: 228
Albrecht
Dürers
Lehrmeiſter.
II. Theils III. Buch.
III. Capitel.
nichts mehr / und da ſie bey mir wohnete / biß daß
man zehlt 151 3. Jahr / da ward ſie an einem Erch-
tag früh / todtlich und gehling krank / darinn ſie ein
ganz Jahr lag / und von dem erſten Tag an über ein
Jahr / als ſie krank worden / war an einem Erchtag /
am 17. Tag des Maji, im 15 14. Jahr / nach Em-
pfahung des heiligen Sacraments / iſt ſie Chriſtlich
verſchieden / 3100 Stund vor Nachts / der ich ſelbſt
vorgebaͤtet hab / der Allmächtige G Ott ſey ihr gna-
dig.
Darnach im 15 21. Jahr / am Soſitag vor Bar-
tholomæi, ſpar der 18. Tag des Auguſtmonats
im Zbwilling / war meine liebe Schwiger / die Hauß
Freyin / krank / darnach am 29. Tag des Herbſtmo-
nats / nach Empfahung der Sacrament / verſchied
ſie in der Nacht zu der neundten Stund / nach der
Nürnberger Uhr / der Allmaͤchtige GOtt ſey ihr
gnaͤdig. ;
Darnach / als man zehlt 15 23. Jahr / an unfer
lieben Frauen Tag / als ſie in den Tempel geopfert
ward / fruͤh vor dem Garaus / iſt verſchieden Hanß
Frey / mein lieber Schwaͤher / der bey ſechs Jahren
krank ſwar / und der auch in der Welt gleich unmoͤg⸗
liche Widerwertigkeit erdultet hat; der auch mit
dem Sacrament verſchieden iſt / der Allmaͤchtige
EOtt ſey ihm gnaͤdig.
Als nun Albrecht Duͤrer / neben ſeinen Ge-
auch in der Schul ſchreiben und leſen gelernet / iſt er
gehalten worden / bey welchen er biß in das ſechze-
hende Jahr ſeines Alters geblieben / ſich im Ver-
zeichnen / Stechen / Treiben / wol angelaſſen / und ſo
Chriſti getrieben / welches ſeinen Vatter ſehr er-
freuet / und gerne geſehen / daß er bey ſolchem ver-
blieben waͤre / er wolte aber nicht / ſondern kurzum
ein Mahler werden / als hat es der Vatter endlich
bewilligt / und ihn nach Colmar zum Martin Schoͤn /
Kunſt bey ihme zu lernen / verſchicken und verdin-
gen wollen / unter warendem ſolchem Furhaben
ſtirbt dieſer Martin Schon / darauf ſich der Vatter
anderwerts beworben / und verſprach ſeinen Sohn
Albrecht allhier zu Michael Wolgemuht / unter der
Veſtung wohnhaft / von anno 1486. von Andreas-
Jag an / auf drey Jahr lang / bey ihm die Mahlerey
zu lernen. In ſolcher Lehr-Zeit hat er ſich nichts
verſaumet / iſt allezeit emſig und fleißig geweſt / ſich
wol in acht genommen / und nach Vollendung ſol-
cher drey Jahr / naͤmlich Anno 1490. nach Oſtern
hinweg gezogen; Teutſch- und Niderland zimlich
durchreiſet / hat auch zu Venedig ſchoͤne Stuck ge-
mahlet / iſt alſo vier Jahr gewandert und ausgebli-
ben / und wieder anhero gen Nuͤrnberg zu ſeinen El-
tern kommen. Anno 1494. Mittwochs vor S.
Margareten Tag / hat er ſich mit Jungfrau Agnes /
Hanſen Freyen Tochter / mit 200. Gulden Heyrat-
Gut / verheyratet / haben keine Kinder erzeugt / ſie
war ein kifend Zifer / zankſuͤchtig / geitzig Weib /
bey dero er wenig Frend und guter Tag gehabt / und
iſt bey ſolcher boͤſen Ehe uͤber Albrecht Duͤrern ſich
hoch zu verwundern / daß er in ſeiner Arbeit den
Luſt ſo beſtaͤndig behalten hat / vie an ſeinen in Truel
gefärtigten Buͤchern von der Geometria, per-
ſpectiv, Fortification, auch vier Theilen von
Proportion des Menſchen / wweitlaͤnffig und mit
Verwunderung zu ſehen / desgleichen an der Ehren.
