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Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0010
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Bostam, Moschee des Schech Bajezid, Portal im Vorhof

Das hier in seinem unteren und oberen Teile abgebildete Portal ist im Vorhof der Haupteingang zu der
Moscheeanlage. In derselben Axe wie der grosse Liwan liegend, der auf der Gesamtansicht der ersten Liefe-
rung sichtbar ist, bildet das Portal gleichsam das Gegenstück zu diesem und stimmt auch in der Grösse und
teilweis auch in der Dekoration mit ihm überein. Es ist auch hier die typische, im Spitzbogen geschlossene

t Nische und die gleiche, in Stuckmosaik gearbeitete und aus geometrischen Borten bestehende Dekoration.
Aber während dort der Grund aus türkisblauen Fliesen und die Musterung aus hervortretenden unglasierten
Formsteinen gebildet wird, ist hier umgekehrt das geometrische Bandmuster aus hellblau-glasierten, in der
Mitte gekerbten Ziegelstreifen zusammengesetzt, und den tiefer liegenden Grund nehmen Gipsfüllungen mit ein-
geschnittenen Ornamenten ein, wie wir sie am Mausoleum der Mumine Chatun in Nachtschewan kennen gelernt
haben. Die Oberflache der beiden Ecksäulen setzt sich aus einem Mosaik unglasierter und blau glasierter
kleiner Ziegel zusammen; ähnlich ist die Dekoration der Nischenwände. Sehr reich wirkt die in Stuck
ausgeführte Stalaktitenwölbung, bei der jede einzelne Zelle mit einem eingeschnittenen Muster versehen ist.

Konia, Moschee Sahib Ata, Portal

Die Moschee Sahib Ata ist ein einfacher, von Holzsäulen getragener Betsaal; um so interessanter
ist das monumentale, aus Sandstein errichtete Portal. Die rechteckige Umrahmung der Eingangsnische und
die beiden zur Seite befindlichen Fensteröffnungen werden von Schriftbändern und bandartigen Verzierungen
umrahmt, eine Dekoration, die einer Gruppe der seldschukischen Bauwerke Konias eigentümlich ist, welche
der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts angehört. Mamluk (oder Malluk) Ibn Abdallah ist der Bau-
meister dieser sowie der dortigen Indsche Minareli Moschee. Im Gegensatz zu dem sonstigen Bauwerke
Wsind die imposanten Minarets, von denen das eine eingestürzt ist, aus Backstein mit reicher Verwendung
glasierter Fliesen errichtet; sie steigen dicht neben der Portalumrahmung empor, bis zur Höhe der letzteren
einen Sockel bildend, dessen Stirnseite ein geometrisches Flächenmuster in Ziegelmosaik (blau und gelb)
bedeckt. Auf diesem Sockel erhebt sich die Säule des Minarets, dessen Rundung sich aus der An-
einanderreihung von 16 Halbsäulen zusammensetzt; sie ist bedeckt mit einem Reliefmuster von gelben
Ziegeln auf dunkelblauem Grunde. Auf halber Höhe sind noch Spuren von zierlichen Borten erhalten;
dann hört die Bekleidung des Minarets mit diesem reizvollen Reliefmuster auf.

(Vgl. F. Sarre a. n. O. pag. 55 u. (>y. Die Moschee ist hier Energhe Djami genannt.)

