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Sandrart, Joachim von
L' Academia Todesca della architectura, scultura & pittura oder Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Bd. 2,3, Beigabe): Mander, Karel: P. Ovidii Nas. metamorphosis oder des verblümten Sinns der Ovidianischen Wandlungs-Gedichte grün — Nürnberg, 1679

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https://doi.org/10.11588/diglit.1287#0164
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IL Haupt Theils


Drey Herꝛ
ſchaffts Alr
fen den Nös
mern vom
Romulue
vorgelegt.

R Numa

Numa
bracht Rom
durch ſeine
Geſetze zu
graſſer Ruh
u Frieden.


Zunfft / oder Verſammlung die Aelter⸗Leute und
Baͤtter genennet wurde / als die die gemeine Sache
vaͤtterlich bedienen / den geringen nicht verachten /
noch des Groſſen verſchonen / ſondern einem iedwe-
den Recht wiederfahren laſſen ſolten. Der andere
Drittheil war das Volck: welches ſich uͤben muſte
in dem / ſelbiger Zeit hochgeachteten / Laudban / ihre
Glieder dardurch zu ſtaͤrcken / und zur Kriegs⸗Ar-
beit vor zu bereiten / und geſchickt zu machen. Und
weil der Menſch / oder das Volck insgemein / von
wegen ſeiner verderblichen Unart / nicht leben kan /
ſonder Obrigkeit und Geſetze / hatte ihnen Romulus /
lus drey Heriſchaffts Arten / eine zu erwehlen vor-
gelegt / nemlich daß entweder eine Anzahl Rahts-
herren / oder alles Volck nach der meiſten Gutach-
ten / herrſchen; oder aber unter einem einigen Ge-
bieter und Könige ſtehen ſolte. Als ſie nun zu die-
ſem letzten ſich geneigt erklaͤrten / ward Romulus /
wegen ſeiner Zreundligkeit und Klugheit / mit gu-
ter Einhelligkeit des gangen Volcks / zum Allein-
beherrſcher der Stadt erkoren. Nach ſeinem Tode /
bemuͤheten die Roͤmer ſich / mit groſſem Ernſtẽ / wie
ſie wiederum einen frommen Koͤnig moͤchten bekom-
men : Dann die Ohren dieſer tugendſamen / ſchlech-
ten und einfaͤltigen Ackerleute hoͤreten nach einem /
der gerecht / tugendſam und weis waͤre. Weil nun
ein ſtarckes Geruͤcht von der Vortrefflichkeit / Got-

Pompilius / zu ihnen uͤberdrange: haben ſie den-
ſelben / weil er deſſen wuͤrdig geweſt / zum Hirten /
oder Regenten des Volcks / erwehlet. Sintema-
len einer / der das Reich ſeiner Gedancken / und Luͤ⸗
ſten / oder des Gemuͤhts weislich und möl zu beherr-
ſchen weis / inſonderheit tuͤchtig iſt uͤber andere zu
herrſchen / ihnen zu gebieten / nnd dasRecht zu hand-
haben: Gieichivie dleſe auch ſich wol ſchicken zu
Unterthanen / die in aller Maͤſſigkeit / mit gantzem
Gemuͤht / der geſunden Vernuͤnfft unterworffen
ſind. Nachdem nun Numa / als ein Mann / ſo durch-
aus nicht ehrbegierig / dieſe Laſt gezwuͤngen ange-
nommen hatte: ordhete er unterſchiedliche gute
Geſetze. Unter andern / hat er / als ein ſonderba-
rer Liebhaber des Ackerbaues / und um Erhaltung
des innerlichen Friedens willen / ſein Bolck gelehrt /
die Aecker mit Marckſteinen zuunterſcheiden / eine
ſonderbare Straffe darauf ſtellend / dafern einer
dieſelben betrieglich verrucken / oder auch ſeinen
Feldban uͤhel beſtellen wuͤrde. Zum anderu / daß


und Zuſagen hakten/ und im Zweiffel / Mishellig-
keit / oder in Dingen / die man nicht beieiſen / noch
mit Zeugen wahr machen kan / einen aufrechten Eyd
thun ſolte. Zu welchem Ende / er den Treu oͤder
Glaubens⸗Zempel bauen und aufrichten ließ: die-
weil er/ als ein weiſer Mann / dieſe Dinge zum ge-
meinen Frieden / und des Reichs Wolſtande / ſehr
noͤſtig zů ſeyn achtete. Er hat maucherley Got.
Esdienſte geſtifftet / auch unterſchiedene Teuipel er-
baut: Aber keine abgoͤttiſche Bilduufft in Men-
ſchen/ oder Thieres⸗geſtalten zulaffen wolleu weil
ſich nicht geziemte / die unvergleichliche Vortreff-
lichkeit etipas Geringem zu vVergleichen : zunaln
gng waͤre / was Pythagoras gefagt/ daß der An-
fang aller Dinge unveränderlich / uuſterblich / uu-


