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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]; Maximilian [Honoree]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0202

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198

V. Der Riesenholzschnitt und sein Inhalt

Bestimmung

De facto hat sich Maximilian die Ehrenpforte -
den antiken Vorbildern zum Trotz2 - selbst errich-
tet. Nicht nur, daß die wesentlichen programma-
tischen und dispositionellen Rahmenbedingungen
auf ihn zurückgehen; vielmehr entlohnte er selbst
auch die Künstler und Literaten, die das Werk
schufen. Dies kommt jedoch an der Ehrenpforte
kaum zum Ausdruck, denn die Widmungsin-
schrift ist hierin völlig neutral:
Dem allerdurchleuchtigisten grosmechtigisten
Fürsten vnd Herren, Herren Maximilian erwelten
Römischen Kaiser [...] etc. zu lob vnd ewiger ge-
dachtnus seiner eerlichen regirung senfftmutigen
grosmutigkait vnd siglich vberwindungen Ist dise
porten der eeren mit seinen etlichen thatten get-
ziert Auffgericht. [A4]
Insofern wird hier die antike Vorgabe gewahrt, als
daß die Bilderwand vorgeblich von Dritten für
den Kaiser errichtet worden sei, auch wenn sie
nicht näher identifiziert werden. Nur Stabius wird
in der Clavis deutlicher, und es heißt dort ein-
gangs:
Die Porten der eeren des Allerdurchleuchtigisten
grosmechtigisten Kaiser vnd Kunig Maximilian,
Ist [...] durch mich Johann Stabius derselben Rö-
mischen Kaiserlichen Maiestat hystoriographen
vnd Poeten gemacht auffgericht [...]. [1,1-3]
Doch scheint Maximilians Historiograph hier
eher um den eigenen Nachruhm besorgt, als daß
er mit dem ausdrücklichen Vermerk seiner Autor-
schaft bewußt in die Nachfolge von »Senat und
2 Der antike Triumph wurde vom Senat zuerkannt oder
konnte von einem Kaiser zum Gedenken an einen verstor-
benen Amtsvorgänger abgehalten werden; vgl. Kähler 1939,
Sp. 373f.
3 Diese Tatsache war immer wieder Anlaß, die Ehrenpforte
als eine Art überdimensioniertes Flugblatt zu betrachten.

Volk von Rom« als den Urhebern antiker Tri-
umphbögen hätte treten wollen.
Wie die Erörterungen zur Wechselbeziehung
zwischen Form und Inhalt nahelegten, kann man
zwar eine Fülle von Gründen für die Errichtung
der Ehrenpforte namhaft machen. Doch gab es
nur in einem Falle Hinweise auf eine konkret an-
laßgebundene Präsentation der Bilderwand. Es
handelte sich dabei um die briefliche Weisung des
Kaiser hinsichtlich einer beschleunigten Fertig-
stellung der Reinzeichnung durch die Dürerwerk-
statt, die Maximilian auf dem Weg zum Wiener
Kongreß im Juni oder Juli 1515 zugesandt werden
konnte. Doch erlaubt dieser Umstand kaum den
Schluß, daß dies von langer Hand geplant worden
wäre und den ursprünglichen Zweck der Ehren-
pforte darstellte.
Denkbar wäre aufgrund der dargelegten engen
Bezüge zwischen Grabmal und Ehrenpforte dar-
über hinaus auch deren Anbringung über dem
Grab Maximilians oder zumindest in seiner Nähe.
Zwar ermöglicht der Ort von Maximilians tat-
sächlicher Beisetzung in Wiener Neustadt eine
solche Disposition gerade nicht; doch ist für die
ursprünglich geplante Grabeskirche eben kein
schlüssiges Raumkonzept überliefert, so daß eine
solche Aufhängung stets im Bereich des Mögli-
chen bleibt.
So bleibt angesichts der Wahl eines Mediums,
das eine Herstellung in großer Stückzahl ermög-
lichte3, in funktionaler Hinsicht letztlich vor allem
die Bestimmung der Ehrenpforte als kaiserliches
Geschenk.
Dies dürfte jedoch zu weit gehen: Ihre eigentliche, nämlich
postmortale Wirkung war von Maximilian jenseits aller
zeitlichen Kriterien gedacht - was jedoch nicht ausschließt,
daß mit den Historien, dem fränkisch-trojanischen Stamm-
baum oder einigen Anspruchstiteln der Wappensuite politi-
sche, ja mitunter tagespolitisch anmutende Materien Ein-
 
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