Konia, Sirtscheli-Medresse, Detail der Fayencedekoration am Liwan des Hofes

Die Sirtscheli-Medresse ist eins der prächtigsten und für die Geschichte der Keramik interessantesten
mittelalterlichen Bauten Konias. Errichtet unter der Regierung des seldschukischen Sultans Kai Chosro II.
im Jahre 1242/43, diente das Gebäude, wie die Inschriften melden, als Schule für Juristen. Ein reichver-
ziertes Steinportal führt in den Hof, dessen Backstein-Architektur jetzt teilweise in Trümmern liegt. Drei
Seiten werden von zweigeschossigen Arkaden begrenzt, hinter denen die Zellen der Studenten liegen, während
sich die dritte Seite, dem Eingang gegenüber, in einer tiefen Nische öffnet. Links und rechts befinden sich zwei
quadratische, kuppelbedeckte Räume. Diese Nische ist in besonders reicher und kunstvoller Weise mit farbigen
Fayencen geschmückt. Die farbige Tafel zeigt einen Teil der linken Vorderseite des Liwans mit der Eck-
säule und dem Bogenansatz. Die glasierten Flächen sind, wie der Querschnitt veranschaulicht, mit starker
Mörtelschicht auf den in Ziegel vorgemauerten Architektur-Formen angebracht. Bei den Ecksäulen ist dies
jedoch nicht der Fall; sie sind aus Mörtel mit Ziegelbrocken hergestellt und deshalb, wenig widerstands-
fähig, nur noch in geringen Resten erhalten. Grössere Flächen zeigen geometrische Mosaikmuster aus
hellblau und manganvioletten Fliesen, während bei den Inschriften-Friesen hellblaue Buchstaben entweder
mit dunkelblauen oder violetten Buchstaben verschlungen sind; diese farbige Schrift ist in den weisslichen
Stuckgrund eingebettet. Von besonderem Interesse sind innerhalb der Dekoration des Gurtbogens zwei
Inschriften-Medaillons, welche auf einer späteren Tafel zur Darstellung kommen werden. Sie besagen, dass
die Fayencedekoration von ,,Muhammed, dem Baumeister aus Tus" gefertigt ist, der seine Arbeit als „eine
in der Welt nicht wieder vorkommende" rühmt. Hierdurch (Tus lag in Chorasan) ist der Beweis erbracht,
dass die Fayencedekoration der seldschukischen Bauwerke in Konia von persischen Künstlern herrührt.

(Vgl. Ch. Texier a. a. O. II. pl. 98. 99. F. Sarre a. a. O. pag. 53 ff. u. 60.)

Tebriz, Blaue Moschee, Portal

In den Begleitworten zu dem letzten Blatte der 1. Lieferung ist das Wichtigste über die Anlage und
die ornamentale Dekoration der Blauen Moschee in Tebriz gesagt worden. Die Mitte der ursprünglich von
zwei Minarets flankierten Fassade bildet das hohe Portal, der bedeutendste und verhältnismässig am besten
erhaltene Teil der ganzen Anlage. Dass für die hohen Thorbauten der ostislamischen Architektur die
Paläste der Sassaniden mit ihren gewaltigen Eingangshallen vorbildlich gewesen sind, kann nicht bezweifelt
werden. Das im Spitzbogen'geschlossene Portal öffnet sich in einer rechteckigen Nische, in deren oberem
Teil die Ueberleitung zur Wölbung durch Stalaktiten bewirkt wird. Zwei kleinere Rundnischen sind in den
Seitenwänden angebracht, während die Rückwand die einst achteckig geschlossene, jetzt teilweise vermauerte
Eingangsthür enthält. An dieser Wand des Portals ist leider der grösste Teil der Mosaikbekleidung
verschwunden;'letztere bedeckte hier die ganze Oberfläche, im Gegensatz zu den übrigen Teilen der Moschee,
wo das Fayencemosaik nur füllungsartig zur Verwendung gekommen ist. Teppichen vergleichbar bilden
breite Friesstreifen mit Inschriften oder ornamentalen Feldern, von Borten eingefasst, die rechteckige
Umrahmung, während den Spitzbogen ein tauartig gedrehter Wulst umzieht, der aus Würfelbasen empor-
steigt. Die von Ch. Texier (a. a. O. I. pl. 47) publizierte Wiedergabe eines Ornamentfeldes stimmt weder
in der Zeichnung noch in den Farben mit dem Originale überein und vermag nur einen falschen Begriff
von der koloristischen und zeichnerischen Wirkung des Originals zu geben. Die vorherrschende Farbe, die
auch stets den Grund bildet, ist ein tiefes Kobaltblau, von dem sich türkisblaue oder gelbe, ursprünglich
vergoldete Arabesken und Ranken mit weissen Blumen und grünen Einlagen abheben.
 
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