunst- und LehrbüAlein (Frankfurt 1546; bis 160$ siebenmai ge-
druckt).
Erhärt SAön (gest. nach 1 $ $0) begann seine Tätigkeit in Dürers Werkstatt ais Mitarbeiter an der Ehren-
pforte. Dürer weckte in ihm das Interesse für Geometrie, Perspektive, Proportionsiehre, Bewegungslehre
und Astronomie. Wie bereits in der Einleitung zu Bd. II vermerkt wurde, ist in Dürers Schriftlichem Nach-
laß (Dürer-Kodex der Nürnberger Stadtbibliothek, fol. 35) ein mit dem Namenszeichen Erhärt SAöns
versehenes Blatt mit Kopfkuben in verschiedenen Wendungen erhalten. Genau zehn Jahre nach Dürers
Proportionswerk ersAien Schöns „Unterweisung der Proportion vnnd Stellung der bossen ligend und
stehend, abgestolen wie man das vor äugen sicht, in dem BüAlein durA Erhärt Schön von Nürnberg für
die Jungen gesellen und Jungen zu unterriAtung die zu der kunst lieb tragen" (Nürnberg bei Christoph Zell
1338; weitere Ausgaben 1342, 1343, 1361). Außerdem versah er die erste deutsAe Ausgabe von Vitruvs
Zehn BüAern über die Architektur durA Walther Rivius (1347; weitere Ausgaben 1348, 1338, 1364) mit
Holzschnitten.
*
Mit dem Erscheinen dieses dritten Bandes ist die Herausgabe von Dürers SAriflliAem — genauer: des hand-
sAriAlichen — Nachlasses abgeschlossen. Nicht miteinbezogen wurden Dürers drei zu seinen Lebzeiten von
ihm selbst zum Druck gebraAten theoretisAen Buchwerke. Von ihnen besitzen wohl die meisten der
größeren europäisAen Bibliotheken Exemplare der Originalausgaben oder wenigstens der Nachdrucke von
J. Jansen 1601. In den Händen privater Gelehrter und Sammler dürften siA von beiden Editionen nicht
mehr allzu viele Drucke befinden.
Es ist daher vielleicht niAt ganz unmüßig, sich über eine Neuausgabe auA dieser drei SAriAwerke Dürers
Gedanken zu machen. Die Hauptfrage dabei ist: Soll man dazu mit dem ganzen verfügbaren Rüstzeug
der EditionsteAnik wie Textnormalisierung, Kommentierung usw. herangehen, oder soll man die alten
Texte mit ihren Dru&fehlern, LüAen und typographisAen Mängeln als „Rohdrucke" wiedergeben? Wir
glauben, keines der beiden Verfahren ist für den Fall Dürers ohne weiteres brauchbar.
G. Witkowski, Textkritik und Editionstechnik neuerer SAriAwerke (Leipzig 1924), S. 73 f., wies auf die
großen Vorteile hin, die mit der mechanischen Erneuerung des Satzbildes durch ein mit Hilfe der Photo-
graphie ausgebildetes Verfahren verbunden sind und meinte, es sollte von den mechanisAen Verfahren weit
häuhger für wissenschaAliche Ausgaben Gebrauch gemacht werden. Allerdings so, daß man diese Faksimile-
drücke nach dem üblichen BrauA mit BeziAerung und wissensAaAÜAem Apparat versieht. Die erstere ließe
sich leiAt durch einen beigegebenen Seitenzähler erreiAen, und der Apparat könnte zusammenhängend
hinter den Text gestellt werden. Die Ausgabe hätte neben dem wissensAaAliAen Wortlaut auA den
bibliophilen Reiz für sich.
Gerade bei den drei Buchwerken Dürers scheint mir ein Fall vorzuiiegen, bei dem der Herausgeber von
einer solchen Synthese von FaksimiledruA und wissensAaAlicher Ausstattung Gebrauch maAen könnte.
Und zwar aus folgenden Gründen:
1. Die BüAer bilden mit ihrem Text und ihren Illustrationen den Abschluß der Dürer mögliA gewesenen
Ausführung seiner theoretisAen Studien. SchriA und Bild sind innig miteinander verbunden. Die Holz-
schnitte sind auf das spätgotisAe Buchformat abgestimmt.
2. Der Weg zu ihnen und ihrem Verständnis ist durA die Herausgabe des handsAriAliAen NaAlasses
dargelegt und erschlossen.
3. Abgesehen davon, daß „der Herstellungspreis gegenüber dem Neusatz niAt unvorteilhaA zu sein pAegt"
(76) hätte man eine absolut zuverlässige Kopie vor sich, die dem Benützer textHA und bildlich die Vorlage
ersetzt. Der beigegebene knappe Apparat stellt die Beziehungen zu den Vorarbeiten im handsAriAliAen
Nachlaß her, verzeiAnet die Dru&fehler und bietet die nötigen SaA- und Worterklärungen.

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