ſichtbar und nicht zu begreiffen waͤre / als allein mit
dein Verſtande; und daß Gott nicht zu erkennen /
dañ mit dem Gemuͤte oder den Gedanckẽ. Dañ viel
meinen / daß er / als ein Liebhaber der Wiſſenſchafftẽ /
unterſchiedliches vom Philoſophus Pyt hagorasge-
lernt habe / inſonderheit aber den Gottesdienſt / den
Him̃els⸗Lauff / und viel andere natuͤrliche Wiſſen-
ſchafftẽ mehr. Dieſer Numa iſt ein gutes Vorbild der
Juͤrſten / daß ſie ſich mit Ernſte bemuͤhen ſollen /
Weisheit und Wiſſenſchafften zu erlangen / auch mit
weiſen / gottsfuͤrchtigen Maͤnnern gerne umgehent
damit ſie / vor allen / lernen ſich ſelbſten zu beherr-
ſchen / ihr Gemuͤht in Ruhe zu erhalten / und in ih-
nen ſelbſten einig zu ſeyn / damit nicht ein Gedan-
cke wider den andern / der Wille wider den Willen /
Begierde wider Begierde / und Luſt wider Luſt re-
bellirẽ und ſtrittig; fondern das innerlicheReich / in
gutẽ Frieden / auch in ſich ſelbſt vollerLiebe und Stil-
le ſey / und er alle Seelen vergnuͤgung habe. Solche
rechte Koͤnige werden ihre aͤuſſerliche Koͤnigreiche
leichtlich gleichfalls zum angenehmen Ruhſtande
bringen / und ſie zu ihrem eignen Ruhm / Nutz / und
Gluͤckſeligkeit der Unterthanen / in guter Eintracht
wol beherrſchen. Ehe ich aber noch aufhoöre / vom Auf-
nehmen der Stadt Rom / welche / als bereito er-
waͤhnt / durch Unterhaltung guter Sitten und Ge-
ſetze / ſehr maͤchtig und groß worden / zu redenz duͤn⸗
cket mich nicht unfuͤglich ſeyn / einige dieſer Ge-
ſetze onzuziehen; neijme daher meinen Anfang / aus

dem fuͤnfften Capitel des dritten Buchs Coinelii
„Taciti / da er ſchreibt: Die erſte und aͤlteſte
Menſchen / ſo durch unziemliche Vegierden noch


zunſtraͤflich; deswegen ſie keiner Zuͤchtigung
„noch Straffe unterworffen waren. Man be-
„durffte / damaliger Zeit / keilles Lohns noch eini-
„ger Vergeltung; dieweil man ehrlichen Dingen /
um ihrer ſelbſten willen / nachtrachtete. Gleich-
„wie man nichts wuͤnſchte / daß dem gewoͤnlichen
„Leben entgegen war; alſo war daͤrum / aus
„Furcht / einiges Ding nicht verbotten. Als a⸗
„ber nachmals dieſe Gleichheit vertrieben wurde /
haben Ehrgeitz und Geivalt die Stelle einge-
»nommen / welche zuvor die Scham und Billigkeit
>> 31 befigen pflegten: dannenhero ſind die Herr-
„ſchafften / bey vielen Voͤlckern / empor geſtiegen.
„Wiewol einige entweder im Aufange / oder nach
„der Hand / diefveil ihnen das Leben der Koͤnige
nicht behagte / lieber ſich von gewiſſen Regeln
hinden / und vermitteiſt gewiffer Geſetze und
„bequemer Verordnungen / haben regieren laſſen
‚ foollen, Im Anfangẽ / da die Gemuͤhter der
„Menſchen noch einfaͤltig und grob waren / pfleg-
„ten dieſe Geſetze auch einfaͤltig / ſchlecht und recht
„zuſeyn. Unter welchen vornemlich die / welche
„Minos für die Creteuſer verordnetẽ / wie nicht
»weniger diejenige / ſo Lieurgus für die Lacedemo-
„nier einſetzte / ſehr beruͤhmt waren. Wiewol die /
welche / wenig Zeit herhach / Solon für die Athe-
„nienſer machte / nicht minder vortrefflich und an
„der Zahl mehr geweſen. Roinulus hat uns be-
„herirſcht / wie es ihi beliebtẽ. Hiernaͤchſt gewañ
»> Numa dem Volck das Herg ab / und verband es
»„ihm / durch Gottesdienſte und gewiſſe goͤttliche

Nech der
Edition
nemlich det
uthoris.
aan ſonſt
fechet dieſe
Rede imz6
Capitel.

Geſetze.
 
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