N
III. Theil.
91
koſtbares
Horn.
tar.
Marmel-
Vaß.
da / uͤber deſſen groſſen Seltſamkeit und swunder-
bare Art / vielerley Gedancken gefallen: Indem
einige ein aus fremden Landen kommendes Bocks-
horn daraus machen kwolten: welches aber / wegen
ſeiner herrlichen Groͤſſe / und ſchoͤnen Geſtalt / auch
ſonderbaren Saubrigkeit / nicht angenemmen wer-
den konnen. Andere hielten es für ein Horen
des Rhinocers oder Naſehorn⸗Thiers. Mitler-
zeit nun wurde auch der berühmte Mahler Julio
Romano, im Dienſte des Hortzegen von Mantua
dahin beruffen / daſelbſten / zu Verfertigung ſelbi-
ger Keſidenz, die bekante groſſe Saal- Wercke
des Palatz T. zu zeichnen: und weil er auch / fuͤr ſel-
bige Herꝛſchafft / ſehr viel Vaſa und Geſchirre /
ſamt allerley Ziſch⸗Zierrahten / welche durch die all-
daſelbiger Zeit gleichfalls gegenwartige vortreff-
liche Sold⸗Arbeiter / auch in Kriſtall und Agat
ſchneidende Kuͤnſtler aufs koſtbarſte ins Werck ge-
bracht wurden / zeichnen muſte; gefiel dem Hertzog
auch dieſes ſchoͤne Horn zu einem Trinckgeſchier
zu zeichnen / und durch Kuͤnſtlers⸗ Hand dergestalt
ausarbeiten und bezieren zu laſſen / daß man füg:
lich und bequemlich daraus trineken und ſo fort auch
darauf blaſen konte / da es dann einen ſehr wollau-
tenden angenehmen Thon gab. Die Zierraten
waren von Gold alle aufs herrlichſte an ſeiner be-
ſquemen Handhaben mit windenden Schlaͤnglein
umſchlungen. Von vornen hatte es ein datyrs-
Geſicht / aus deſſen Haupte einige Zweiglein von
Wintergruͤn hervor gewachſen zu ſehen / welche mit
ihren Blattern dieſes Horn umwvickelten / daß ihme
nebenſt andern ausgeſonnenen Zierlichkeiten / ein
herꝛliches Anſehen gab. Daher hernach / bey alien
VBanqueten / auch dieſes ſchoͤne Horn⸗Geſchirr ſeyn
muſte / und in hohen Werth gehalten wurde: bis
endlich im Jahr 1629. dieſe weltberühmte Stadt
Mantua, durch die Käyſerliche Armee / unver-
hofft mit Sturm erobert wurde / und dieſes vor-
treffliche Horn / ſamt einer unglaublichen Men-
ge allerley Gefaͤß und Geſchirre von Berg-
Kryſtall / Achat / auch andern Juſpelen und
koſtbaren Steinen / denen Soldaten zur Beute /
und jaͤmmerlich von ihnen zertruͤmmert worden /
nur zu dem Ende / damit ſie das Gold und Silber
bekommen und dar von bringen moͤchten: unange-
ſehen die Kunſt und Raritaͤt weit ein mehrers
wehrt geweſen / als das Gold und Silber austra-
gen koͤnnen.
Der auf obberuͤhrter Platten ſtehende / mit
Laubbverck bezierte groſſe marmelſteinerne anti-
quiſche Altar⸗Fuß ward bey den Alten zu Opffern
gebraucht: deswegen er auch / hieher geſtellet wor-
den. Das groſſe Gefäß / aus weiſſem Marmor-
Deckel noch gantz / iſt mehrer / als eines groſſen
Mannes Hoͤhe / und dienet dem Printzen Juſtinian /
in ſeinem ſchoͤnen Garten bey la Porta del Popu-
lo, zur angenehmen Zier / zwiſchen den Baͤum-
gaͤngen / welche wir / neben andern faſt gleicher
Groͤſſe / dieſer Bilderey Erfahrnen zu Gefallen /
mit beybringen wollen. Dieſer Abbildung Inn-
halt iſt eine luſtige Bachanal⸗Vorſtellung der
Faunen / Satyren / und Nymphen in einer Lauber-
huͤtten / als in deren Wohnung ſie ihrem Gebrauch
nach / eſſen / trinken / und frölich ſeyn. Bey ſolchem
ihrem guten Mut und wolleben / erſcheinet ihr
Alter / Silenus, ſeinem Gebrauch nach mit Wein
alſo eingefuͤllet / daß ſeine Juͤſſe nicht vermoͤgen
ihn zu tragen / ſondern er allem Anſehen nach nie-
der fallen wurde / wann ihn ſeine Hofburſch / die
andere Faunen und Satyren nicht erhielten. Und
was ſonſt mehr ſchauwuͤrdiges ſich daran ereignet.
