L27i
XCVI.
Lucas
und Mar;
ken burg /
Mecheln.
Lucas iſt
ein guter
miniatur
Mahler.
Seine Wer-
ke.
Schießgraben eine herrliche Rott / worinnen etli-
cher alter braunen Schiffleut Geſichter / und oben-
auf eine ſchoͤne Gallerie zu beobachten / ſo ein groſ-
ſes ſilbernes Teinkhorn haben / welches alles ſehr
nett und artig gemahlt / daß man in allen ſeinen
Sachen gar leicht die treflich Titianiſche und Ita-
lianiſche Manier und Handlungen reichlich verſpuͤ⸗
ren und abnehmen kan. Fer ners hat er auch den Ti-
tian gecontrafaͤtet / ſo noch bey Peter Iſaac / Mah-
ler zu Amſterdam / zu finden ſeyn wird. In ſeinem
Italianiſchen redete er die Venediſche Sprach / und
truge Luſt und Lieb zu dem Land⸗ und Feldban / be-
diente ſich doch deſſelben nicht. Zu dem Meer und
Waßer aber hatte er keinen Luſt / welches Urſach /
daß er Harlem und andere See Staͤdte nicht be-
ſucht. Er ware auch zu dickleibig in dem Wagen zu
fahren / und noch viel weniger zum reiten tauglich.
Zu Amſterdam iſt von ihme noch ein Urtheil mit den
ſieben Werken der Barmherzigkeit / ſo aber noch
nicht zu end gebracht / in dem Gaſthauß hinterlaſ-
ſen worden / als woruͤber er geſtorben / da er unge-
faͤhr 4 8. Jahr ſeines Alters erreichet.
Ode wie die Waßer farb auf Tuch gar bequem /
froͤliche Landſchaften heraus zu bringen / ſol-
ches zu Mechlen auch ſehr gemein und in ſtarkem
ſchwang gehet: Alſo ſeyn durch ſolcher Anwendung
und die ſtetige Ubung unterſchiedliche gute Meiſter
daſelbſt entſprungen / unter denen ſonderlich Lucas
und Martin von Falkenburg geweſen / welche / daß
ſie in ihrer Jugend außer Lands 0 ich nir-
gend finde / wohl aber / daß ſie ſich ſtets zu Mechlen
und Antorf aufgehalten. Um die Zeit der erſten
Aufruhr / ſo Anno 1566. ſich erhoben / zogen ſie mit
Johann de Vries nach Achen und Luͤttich / wo-
ſelbſt ſie viel nach dem Leben gemacht / und weilen
dieſe drey auf der Zwerchpfeifſen / ſonderlich Lucas /
wol gekont / als haben ſie ſich mit andern immerzu
froͤlich gemacht / wie aber darauf in Niderland / durch
den Prinzen von Oranien / das Weſen mit den Staa-
den ſich veraͤndert / haben ſie ſich wieder in ihr Vat-
terland begeben / woſelbſt dann Lucas nicht allein fuͤr
rar in Landſchaften / ſondern auch kleinen Bildern /
Contrafaten und miniatur Arbeit gehalten wor-
den / ſo / daß er auch mit dem Erz- Herzog Matthias
in Bekandſchaft gerahten / und mit demſelben auch
nacher Linz an die Donau abgereiſt / und mit unter-
ſchiedlichen Werken bey dem Erz- Herzog beſchaͤf⸗
tigt geweſen. Als aber bald darauf der Tuͤrk Un-
garn bekriegt / hat er ſich von dar hinweg / und na-
haft nidergelaßen / und viel herꝛliche Werk von Ba-
taglien / Einnehmung der Stadt Troja, vom Ba-
byloniſchen Thurn / der Zerſtoͤrung Jeruſalem /
andern noch mehr dergleichen ſchweren / und mit vie-
ler Arbeit angefuͤllten Stucken / durch ſeine eigne
invention aus Liecht gebracht / deren noch etliche
in der Fuͤrſtlichen Refidenz zu Salzburg in denen
