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Sauerlandt, Max
Die Kunst der letzten 30 Jahre — Berlin: Rembrandt-Verl., 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.52617#0073
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opfert werden konnte, sondern geopfert werden mußte.
Eben weil Malform und geistiger Ausdruck unlöslich an-
einander gebunden sind.
Im gleichen Jahre 1853 mit Hodler geboren, geht ihm
van Gogh doch in der Entwicklung seines Stils zeitlich
voran. Sein Werk ist vollendet, ehe Hodler eigentlich zu
arbeiten begonnen hat. Trotzdem stellen wir Hodler an
die erste Stelle — er hat den Gegensatz am schärfsten
ausgesprochen, er ist auch eher bekanntgeworden — vor
allem in Deutschland. Das erste Gemälde van Goghs
erschien auf der Berliner Sezession erst im Jahre 1908
— 18 Jahre nach dem Tode des Meisters.
Es ist unmöglich, mit wenigen Worten die ganze Tiefe
der Tragik dieses Menschen- und Künstlerlebens aus-
zumessen. In der wechselnden Szenenfolge des Dramas
der ersten Jugend in Zundert über den Haag, London,
Paris, London, Brüssel, Borinage, Etten, Haag, Drenthe,
Nuenen, Antwerpen, Paris, Arles, Paris, Anvers sur l'Oise
bis zu dem Tod im 37. Lebensjahr, dem Raffaelschen,
Mozartschen, Schubertschen Alter der mittleren dreißig
Jahre. Ich muß Sie auf die Bücher von Meier-Graefe,
von Hartlaub, auf einen aufschlußreichen Aufsatz Wester-
mann Holstyn's, Amsterdam, in der Zeitschrift „Imago"
(Bd. X, Heft 4), vor allem aber auf die Briefe Vincents
selbst verweisen, die uns zu erschütterten Teilnehmern der
Tragödie machen.
Auch van Gogh hat gezeigt, daß wahrhaft
neue und ursprüngliche Kunst nur auto-
didaktisch, nicht akademisch entstehen
kann. Gewiß, er hat auch ein paar Monate auf der
Akademie — in Antwerpen — gearbeitet, hat eine Zeit-
lang im privaten Umgang mit Mauve im Haag, dann zwei

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