Dieſes hintere Theil eines groſſen Stuck
Marmelſteins zeiget uns ſehr kunſtreich die Abbil-
dung der Antichen Reutereyen im Krieg / an
der Perſon eines zu Pferde ſitzenden vornehmen /
von kunſilicher Hand gebildeten Hauptmanns:
der auf dem Haupt eine gekraͤutzte Pickelhauben
tragt / auch am Leibe mit einem Pantzer⸗Rock ver-
wahrt iſt / daruͤber er ſein Schwert angehencket.
Seine Hand hoͤlt er dergeſtalt geſchloſſen / als ob er
einen Spieß (der nun abgebrochen ſcheinet) darinn
zum Stoß oder Durchrennen / fuͤhrte. (
Die alte Hiſtorien erzehlen / daß Kaͤyſer Au-
guſtus einen vortrefflichen Gang vom Capitolio
ab / nach dem Berg Palatin, gantz von Marmel-
ſtein praͤchtig bauen laſſen; welcher aber nunmehr
allerdings verheert und verſtoͤrten iſt / auſſer
dieſes beygefuͤgtes. Sintemal ſelbiges Werck al-
ſo hoch mit Steinen und Erden verſchuͤttet wor-
den / daß ein mehrers davon nicht zu ſehen / als hie-
bey vorgeſiellter Frieß und Cornice (darauf die
Opffer⸗inſtrumenteabgebildet ſtehen) zu erken-
nen giebt. Welche zierliche und Majeſtaͤtiſche Ruine
wir den Kunſtliebenden zu ſonderbarem Gefallen /
alfo / wie man ſie zu meiner Zeit noch geſehen / mit-
theilen wollen / neben den andern Fragmenten
eines Bau- Fundaments / darauf ein groß Ge-
ſchirr von Porphyrſtein abgebildet. Deren die Alten
zu den Fuß waſchen ſich gebraucht haben / und den-
jenigen in Burgheſiſchen Palaſt / darinnen die
Abbildung des ſterbenden Seneca ſteht nicht ohn-
gleich iſt. }
Der groffe runde Marmolſtein giebt bald zu
erkennen / daß er zu einem Opffer⸗Altar gemacht
worden / der Ochſenkoͤpffe Gebeine ſamt denen zier-
lich herum gefuͤhrten keſtinen mit Trauben / Fruͤch-
tenund Laubwerck umwunden / zeiget uns der An-
tiquen / gebrauchten ſchönen Verſtand / wie ſie
auch / in allen ihren anderen Wercken / ſich / als gu-
Meiſter der Zeichen⸗Kunſt verſpuͤhren laſſen.
Das groͤſte runde Geſchirr mit einem De-
ckel in Marmelſtein / ſcheinet mehr zur Zier / als
zum Gebrauch gemacht / wegen der Kunſt / daran
befindlicher Waſſer⸗Gefaͤſſe / aus denen zwey mit
Wein⸗ Reben und Trauben auch deren Blaͤtter
vernuͤnfftig umgeben / der Antiquität halben in
unſers Printzen Juſtiniano Luſtgarten zu ſehen:
latin.
Porfir- Ge-
ſchirꝛ.
Runder Al-
tar.
Marmel-
ſteines Zier
Schoner
ben der groſſen Sonnen Hitze auch ſpringende
Fontanen zu Beſoͤrderung ihres Wachsthums ge-
nieſſen. Maſſen allda auch ein kleiner Wald von
2 hohen
III. Theil.
91
koſtbares
Horn.
tar.
