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Sandrart, Joachim von
L' Academia Todesca della architectura, scultura & pittura oder Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Bd. 2,2): Von der Scvltura oder Bildereykvnst — Nürnberg, 1679

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https://doi.org/10.11588/diglit.1285#0006
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10000, Uuterthanen halten / und aus der
andern ein ſehr reicher in die Selder ſich ergie-
ſender Sluß ſich erzeigen folle/ auch nicht für
einen einfaͤitigen Lehrling erkennen / oder hal-
ſten. Welches dann meines beduͤnckens un-
wiederſprechliche Gruͤnde ſind. Und ob
war etliche behaupten wollen / daß die An-
tique Statuen / zur Zeit deren / die es re-
præſentirten darum / weil ſie hernach
reſtaurirt und ausgebeſſert woͤrden /
nicht gemachet ſeyn / ſo bin ich doch andere
Meinung / und halte eben daꝛuni/weil ſie ſchön
waren / dafuͤr / daß ſolche zu derſelben aͤlteren
Zeit verfertiget worden. Dann man kan ja
nicht laugnen / daß vor Ur⸗Alters ſchoͤn viel
Statuen geweſen / indeme Horatius Co-
cles und die Celia in Rom zu Zeiten des ſie-
benden Koͤnigs / und noch eher als die Res-

ublic alfda eintgeführet worden / ſchon er-
* und auftzerichtet geſehen worden: Wel-
ches beym Tito Livio und in dem Plinio mit
mehrern zu bemercken. Belangend aber
den Homerum, und deſſen wahre Abbil-
dung / ſo von etlichen widerſprochen werden
will/ mit Vorwendung / daß damals in dieſer
Kunſt eine groſſe Unerfahrenheit geweſen /
auch das erſt lange Jahr nach deſſen Tod /
ſeine Contrafaiten nur als ein erdichtetes
Weſen gemacht wordẽ ſeye: ſo entſtehet doch
dieſer Wahn bloß allein aus dem woloffters
irrenden Plinia, mit deme ſie es beweiſen
wollen. Es iſt aber bereits vor / und wird

Bildhauer Kunſt lang vor Homeri Zeiten
in Vollkommenheit geftanden. Und ob zwar
bekandt / daß er von geringer condition, wie
viel andere vortreffliche Philofophiund Poe-
ten auch / uñ arın geweſen / ſo ſind doch deyſel-
ben Foftbare Statuen aufgerichtet / undmuͤn⸗
tzen ihm zu Ehren gepreget / worvon in den
Kunſt⸗Cabineten etuche aus Marmel-
ſtein / Metall / auch Kleinodien / und aus
andern ohnzweifelhafften Authoren, abſon-
derlich aber ſeine hoch preiß⸗wuͤrdige Statua
in Lebens⸗Groͤſſe aus Griechiſchen Marmel
gebildet / bey demprintzen ſuſtiniano, ſolches
Inugſambezeugen / zu hoͤchſten Ehren er-
haben worden falſo daß man ihme Statuen /
Altoͤre und Tempelaufgerichtet, Ariſtoteies
erzehlet ebenfalls von des Homeri Muͤntzen:
aus welchen erfolgt / daß ſie noch aͤlter als der
Alexande r muͤſſen geweſen ſeyn / weil jener
dieſes Praceptor war. Uber das iſt auch
gar glaublich / daß die alten Statuen nicht
hur allein zur zierd / oder nach eigenen Gefal-
len / und ſeloſt gefaſten Linbildungen nur
erdichtet / ſondern vielmehr nach dem wahren
Leben / oder nach deren modellen exprefse
ſeyn gemacht worden. Als die Pluͤnderung
3u Corintho geſchehen / wurden von
Ar 3000, Statten nacher Rom gebracht /
Surch welche die Roͤner fehr viel von denen
Griechen erlernet und erfahren haben / alfo
Caß ſie die zu Corintho gemachte Statuen in



guter Obacht vor andern behalten. Da
Hero nicht zu sweifeln/ daß / wie auch alle ver:
nünfftige ſolches bekennen werden / des Ly-
curgi, Epᷣaminondæ, Themiſtoclis, Solo-
nis, Ariſtidis, Platonis, Miltiadis und ande-
rer Statuen zu ihren Zeiten / ihnen zu Ehren
ſeyn gemacht worden: deren annochin Rom
Engeland / Sranckreich und zu Muͤmchen / un
terſchiedlichẽ zu finden. Ich habe dergleichen
auch viel geſehen und nachgezeichnet / welche
auf hochſchaͤbaren Kleinõdien / Edelgeftei
nen / in Agath / Chriſtall / und Carniolen / die
meiſten aber auf Medaglien gebildet waren:
welches dann ein abſonderlich Kennzeichen/
daß dazumal vortrefliche Meiſter geweſen/
weil ſie von und auf ſo koſtbaren Stoff ge


zu halten / daß die Nedaglien nach den Sta-|
tuen / nicht aber die Sratuen erſt nach den
Medaglien copiret und gemachet worden
Dann dieſes war das Mittel / wordurch die


kommen moͤchten und gemeiner wuͤrden und
hat man zu ſolchem Ende auf Medaglien ge
preget / damit jederman um ein geringes ſol
che Bildung auch haben Fönte: Mehr hab ich
auch He&orem und achillem auf Meda-
glien geſehen / welche Contrafait zweiffels
oͤhne zu deren Zeit gemachet / und von denen
Statuen / ſo ihnen dazumals zu Ehrenerhaben
wurden / abgeſehen und copiret worden.
Daß mun dieſe Kunſt mercklich zu ges
nommen und zu Zeiten des Groſſen Alexan-
ders in hoͤchſter Vollkommenheit geweſen/
daß bezeugen die zu Rom vielfältige und ziers


verſtaͤndigen ſehr wol bekandt nachwelcher


unſere Lehr und Abſehen haben ſollen. Wes-
wegen wir dann unter unſern Bildern Feines
hey zuhringen / vergeſſen / ſondern alle noc
uͤbrige in dieſen zweylẽ Theil eingebracht und
beſchrieben / ſamt felbiger Zeit gebrauchten un
terſchiedlichen muſicaliſchen inſtrumenten
und Pfeiffen / ihrer Sorin / und Art/ zu der
Goͤtter Dienften / Feſtiviteten im Krieg zur
Seld / Mahlzeiten / Lommedien und Leichbe-
gaͤngnuͤſſen der Todten Gedaächtnus/ in el
dentlicher Verſtellung / benebenſt / zu Ergo
Zung der Liebhahere mit gleicher YITeimund/|
der erſten i2. Roͤm. Kaͤyſer wahre Abbil
dung / die ich aus allen Kunft ; Cabineten zu
Rom̃ auserleſen / ſamt den Antichen ballı


welche alle auf den koſtbarften Ldelgeftet


noch meiſt zu Roni in hohenwuͤrden bey den
groſſen Herren und Liebhadern für befpnd
dere lehrliche karitaͤtẽ aufbehalten werden
dem aufmerkenden Liebhabern der Antiqui-
taͤten zum Nutzen und Beſten erthelen
wolle/um mitergoͤtzlicher Luſt ſoiche befcheidt|
und ein Urtheil in Sittfambeitan-
zunehmen. Lebe wol ;
 
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