Pforten / ſo er Kaͤhſer Maximiliano I. zu Ehren
ſchneiden laſſen / welcher ihm jaͤhrlich 100. Gulden
Beſtallung geben / und ſeine Arbeit der Gemaͤhl und
vielfältigen Handriß und Viſirungen abſonderlich
bezahlt: Der Koͤnig in Engelland / wie auch andere
Chur⸗ und Fuͤrſten / ſo er contrafätet / haben ihn
gar ehrlich begabet / Er hatte auch / neben ſeiner
Kunſt / die Gab beredſamer Freundlichkeit / daß je-
derman gerne mit ihm zuthun gehabt / er ward auch /
um ſeiner Kunſt / zu einem Genanten des groͤſſern
Rahts erwehlet. Er hatte ſeine Wohnung allhier
in Nuͤruberg / ſo man durch die Zißelgaſſen hinauf
zum Thiergartner Thor gehet / im oberſten Eck-
hauß auf der linken Hand / dar innen er auch Anno
1528. in der Charwochen / den 8. Aprilis / im 57.
Jahr ſeines Alters / in GOtt ſeelig mit Ruhm und
Ehren abgeſchieden; Hanß Frey / ſein Schwwaͤher /
war ein guter Muſicus und Harpfenſchlager /
machte von Kupfer kuͤnſtliche Holz- Bilder / und
Bronnen zu ſpringendem Waſſerwerk / welche von
ſich ſelbſten ſpringen / durch Gefluß getrieben / und
konte man ſolche hintragen / wohin man wolte.
Extract etlicher Epiſilen Eraſmi Rotero-
damfan
Tod verſchonen ſolte. Er hat zu Bruͤſſel angefan-
tem Zuſtand geweſen / woruͤber ich mich doch ge
tröſtet / daß ich in kurzem aus dieſer trübſeligen Zeit
zu meinem Ehriſto abſcheiden werde.
wie auch Paulum Rizium / deſſen Arzeney ich heu-
te gebrauchet / ich nehme etlwan den halben Theil
auf einmal / oder auch wol weniger / dannoch macht
ſo wol als meine (des Eraſmi) durch des Duͤrers
a elige Hand gefaͤrtigte Bild nus / der Her: lebe
wo + 8 ' . 8 C ®
Anno 1527.
ſich in eine andere und ſtetstwaͤrende / doch leidlicher
Krankheit / verkehret / ich hab nunmehr alle Me-
Albrecht Duͤrers in meinen Schriften mit Ruhm
denk geweſt / doch laſſe ich
mir die Anmahnung nicht
ausfallen. 8 ‘
oak at
fen M
alfo hat
ſonlich
&00 un
/ all
bags ließ,
ſuollen /
lacht bi
aber da!
ſllinſeif
oft für ih
1005 das
1
CFF
Albrecht
Dürers
Lehrmeiſter.
II. Theils III. Buch.
III. Capitel.
nichts mehr / und da ſie bey mir wohnete / biß daß
man zehlt 151 3. Jahr / da ward ſie an einem Erch-
tag früh / todtlich und gehling krank / darinn ſie ein
ganz Jahr lag / und von dem erſten Tag an über ein
Jahr / als ſie krank worden / war an einem Erchtag /
am 17. Tag des Maji, im 15 14. Jahr / nach Em-
pfahung des heiligen Sacraments / iſt ſie Chriſtlich
verſchieden / 3100 Stund vor Nachts / der ich ſelbſt
vorgebaͤtet hab / der Allmächtige G Ott ſey ihr gna-
dig.
Darnach im 15 21. Jahr / am Soſitag vor Bar-
tholomæi, ſpar der 18. Tag des Auguſtmonats
im Zbwilling / war meine liebe Schwiger / die Hauß
Freyin / krank / darnach am 29. Tag des Herbſtmo-
nats / nach Empfahung der Sacrament / verſchied
ſie in der Nacht zu der neundten Stund / nach der
Nürnberger Uhr / der Allmaͤchtige GOtt ſey ihr
gnaͤdig. ;
Darnach / als man zehlt 15 23. Jahr / an unfer
lieben Frauen Tag / als ſie in den Tempel geopfert
ward / fruͤh vor dem Garaus / iſt verſchieden Hanß
Frey / mein lieber Schwaͤher / der bey ſechs Jahren
krank ſwar / und der auch in der Welt gleich unmoͤg⸗
liche Widerwertigkeit erdultet hat; der auch mit
dem Sacrament verſchieden iſt / der Allmaͤchtige
EOtt ſey ihm gnaͤdig.