Marmel-
Vaß.
da / uͤber deſſen groſſen Seltſamkeit und swunder-
bare Art / vielerley Gedancken gefallen: Indem
einige ein aus fremden Landen kommendes Bocks-
horn daraus machen kwolten: welches aber / wegen
ſeiner herrlichen Groͤſſe / und ſchoͤnen Geſtalt / auch
ſonderbaren Saubrigkeit / nicht angenemmen wer-
den konnen. Andere hielten es für ein Horen
des Rhinocers oder Naſehorn⸗Thiers. Mitler-
zeit nun wurde auch der berühmte Mahler Julio
Romano, im Dienſte des Hortzegen von Mantua
dahin beruffen / daſelbſten / zu Verfertigung ſelbi-
ger Keſidenz, die bekante groſſe Saal- Wercke
des Palatz T. zu zeichnen: und weil er auch / fuͤr ſel-
bige Herꝛſchafft / ſehr viel Vaſa und Geſchirre /
ſamt allerley Ziſch⸗Zierrahten / welche durch die all-
daſelbiger Zeit gleichfalls gegenwartige vortreff-
liche Sold⸗Arbeiter / auch in Kriſtall und Agat
ſchneidende Kuͤnſtler aufs koſtbarſte ins Werck ge-
bracht wurden / zeichnen muſte; gefiel dem Hertzog
auch dieſes ſchoͤne Horn zu einem Trinckgeſchier
zu zeichnen / und durch Kuͤnſtlers⸗ Hand dergestalt
ausarbeiten und bezieren zu laſſen / daß man füg:
lich und bequemlich daraus trineken und ſo fort auch
darauf blaſen konte / da es dann einen ſehr wollau-
tenden angenehmen Thon gab. Die Zierraten
waren von Gold alle aufs herrlichſte an ſeiner be-
ſquemen Handhaben mit windenden Schlaͤnglein
umſchlungen. Von vornen hatte es ein datyrs-
Geſicht / aus deſſen Haupte einige Zweiglein von
Wintergruͤn hervor gewachſen zu ſehen / welche mit
ihren Blattern dieſes Horn umwvickelten / daß ihme
nebenſt andern ausgeſonnenen Zierlichkeiten / ein
herꝛliches Anſehen gab. Daher hernach / bey alien
VBanqueten / auch dieſes ſchoͤne Horn⸗Geſchirr ſeyn
muſte / und in hohen Werth gehalten wurde: bis
endlich im Jahr 1629. dieſe weltberühmte Stadt
Mantua, durch die Käyſerliche Armee / unver-
hofft mit Sturm erobert wurde / und dieſes vor-
treffliche Horn / ſamt einer unglaublichen Men-
ge allerley Gefaͤß und Geſchirre von Berg-
Kryſtall / Achat / auch andern Juſpelen und
koſtbaren Steinen / denen Soldaten zur Beute /
und jaͤmmerlich von ihnen zertruͤmmert worden /
nur zu dem Ende / damit ſie das Gold und Silber
bekommen und dar von bringen moͤchten: unange-
ſehen die Kunſt und Raritaͤt weit ein mehrers
wehrt geweſen / als das Gold und Silber austra-
gen koͤnnen.
Der auf obberuͤhrter Platten ſtehende / mit
Laubbverck bezierte groſſe marmelſteinerne anti-
quiſche Altar⸗Fuß ward bey den Alten zu Opffern
gebraucht: deswegen er auch / hieher geſtellet wor-
den. Das groſſe Gefäß / aus weiſſem Marmor-
Deckel noch gantz / iſt mehrer / als eines groſſen
Mannes Hoͤhe / und dienet dem Printzen Juſtinian /
in ſeinem ſchoͤnen Garten bey la Porta del Popu-
lo, zur angenehmen Zier / zwiſchen den Baͤum-
gaͤngen / welche wir / neben andern faſt gleicher
Groͤſſe / dieſer Bilderey Erfahrnen zu Gefallen /
mit beybringen wollen. Dieſer Abbildung Inn-
halt iſt eine luſtige Bachanal⸗Vorſtellung der
Faunen / Satyren / und Nymphen in einer Lauber-
huͤtten / als in deren Wohnung ſie ihrem Gebrauch
nach / eſſen / trinken / und frölich ſeyn. Bey ſolchem
ihrem guten Mut und wolleben / erſcheinet ihr
Alter / Silenus, ſeinem Gebrauch nach mit Wein
alſo eingefuͤllet / daß ſeine Juͤſſe nicht vermoͤgen
ihn zu tragen / ſondern er allem Anſehen nach nie-
der fallen wurde / wann ihn ſeine Hofburſch / die
andere Faunen und Satyren nicht erhielten. Und
was ſonſt mehr ſchauwuͤrdiges ſich daran ereignet.
