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Saxl, Fritz; Meier, Hans; Bober, Harry [Editor]
Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters (3,1): 3. Handschriften in englischen Bibliotheken — London: The Warburg Institute, University of London, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.56704#0044
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XL

Einleitung

Dieser Vorgang ist als typisch anzu-
sehen. Nie wäre Scotus vom Eridanus-
Text her zu seiner Erfindung des
,,Schwimmers“ gekommen. Diese ist
nur dadurch verständlich, daß in der
Madrider Hs. die antike Flußgottpose
mißverstanden war (Fig. 12), daß
dort der nachdenklich auf seinen
Arm gestützte Mann, der die Rechte
sprechend ausgestreckt hält, im wahr-
sten Sinn des Wortes den Boden unter
den Füßen verloren hat, so daß ihn
Scotus als Schwimmenden ansehen
konnte (Fig. 13,14). Cassiopeia heißt
wohl im Arabischen die Frau mit der verletzten Hand,12 13 aber den Hinweis
und wohl auch den Anstoß zu seiner Darstellung der dextra fortiter perforata
de cuius stigmate currit grandis rivus sanguinis fand Scotus im Bild der
Madrider Hs., wo von der rechten Hand der Cassiopeia ein sonderbarer
Strahl herabzuströmen scheint (Bl. 60r). Auch die Erklärung des mann-
weiblichen Bildes der Andromeda finden wir unschwer, wenn wir nicht —
oder doch nicht nur — von den Texten ausgehen, sondern vom Bild. In
der Madrider Handschrift hat Andromeda (Bl. 60r) vorne das Gewand so
geschürzt, daß Scotus leicht den Anlaß finden konnte, das Bild als femina
desuper et masculus ab umbilico deorsum zu beschreiben (vgl. Fig. 15)3^
Betrachten wir schließlich noch die Texte, mit denen Scotus jene Stern-
bilder begleitet, die er nach seinem Arat unverändert kopieren ließ,
dann sehen wir, daß sie zum guten Teil nicht etwa Auszüge aus dem
Germanicus und den Scholien sind, sondern neu entworfene ausführliche
Beschreibungen der Bilder seiner Vorlage. Etwa beim Agitator: Homo
erat nudus, sed clamide amictus, in pede stans super currum, quod trahebant
duo equi prius et duo boves posterius. Habens in manu dextera lanceam,
in sinistra frenum, super scapulam sinistram capram et super brachium siue
manum sinistram duos edos (vgl. Fig. 16).14
Während also in England am Ende des 12. Jahrhunderts nur in dem
Sinn mit den alten Vorbildern frei geschaltet wird, daß beispielsweise aus

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Fig. 13 Eridanus: Oxford, Bodl.
Ms. 266, Bl. 112

12 Vgl. SAXL, Verzeichnis II, Taf. VII, Abb. 13 und S. 16f.
13 Vgl. Wenzel-Hs., BI. 15v, Abb. bei SCHLOSSER, a. a. O., S. 262.
14 Ebenda, S. 261 (Bl. 14r des Wenzel-Hs.); vgl. HERMANN JULIUS HERMANN,
Beschreibendes Verzeichnis der Illuminierten Handschriften in Österreich, N. F., Bd. VI,
VI. Teil (Leipzig 1931), Taf. XXIV, 1.
 
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