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Kunsthaus Schaller; Schönleber, Gustav [Ill.]
Gedächtnis-Ausstellung Gustav Schönleber — Stuttgart: Kunsthaus Schaller, [1918]

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https://doi.org/10.11588/diglit.74170#0014
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Vielerlei verschiedener Beobachtungen zerreißen — das
kennzeichnet diese Kunst. Vielleicht hat sie mit einen
physiologischen Grund: Dieser Mann voll Freude an aller
Sichtbarkeit war auf dem einen Auge völlig blind, auf dem
andern so kurzsichtig, dass er bei der Arbeit häufig das
Perspektiv zu Hilfe nehmen mußte, das ihm die Ferne zur
Nähe rückte. Aber das ist es natürlich nicht allein, sondern
nur ein anekdotischer Beitrag zur Art seines Schaffens.
Wesentlich bleibt jene völlig ursprüngliche Begabung des
Malers, die Natur „in Bildern" zu sehen, (wobei das Wort
„Bild" seinen besonderen Nachdruck hat), jenes tekto-
nische Gefühl für die Komposition, für das Mit- und Gegen-
einander der Massen, Linien, Farben, Helligkeiten.
*
Gustav Schönleber starb 65 jährig, am 1. Februar 1917
zu Karlsruhe, wo er seit 1880 als Lehrer an der Kunst-
schule gewirkt hatte. 1912 hatte Stuttgart dem Sechzig-
jährigen eine große Sammelausstellung gewidmet, nach dem
Tode folgte Karlsruhe mit einer Schau, die das Werk des
Toten ehrte. Jetzt hat sich auch sein Nachlaß erschlossen,
die Mappen und Schränke öffnen sich und neben die
„fertigen" Bilder treten jene Farbenstudien und Zeichnungen,
die Schönleber selber nicht zur Ausstellung gab, mit denen
wir aber voll Dank Bekanntschaft schließen. Man wird in
manchen der kleinen Tafeln, die rascli draußen gemalt wur-
den, das spätere große Staffeleibild wiedererkennen. Be-
sonders schön sind frühe italienische Studien und die

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