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Kunsthaus Schaller; Schönleber, Gustav [Ill.]
Gedächtnis-Ausstellung Gustav Schönleber — Stuttgart: Kunsthaus Schaller, [1918]

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https://doi.org/10.11588/diglit.74170#0011
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GUSTAV SCHÖNLEBER.

Darf man einmal vor dem Werk dieses Malers ganz
einfach das Wort ,Fleiß' niederschreiben? Das mag miß-
verständlich sein; denn was hat die bürgerliche Tugend
mit der Bewertung der Kunst zu tun? Der rastlose Eifer
einer halben Begabung schafft eben doch blos einen Katalog
von Talentlosigkeiten! Gewiß. Aber so wie etwa in lite-
rarischen Bezirken beim Namen Goethes aller Tätigkeits-
drang, die quantitative Unermeßlichkeit der Schöpferlust,
einen erfüllten Klang besitzt, so bei jenen beglückten Meistern
bildender Kunst, denen das ,Labor ipse voluptas', die selbst-
genügende Freude an der Arbeit, den Rhythmus des Lebens
bestimmt.
Schönleber war keine problematische Natur. Seine
Auseinandersetzung mit der Kunst war kein Ringen um die
letzten Fragen des Formwillens. Aus einer freien, mensch-
lichen Harmonie, über deren letzten Jahren die Schatten
einer leisen Wehmut lag, floß seine Arbeit, unermüdlich,
immer den Dingen der Erscheinungswelt mit Freude und
Dankbarkeit hingegeben, doch ohne Betriebsmeiertum und
Geschäftshuberei. Das ist es, was seinem ,Fleiss' jenes
Ethos gibt: ein selbstsicheres und im Besitz des Könnens
frohes Ausgeben der Leistung und ein unablässiges Arbeiten
an der Bereicherung seiner Ausdrucksformen.

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