Zimmern daſelbſt / wie auch zu Prag / und Aug-
ſpurg / und zwar unter des Grafen von Wahls Ge-
mählden / Item zu Nurnberg und in andern Fuͤrſt-
lichen Palaͤſten zu Geſicht kommen. Sonſten hielte
er. ich ſehr reputirlich gegen der Frau und Kindern /
CCC
und habe ich denſelben noch Anno 1622. in Nuͤrn-
berg bey Leben geſehen. i
Sein Bruder aber / Martin von Falkenburg /
war gleich falß ein ſehr geſchikter Mann / und hielte
ſich zu Frankfurt auf / hat auch faſt eben dergleichen /
ſchen Kauffleuten / als welche in gemein große Lieb-
haber der Kuͤnſte ſeyn / iſt er mit vielen ſchönen Hi-
ſtorien / durch ſeiner Haͤnde Werk / an die Hand ge-
gangen / und damit dieſelben verſehen; Endlichen
aber iſt er / nach dem gemeinen Welt⸗Lauf / daſelbſt
verſchieden / und hat Soͤhne hinterlaſſen / die / mei-
nes Behalts / gleicher maßen auf dieſe Studien und
Kunſt ſich geleget haben. ,
G geichwie vorhin gemeldet worden / daß Peter
Ulrich / durch ſonderbare Fuͤrtreflichkeit in der
Kunſt / zu einem hohen Standt gekommen: Alſo
hat ingleichen ſolches auch unter der Geſellſchaft zu
Mechlen bey mehr als 150. zubereiteten Mahlers
Zimmern mit Johann Bol / der in ſelbiger Stadt
aus gutem Geſchlecht Anno 15 34. den 16. De-
cember entſproſſen / ſich zugetragen. Dieſer hatte
in ſeinem 14ten Jahr die Mahlkunſt bey einem ge-
meinen Mahler daſelbſt anfangen zu lernen. Inner
zlweyen Jahren aber ſich ins Teutſchland / und zwar
nacher Heydelberg begeben / woſelbſt er dann auch
zwey Jahr lang fur Ihr Churfuͤrſtlich Durchlaͤucht /
als einen ſonderbaren Liebhaber / gearbeitet / endli-
chen aber von dort aus wiederum nacher Mechlen
gezogen / und / ohne weiteren Unterricht / ſelbſt die
Kunſt zu Practiciren angefangen. Er inventirte
unterſchiedliche Landſchaften und anders / und iſt ſo
zu Mechlen wohnhaft verblieben / woſelbſt er ſehr
geiſtreiche und froͤliche Gemaͤlde von Waßerfarben /
darinnen eine große Sauberkeit und Vernunft zu
ſpuͤren / ver faͤrtiget. Sonderlich aber iſt von ihm bey
Meiſter Johann von der Mander / nun Penſionar
zu Gent / auf einem großen Tuch von Waßer farben
die Fabel Deedali und Icari zu ſehen / wie ſie naͤm⸗
lichen in freyer Luft der Gefaͤngnus entflohen / wor-
bey ein Felß mitten im Meer / darauf ein Caſtell /
auf ſolche Art und Weiß gebaut / daß es nicht wol
baͤßer zu machen / ſintemal der Felß ſo natural her-
aus komt / und mit Moß und Geſtraͤuß bewachſen /
als wann es das Leben ſelbſt mitbraͤchte / ſo ſtellt ſich
darbey auch die angraͤnzende Landſchaft und das
wie dann auch die waͤchſene Federn / ſo aus denen
von der Sonnenhitz zerſchmolzenen Fluͤglen fallen /
ſehr natuͤrlich heraus kommen / ſonderlich aber die
len / ſehr aus fuͤhrlich zu ſehen ſeyn: Darbey finden
ſich weiters einige ſchoͤne Felder und Landſchaften /
bey welchen nahe ein Schaͤfer / der ſeine Schäflein
hütet / ſizt / und ein Ackersmann in dem Pflug ar-
betrachten / wie
fveifet. ‘
