Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Saxl, Fritz; Meier, Hans; Bober, Harry [Editor]
Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters (3,1): 3. Handschriften in englischen Bibliotheken — London: The Warburg Institute, University of London, 1953

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.56704#0023
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Gestirn-Darstellungen

XIX

So sehr man von vornherein
geneigt wäre, diesem originellen
Mann eine solche Selbständig-
keit zuzubilligen, so bleibt
doch eine solche Annahme
zunächst noch ungewiß, und
zwar aus folgendem Grunde:
Die Philologen, die unsere
Handschriftengruppe bisher be-
handelt haben — und nur
Philologen haben sie bisher be-
handelt —, zogen einen späten
Codex nicht in Betracht, der
im Kloster Göttweig (Ms. 7)
in Niederösterreich aufbewahrt
wird, auf den Tietze schon vor
Jahren hingewiesen hat.8 Dieser
Codex enthält eine oberitalieni-
sche Kopie der Scholia figurata-
Bilder, die aus dem 15. Jahr-
hundert stammt. Im ganzen
stimmen die Bilder dieser Hand-
schrift mit denen unseres karolin-


Fig. 3 Sagittarius: B. M., Hailey Ms. 2506,
Bl. 39v

gischen Originals überein (Fig.5).9 Eine Abweichung aber findet sich
beim Orion, denn hier erscheint Orion im Profil mit verhüllter Rechten
und erhobenem Schwert, also in einer Ausrüstung, die mit der des Orion
im Harley Ms. 2506 verwandt ist, von der wir ausgegangen sind (Taf. LVIII,
Abb. 150).
Hatte also der Zeichner des Harley Ms. 2506 gar nicht denselben Codex
vor sich wie der, den die anderen kopierten? Gab es in den englischen
Bibliotheken neben dem Harieianus 647 noch eine zweite Scholia-figurata-
Handschrift vom Typus des Göttweiger Manuskriptes, die also die Ab-
weichung enthalten hätte, die der Zeichner des Harley Ms. 2506 gegenüber
der Scholia-figurata-Tradiüon der anderen englischen Handschriften zeigt?
Diese Frage kann verneint werden, wenn wir die übrigen Bilder unserer

8 HANS TIETZE, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems (= Bd. I, Öster-
reichische Kunsttopographie, Wien 1907), S. 499-500.
9 In Harley Ms. 647 fehlt heute der Wassermann, den die alten englischen Kopien
aber ebenso haben wie die Göttweiger Handschrift (Fig. 5). Dem Eridanus gibt der
Zeichner das Schilfrohr in die Linke, er hatte also eine bessere Vorlage als der Maler
des Harley Ms. 647.

ii*
 
Annotationen