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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]; Maximilian [Honoree]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0029

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25

Gesamtbeschreibung (Abb.i)72

Formale Beschreibung

Mitsamt den fünfspaltigen Erläuterungen der Cla-
vis73 mißt die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian L
bei einer Höhe von etwa 350 cm ungefähr 290 cm
in der Breite74. Diese Abmessungen wurden weder
vorher noch nachher von irgendeinem bekannten
Holzschnitt übertroffen75.
Die Ehrenpforte bildet ein dreitoriges76, raum-
haltiges Triumphtor in einer landschaftlich nicht
näher charakterisierten Ebene ab. Sie ist zentral-
perspektivisch konstruiert, wobei der Flucht-
punkt relativ einheitlich in der >Frau Ehre< mit der
Infelkrone über dem Hauptportal zu hegen
kommt. Damit befindet er sich für einen Men-
schen von etwa 1,70 m Körpergröße ungefähr in
Augenhöhe, so daß sich die perspektivischen
Qualitäten voll entfalten können77. Der Aufbau ist
- vom Schattenschlag und kleineren Details ein-
mal abgesehen - streng symmetrisch.

Das Licht fällt einheitlich von schräg rechts
oben ein, doch entstehen kaum Schlagschatten, da
die Wirkung der angrenzenden Bildfelder sonst
beeinträchtigt werden würde und sich zusätzliche
Anpassungsprobleme ergeben könnten.
Die Schauwand erhebt sich - um zwei weitere
Stufen erhöht - auf einem Treppensockel. Dessen
Vorderseite ist durch die Clavis verdeckt, so daß er
nur seitlich betretbar zu sein scheint. Am vielfach
vor- und einspringenden Verlauf der obersten
Stufe sind die Niveauunterschiede zwischenWand
und Vorlage deutlich ablesbar.
Die Ehrenpforte weist keine horizontal durch-
laufende Strukturierung auf, sondern gliedert sich
in insgesamt elf miteinander weitgehend unver-
bundene Vertikalachsen78 mit eigenständigen Be-
krönungen. Deren zum Mittelturm hin ansteigen-
der Verlauf ist giebelartig gestaffelt.

72 Die ausführlichen Einzelbeschreibungen sind im Katalog-
teil unter den entsprechenden Signa eingangs eines jeden
Abschnittes zu finden.
73 Diese Bezeichnung (»Schlüssel«) verwendet die Literatur-
wissenschaft (Müller, Gedechtnus 1982, S. 109; Engels,
Heinz, Der Theuerdank als autobiographische Dichtung,
in: Kaiser Maximilians Theuerdank. Faksimile, Stuttgart
und Plochingen 1968, Kommentar S. 5) für die Erläuterun-
gen, die Melchior Pfintzing im Anschluß an den Theuer-
dank gibt. Auch das Moment der Dechiffrierung der ver-
kerten namen taucht in verwandter Form bei der Auflösung
der Allegorien der Ehrenpforte auf.
74 Je nach Geschick und Sorgfalt desjenigen, der die einzelnen
Blätter zusammensetzte, können Höhe und Breite von Ex-
emplar zu Exemplar um einige Zentimeter voneinander ab-
weichen. So mißt z. B. das kolorierte Exemplar im Berliner
Kupferstichkabinett 340,9 x 292,2 cm, während die späte
Wiener Ausgabe von 1799 mit 347 x 289 cm angegeben ist.
75 Vgl. die Beispiele bei Appuhn (Appuhn, Horst, und Chri-
stian von Heusinger, Riesenholzschnitte und Papiertapeten,
Unterschneidheim 1976) passim.
76 Die Anlage ist strenggenommen fünftorig, da das Mittel-

portal bei genauerem Hinsehen seinerseits dreitorig ist, vgl.
dazu in Kap. II. den Abschnitt >Das Mitteltor<.
77 Obwohl eine Übersetzung in reale Architektur niemals ge-
plant war, erscheint doch das maßstäbliche Verhältnis der
Erzherzoge und Wächter zuseiten des Mittelportals zum
Gesamtbau durchaus plausibel, was auch die Größe der bei-
den zwischen Außen und Innen gleichsam vermittelnden
Meerkatzen unterstreichen würde.
Die beiden die Erzherzoge begleitenden diener an der vor-
deren Sockelstirn haben eine Höhe von 22-23 cm> die Figu-
ren des Holzschnitt-Triumphzuges überschreiten dagegen
überwiegend eine Höhe von 17 cm nicht, die Troßfiguren
Altdorfers erreichen kaum 13 cm; eine formale Reihung von
Triumphzug und Triumphbogen scheint also realiter nicht
geplant gewesen zu sein.
78 Diese Tatsache war maßgeblich dafür, daß im Katalog keine
thematische Gliederung getroffen wurde - wie dies in allen
anderen Publikationen zur Ehrenpforte geschieht - denn
diese hätte die deutliche Trennung in die elf Kompartimente
in verunklärender Weise Übergriffen. Für die Einteilung in
die Achsen A-F/F’ waren somit nur Kriterien der An-
schaulichkeit und Übersichtlichkeit maßgeblich.
 
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