Als nun Albrecht Duͤrer / neben ſeinen Ge-
auch in der Schul ſchreiben und leſen gelernet / iſt er
gehalten worden / bey welchen er biß in das ſechze-
hende Jahr ſeines Alters geblieben / ſich im Ver-
zeichnen / Stechen / Treiben / wol angelaſſen / und ſo
Chriſti getrieben / welches ſeinen Vatter ſehr er-
freuet / und gerne geſehen / daß er bey ſolchem ver-
blieben waͤre / er wolte aber nicht / ſondern kurzum
ein Mahler werden / als hat es der Vatter endlich
bewilligt / und ihn nach Colmar zum Martin Schoͤn /
Kunſt bey ihme zu lernen / verſchicken und verdin-
gen wollen / unter warendem ſolchem Furhaben
ſtirbt dieſer Martin Schon / darauf ſich der Vatter
anderwerts beworben / und verſprach ſeinen Sohn
Albrecht allhier zu Michael Wolgemuht / unter der
Veſtung wohnhaft / von anno 1486. von Andreas-
Jag an / auf drey Jahr lang / bey ihm die Mahlerey
zu lernen. In ſolcher Lehr-Zeit hat er ſich nichts
verſaumet / iſt allezeit emſig und fleißig geweſt / ſich
wol in acht genommen / und nach Vollendung ſol-
cher drey Jahr / naͤmlich Anno 1490. nach Oſtern
hinweg gezogen; Teutſch- und Niderland zimlich
durchreiſet / hat auch zu Venedig ſchoͤne Stuck ge-
mahlet / iſt alſo vier Jahr gewandert und ausgebli-
ben / und wieder anhero gen Nuͤrnberg zu ſeinen El-
tern kommen. Anno 1494. Mittwochs vor S.
Margareten Tag / hat er ſich mit Jungfrau Agnes /
Hanſen Freyen Tochter / mit 200. Gulden Heyrat-
Gut / verheyratet / haben keine Kinder erzeugt / ſie
war ein kifend Zifer / zankſuͤchtig / geitzig Weib /
bey dero er wenig Frend und guter Tag gehabt / und
iſt bey ſolcher boͤſen Ehe uͤber Albrecht Duͤrern ſich
hoch zu verwundern / daß er in ſeiner Arbeit den
Luſt ſo beſtaͤndig behalten hat / vie an ſeinen in Truel
gefärtigten Buͤchern von der Geometria, per-
ſpectiv, Fortification, auch vier Theilen von
Proportion des Menſchen / wweitlaͤnffig und mit
Verwunderung zu ſehen / desgleichen an der Ehren.
Pforten / ſo er Kaͤhſer Maximiliano I. zu Ehren
ſchneiden laſſen / welcher ihm jaͤhrlich 100. Gulden
Beſtallung geben / und ſeine Arbeit der Gemaͤhl und
vielfältigen Handriß und Viſirungen abſonderlich
bezahlt: Der Koͤnig in Engelland / wie auch andere
Chur⸗ und Fuͤrſten / ſo er contrafätet / haben ihn
gar ehrlich begabet / Er hatte auch / neben ſeiner
Kunſt / die Gab beredſamer Freundlichkeit / daß je-
derman gerne mit ihm zuthun gehabt / er ward auch /
um ſeiner Kunſt / zu einem Genanten des groͤſſern
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in Nuͤruberg / ſo man durch die Zißelgaſſen hinauf
zum Thiergartner Thor gehet / im oberſten Eck-
hauß auf der linken Hand / dar innen er auch Anno
1528. in der Charwochen / den 8. Aprilis / im 57.
Jahr ſeines Alters / in GOtt ſeelig mit Ruhm und
Ehren abgeſchieden; Hanß Frey / ſein Schwwaͤher /
war ein guter Muſicus und Harpfenſchlager /
machte von Kupfer kuͤnſtliche Holz- Bilder / und
Bronnen zu ſpringendem Waſſerwerk / welche von
ſich ſelbſten ſpringen / durch Gefluß getrieben / und
konte man ſolche hintragen / wohin man wolte.
Extract etlicher Epiſilen Eraſmi Rotero-
damfan
Tod verſchonen ſolte. Er hat zu Bruͤſſel angefan-
tem Zuſtand geweſen / woruͤber ich mich doch ge
tröſtet / daß ich in kurzem aus dieſer trübſeligen Zeit
zu meinem Ehriſto abſcheiden werde.
wie auch Paulum Rizium / deſſen Arzeney ich heu-
te gebrauchet / ich nehme etlwan den halben Theil
auf einmal / oder auch wol weniger / dannoch macht
ſo wol als meine (des Eraſmi) durch des Duͤrers
a elige Hand gefaͤrtigte Bild nus / der Her: lebe
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Anno 1527.
ſich in eine andere und ſtetstwaͤrende / doch leidlicher
Krankheit / verkehret / ich hab nunmehr alle Me-
Albrecht Duͤrers in meinen Schriften mit Ruhm
denk geweſt / doch laſſe ich
mir die Anmahnung nicht
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