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II





















































so Fuss Preusa

n.

DER AMBON.

Von Vers 51 bis zu Ende.

51 Fr.

rei in der Mitte des Tempels mit weitgeöffneten Hallen,
Mehr nach Morgen gewendet, ernebet, gar zierlieh zu schauen,
Auserwählt zur geweiheten Stätte der heiligen Bücher,
Hoch ein Bau sich empor, auf zwiefachem Pfade ersteigbar.
55 Einer der Weg' ist nach Morgen, der andre nach Abend gerichtet;
Beide führen einander entgegen und treffen dann beide
Oben zusammen auf einer dem Kreise gleichenden Fläche,
Nur in der Runde gebildet von einem einzigen Steine.

Diese Fläche jedoch ist dem völligen Runde nicht ganz gleich,
60 Weil, um die Mitte ein wenig verengt, sie den Bogen des Umfangs
Noch verlängert. Es springet hervor nach Morgen und Abend,
Ruhend auf Schwellen ein Hals von dem abgerundeten Steine.
Unter Platten von Silber hat dann der göttliche König
Bis zum Gürtel hinauf gar zierliche Wände gezogen,
65 Hörnern ähnlich. Indess sind nicht vom Metalle die Steine
Ganz umgeben, vielmehr nur die herrlichen Kreise der Mitte,
Wo die silberne Füllung die Richtung der Wände bezeichnet.

Zwei ansehnliche Kreise hat offen gelassen der Künstler,
Wo nach den beiden Seiten der Weg der Treppen sich öffnet.
70 Auch nicht drohet Gefahr bei dem Niedersteigen ein offner
Rand der heiligen Stufen; die Kunst hat schirmende Schranken
Leuchtenden Marmors errichtet; sie ragen über die Stufen,
Menschlicher Hand erreichbar, hervor, dass, wer sie ergreifet,
Leichten Schrittes den steigenden Weg nach oben zurücklegt.
75 Was aber schirmt als Geländer die schrägen Seiten des Pfades,
Steiget empor und sinkt mit den zwischenliegenden Stufen.

Wahrlich, nicht absichtslos ist dazu der Marmor gebrochen
Einst auf der steil ansteigenden Höhe des rauhen Gebirges,
Mass und Grenze zu sein der hinab sich senkenden Treppe.
80 Denn reich ist er geschmückt mit zierlichen Werken des Künstlers,
Und er schimmert zugleich im Glanz der ihm eigenen Formen.
Wirbel drehn sich umher nach allen Seiten, vergleichbar
Hier unendlichen Kreisen und dort von den Formen des Kreises
Mehr und mehr sich entfernend in ausgedehnterer Windung.
85 Hier ist ein Roth zu schauen, das übergehet in Blässe,
Dort der herrliche Glanz, wie der der menschlichen Nägel.
Anderswo naht sich der Strahl der Farbe des silbernen Lichtes,
Uebergehend jedoch in den Schimmer des gelblichen Buxbaums

Und in die liebliche Farbe des bienenerzeugeten Wachses,

90 Welches, in reiner Quelle gewaschen, die Sterblichen trocknen
Oft auf des Berges Höhn an den Strahlen der leuchtenden Sonne.
So dass die Farbe zwar in dem Ganzen wie Silber erscheinet,
Dennoch aber die Spur des röthlichen Goldes zurückbleibt.
So verwandelt das Elfenbein auch, das lange gebraucht ist,
95 Seinen silbernen Schmelz in den Schimmer des gelblichen Apfels.
Wohl auch erscheinet die Farbe des Bleies, doch lässt die Natur nicht
Ueberall sich den trüberen Glanz verbreiten, sie mischet
Frei auch in diesen hinein gar zierliche bunte Gebilde.
Denn weiss leuchtender Schein läuft an den Seiten des Marmors

100 Rings umher und verbreitet sich hier in breiteren Streifen,

Oben getaucht in die blassere Farbe der blühenden Zwiebel,63)
Dort in schmalerem Zuge, wie wenn beim Erscheinen des neuen
Mondes entstrahlt den zarteren Hörnern der leuchtende Lichtglanz.
Dem so köstlichen Stein verlieh den gepriesenen Namen

105 .Jene heilige Stadt in der Nähe der felsigen Kuppe.'1)

Diesem Baue, von festem Gestein errichtet, zu dem sie
Tragen hinauf die göttlichen Sprüche der heiligen Bücher,
Hat acht herrliche »Säulen der Künstler untergestellet,
Zwei dem Boreas zu und zwei gen Mittag gewendet,

110 Zwrei zu dem leuchtenden Morgen und zwei zum dunkelen Abend,
Dass er empor sich erheb' und unter der Platte des Steines
Noch erstehe ein Haus, wo die Priester der göttlichen Weisheit
Lassen der Knaben Gesang «Erbarme Dich unser!» ertönen.66)
Also bildet der Stein für Unten die Decke, für Oben

115 Aher den Hoden, der gleich weit hin sich erstreckender Ebne.
Sicherheit bietet den Tritten der Menschen; die untere Seite
Hat der Künstler gewölbt; sie raget über die Häupter
Heiliger Männer hinaus nach oben in künstlichem Schmucke,
Gleichend dem starkgekrümmeten hörnernen Dach der Chelone66)

120 Oder dem runden Schilde, der über dem 1 lehne sich hochwölbt.
Wenn der gelenkige Mann sich im Waffentanze beweget.

Kunstreich ist auch der Fries des ganzen Marmorgebälkes
Ueberall von den silbern leuchtenden Streifen durchzogen,
Da wo die schaffende Hand des Künstlers mit eisernem Meissel

125 Vielgestaltige Bäum' und herrliche Blumen gebildet,
/arte Blätter zugleich in dichtgewundenen Büscheln.

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