Dieſes hintere Theil eines groſſen Stuck
Marmelſteins zeiget uns ſehr kunſtreich die Abbil-
dung der Antichen Reutereyen im Krieg / an
der Perſon eines zu Pferde ſitzenden vornehmen /
von kunſilicher Hand gebildeten Hauptmanns:
der auf dem Haupt eine gekraͤutzte Pickelhauben
tragt / auch am Leibe mit einem Pantzer⸗Rock ver-
wahrt iſt / daruͤber er ſein Schwert angehencket.
Seine Hand hoͤlt er dergeſtalt geſchloſſen / als ob er
einen Spieß (der nun abgebrochen ſcheinet) darinn
zum Stoß oder Durchrennen / fuͤhrte. (
Die alte Hiſtorien erzehlen / daß Kaͤyſer Au-
guſtus einen vortrefflichen Gang vom Capitolio
ab / nach dem Berg Palatin, gantz von Marmel-
ſtein praͤchtig bauen laſſen; welcher aber nunmehr
allerdings verheert und verſtoͤrten iſt / auſſer
dieſes beygefuͤgtes. Sintemal ſelbiges Werck al-
ſo hoch mit Steinen und Erden verſchuͤttet wor-
den / daß ein mehrers davon nicht zu ſehen / als hie-
bey vorgeſiellter Frieß und Cornice (darauf die
Opffer⸗inſtrumenteabgebildet ſtehen) zu erken-
nen giebt. Welche zierliche und Majeſtaͤtiſche Ruine
wir den Kunſtliebenden zu ſonderbarem Gefallen /
alfo / wie man ſie zu meiner Zeit noch geſehen / mit-
theilen wollen / neben den andern Fragmenten
eines Bau- Fundaments / darauf ein groß Ge-
ſchirr von Porphyrſtein abgebildet. Deren die Alten
zu den Fuß waſchen ſich gebraucht haben / und den-
jenigen in Burgheſiſchen Palaſt / darinnen die
Abbildung des ſterbenden Seneca ſteht nicht ohn-
gleich iſt. }
Der groffe runde Marmolſtein giebt bald zu
erkennen / daß er zu einem Opffer⸗Altar gemacht
worden / der Ochſenkoͤpffe Gebeine ſamt denen zier-
lich herum gefuͤhrten keſtinen mit Trauben / Fruͤch-
tenund Laubwerck umwunden / zeiget uns der An-
tiquen / gebrauchten ſchönen Verſtand / wie ſie
auch / in allen ihren anderen Wercken / ſich / als gu-
Meiſter der Zeichen⸗Kunſt verſpuͤhren laſſen.
Das groͤſte runde Geſchirr mit einem De-
ckel in Marmelſtein / ſcheinet mehr zur Zier / als
zum Gebrauch gemacht / wegen der Kunſt / daran
befindlicher Waſſer⸗Gefaͤſſe / aus denen zwey mit
Wein⸗ Reben und Trauben auch deren Blaͤtter
vernuͤnfftig umgeben / der Antiquität halben in
unſers Printzen Juſtiniano Luſtgarten zu ſehen:
latin.
Porfir- Ge-
ſchirꝛ.
Runder Al-
tar.
Marmel-
ſteines Zier
Schoner
ben der groſſen Sonnen Hitze auch ſpringende
Fontanen zu Beſoͤrderung ihres Wachsthums ge-
nieſſen. Maſſen allda auch ein kleiner Wald von
2 hohen