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Kunsthaus Schaller; Schönleber, Gustav [Ill.]
Gedächtnis-Ausstellung Gustav Schönleber — Stuttgart: Kunsthaus Schaller, [1918]

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https://doi.org/10.11588/diglit.74170#0015
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Arbeiten verschiedener späterer flandrischer Reisen, in
denen ein unmittelbarer starker Ausdruck spricht. Diese
Bilder in meist kleinem Format haben die Frische einer Malerei,
um die der Hauch der belebten See weht. Schönleber
war seinem ganzen Wesen nach ein schulfreier Mann,
er ist bei keiner Gruppe, bei keinem Impressionismus,
bei keinem theoretischen „Frei Licht" oder dergl. unter-
zubringen, ein Maler auf eigene Faust, der sich umsieht,
anregen läßt, prüft, probiert, verwirft, in seinem Handwerk
sehr ernsthaft ist, lernend, versuchend, in seiner Kunst aber
auf einem natürlichen, unverderbten, unreflektierten Grund-
gefühl steht.
Schön sind auch die Zeichnungen. Wie entwickelt sich
die noch etwas schwerfällige Befangenheit dessen, der mit
seinem Können alle Dinge fertig bringen will, wie wächst
aus dem eine überlegene Freiheit der Linie, die knappe
Kunst der Andeutung, die Empfindung im weichen Ton.
Die Kunst der Vereinfachung ist höchste Klugheit — keine
Mätzchen, aber Geschmack und Anmut!
Schönlebers Werk repräsentiert eine geschlossene Pro-
vinz deutscher Landschaftsmalerei. Er war gewiss ein vor-
trefflicher Lehrer, weil er ein sachlicher Mensch und voll
Hingabe an seinem Beruf. Die Wärme seines Wesens, die
durch eine zurückhaltende Stille hindurch strahlte, mußte
Liebe wecken. So ist auch seine Kunst der Spiegel seiner
Art: vornehm, gelassen und sicher. Alle Schlagworte ent-
fernen sich. Es bleibt die Freude an einer immer lebendigen
Schöpferlust, die auf allen Wegen Schönheit fand und sie
ans Licht hob.
Theodor Heuß (Heilbronn).
 
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