Sonſten hatte er auch noch viel mehr Landſchaf-
ten mit unterſchiedlicher Anordnung gefaͤrtiget /
welche von denen Kauffleuten inſtaͤndig begehrt / und
ſolches dann die Fabel ſelbſten aus-
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Seine Wer-
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Schießgraben eine herrliche Rott / worinnen etli-
cher alter braunen Schiffleut Geſichter / und oben-
auf eine ſchoͤne Gallerie zu beobachten / ſo ein groſ-
ſes ſilbernes Teinkhorn haben / welches alles ſehr
nett und artig gemahlt / daß man in allen ſeinen
Sachen gar leicht die treflich Titianiſche und Ita-
lianiſche Manier und Handlungen reichlich verſpuͤ⸗
ren und abnehmen kan. Fer ners hat er auch den Ti-
tian gecontrafaͤtet / ſo noch bey Peter Iſaac / Mah-
ler zu Amſterdam / zu finden ſeyn wird. In ſeinem
Italianiſchen redete er die Venediſche Sprach / und
truge Luſt und Lieb zu dem Land⸗ und Feldban / be-
diente ſich doch deſſelben nicht. Zu dem Meer und
Waßer aber hatte er keinen Luſt / welches Urſach /
daß er Harlem und andere See Staͤdte nicht be-
ſucht. Er ware auch zu dickleibig in dem Wagen zu
fahren / und noch viel weniger zum reiten tauglich.
Zu Amſterdam iſt von ihme noch ein Urtheil mit den
ſieben Werken der Barmherzigkeit / ſo aber noch
nicht zu end gebracht / in dem Gaſthauß hinterlaſ-
ſen worden / als woruͤber er geſtorben / da er unge-
faͤhr 4 8. Jahr ſeines Alters erreichet.
Ode wie die Waßer farb auf Tuch gar bequem /
froͤliche Landſchaften heraus zu bringen / ſol-
ches zu Mechlen auch ſehr gemein und in ſtarkem
ſchwang gehet: Alſo ſeyn durch ſolcher Anwendung
und die ſtetige Ubung unterſchiedliche gute Meiſter
daſelbſt entſprungen / unter denen ſonderlich Lucas
und Martin von Falkenburg geweſen / welche / daß
ſie in ihrer Jugend außer Lands 0 ich nir-
gend finde / wohl aber / daß ſie ſich ſtets zu Mechlen
und Antorf aufgehalten. Um die Zeit der erſten
Aufruhr / ſo Anno 1566. ſich erhoben / zogen ſie mit
Johann de Vries nach Achen und Luͤttich / wo-
ſelbſt ſie viel nach dem Leben gemacht / und weilen
dieſe drey auf der Zwerchpfeifſen / ſonderlich Lucas /
wol gekont / als haben ſie ſich mit andern immerzu
froͤlich gemacht / wie aber darauf in Niderland / durch
den Prinzen von Oranien / das Weſen mit den Staa-
den ſich veraͤndert / haben ſie ſich wieder in ihr Vat-
terland begeben / woſelbſt dann Lucas nicht allein fuͤr
rar in Landſchaften / ſondern auch kleinen Bildern /
Contrafaten und miniatur Arbeit gehalten wor-
den / ſo / daß er auch mit dem Erz- Herzog Matthias
in Bekandſchaft gerahten / und mit demſelben auch
nacher Linz an die Donau abgereiſt / und mit unter-
ſchiedlichen Werken bey dem Erz- Herzog beſchaͤf⸗
tigt geweſen. Als aber bald darauf der Tuͤrk Un-
garn bekriegt / hat er ſich von dar hinweg / und na-
haft nidergelaßen / und viel herꝛliche Werk von Ba-
taglien / Einnehmung der Stadt Troja, vom Ba-
byloniſchen Thurn / der Zerſtoͤrung Jeruſalem /
andern noch mehr dergleichen ſchweren / und mit vie-
ler Arbeit angefuͤllten Stucken / durch ſeine eigne
invention aus Liecht gebracht / deren noch etliche
in der Fuͤrſtlichen Refidenz zu Salzburg in denen
Zimmern daſelbſt / wie auch zu Prag / und Aug-
ſpurg / und zwar unter des Grafen von Wahls Ge-
mählden / Item zu Nurnberg und in andern Fuͤrſt-
lichen Palaͤſten zu Geſicht kommen. Sonſten hielte
er. ich ſehr reputirlich gegen der Frau und Kindern /
CCC
und habe ich denſelben noch Anno 1622. in Nuͤrn-
berg bey Leben geſehen. i
Sein Bruder aber / Martin von Falkenburg /
war gleich falß ein ſehr geſchikter Mann / und hielte
ſich zu Frankfurt auf / hat auch faſt eben dergleichen /
ſchen Kauffleuten / als welche in gemein große Lieb-
haber der Kuͤnſte ſeyn / iſt er mit vielen ſchönen Hi-
ſtorien / durch ſeiner Haͤnde Werk / an die Hand ge-
gangen / und damit dieſelben verſehen; Endlichen
aber iſt er / nach dem gemeinen Welt⸗Lauf / daſelbſt
verſchieden / und hat Soͤhne hinterlaſſen / die / mei-
nes Behalts / gleicher maßen auf dieſe Studien und
Kunſt ſich geleget haben. ,
G geichwie vorhin gemeldet worden / daß Peter
Ulrich / durch ſonderbare Fuͤrtreflichkeit in der
Kunſt / zu einem hohen Standt gekommen: Alſo
hat ingleichen ſolches auch unter der Geſellſchaft zu
Mechlen bey mehr als 150. zubereiteten Mahlers
Zimmern mit Johann Bol / der in ſelbiger Stadt
aus gutem Geſchlecht Anno 15 34. den 16. De-
cember entſproſſen / ſich zugetragen. Dieſer hatte
in ſeinem 14ten Jahr die Mahlkunſt bey einem ge-
meinen Mahler daſelbſt anfangen zu lernen. Inner
zlweyen Jahren aber ſich ins Teutſchland / und zwar
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als einen ſonderbaren Liebhaber / gearbeitet / endli-
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Kunſt zu Practiciren angefangen. Er inventirte
unterſchiedliche Landſchaften und anders / und iſt ſo
zu Mechlen wohnhaft verblieben / woſelbſt er ſehr
geiſtreiche und froͤliche Gemaͤlde von Waßerfarben /
darinnen eine große Sauberkeit und Vernunft zu
ſpuͤren / ver faͤrtiget. Sonderlich aber iſt von ihm bey
Meiſter Johann von der Mander / nun Penſionar
zu Gent / auf einem großen Tuch von Waßer farben
die Fabel Deedali und Icari zu ſehen / wie ſie naͤm⸗
lichen in freyer Luft der Gefaͤngnus entflohen / wor-
bey ein Felß mitten im Meer / darauf ein Caſtell /
auf ſolche Art und Weiß gebaut / daß es nicht wol
baͤßer zu machen / ſintemal der Felß ſo natural her-
aus komt / und mit Moß und Geſtraͤuß bewachſen /
als wann es das Leben ſelbſt mitbraͤchte / ſo ſtellt ſich
darbey auch die angraͤnzende Landſchaft und das
wie dann auch die waͤchſene Federn / ſo aus denen
von der Sonnenhitz zerſchmolzenen Fluͤglen fallen /
ſehr natuͤrlich heraus kommen / ſonderlich aber die
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bey welchen nahe ein Schaͤfer / der ſeine Schäflein
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