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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Maximilian [Honoree]; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0257

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253

C i - Die Porten des Lobs

Druckstöcke: Nr. 8, 9, 18, 19 (vgl. Schema Abb. 3).
Clavis: Item die porten zu der obern selten ist genant die
porten des lobs, zu einer bedeutung, das rechter eer, alt-
zeit lob und wirdigkeit anhanget, darumb sy diser kai-
serlichen eerenporten zu der obern selten billich zuge-
stelt ist.
[I D-21]
Ursprünglich als Die Porten der Eere bezeichnet, was
bereits in der Erstausgabe 1517/18 mit Die Porten des
Lobs überklebt worden war246. Linkes Seitenportal etwa
zwei Drittel der Höhe und Breite des Hauptportales;
gleichfalls von zwei balusterartig ausladenden Freisäu-
lenpaaren flankiert, hier jedoch neben-, nicht hinterein-
ander. Zweistufiger Unterbau springt vor dem Seiten-
portal rechteckig ein247.
Überstelltes Rundbogentor mit zweifacher Profil-
rahmung, Portalgewände dazwischen leicht gekehlt.
Wandfeld über dem Bogen von zwei seitlichen, mit
Rebstäben schlicht gerahmten Rundöffnungen durch-
brochen248. Durchblick gleicht dem des Mitteltores:

Über das perspektivische Schachbrettmuster des Innen-
raumes hinweg Blick durch das deutlich niedrigere
rückwärtige Portal249 auf die zwei Stufen des jenseitigen
Vorbaues. Dahinter in dünnen Linien ein von Gräsern
gesäumter Weg zu einer niedrigen Horizontlinie.
Begleitende Säulenpaare mit würfelförmigen Posta-
menten und Gebälkstücken fast in gleicher Breite wie
das Portal selbst; dabei Postament und Aufsatz zusam-
men höher als Säulenpaar dazwischen.
Postament über schlichter Sockelleiste; Vorderseite
zeigt drei leere Sitznischen250 mit großem Breviculum,
drei Polstern, hinterfangendem Vorhang und ab-
schließend drei Rebstab-Bögen. Linke Sitznischen-
gruppe ohne Verzierungen; rechts Feston, auf dem ein
kranichartiger Vogel steht. An der Flanke des linken
Postaments Löwenkopf mit Ring aus zwei ineinander
verschlungenen Schlangen im Maul251.
Kurzes Wandstück mit vier schlanken, leeren Rund-
bogennischen mit Brevicula und Rebstabeinfassung als
Anschluß zum Mittelportal. Auf dem kurzen Gesims
schreitender Hühnervögel252. Darunter von Waffen253
umgebener Cupido254, großteils von Brustpanzer samt

246 Vgl. im Anhang >Die Ausgaben der Ehrenpforten
247 Im Gegensatz zum Hauptportal folgt auf Höhe der vorder-
sten Portaleinfassung eine weitere Stufe, womit also streng-
genommen das Fußbodenniveau in den Seitenportalen
höher als das des Hauptportales wäre.
248 Vgl. dazu in Teil II: >Zinnen und Kettenlöchern
249 Anders als beim Mittelportal liegen die rückwärtigen Sei-
tenportale mit den vorderen nicht in einer Achse, sondern
sind deutlich nach außen versetzt. Der Grund dafür ist mit
hoher Wahrscheinlichkeit, daß die rückwärtigen Portale
kaum zu sehen wären, wenn sie nach streng perspektivi-
scher Maßgabe behandelt wären.
250 Sie ist offenbar als Relief aufzufassen, denn sie unterliegt
nicht der herrschenden Perspektive der Architektur und
zeigt nur schwache Verschattungen.
251 Beide Bilder tauchen in den »Hieroglyphica« des Horapoll
auf: Der Kopf eines Löwen symbolisiert Wachsamkeit, da
der Löwe mit geschlossenen Augen wache, jedoch mit ge-
öffneten Augen schlafe. Er werde daher bei den Ägyptern
häufig in den Vorhöfen der Tempel dargestellt (Boase 1,19).
Dies ergibt neben den Seitenportalen, insbesondere mit
Blick auf die Wächter zuseiten des Hauptportales (vgl. A 1),
durchaus Sinn. Zugleich gilt das Löwenhaupt als Hierogly-

phe der Angst, da der Löwe seinen Feinden Angst einflöße
(Boase I, 20), was gut in diesen Zusammenhang paßt. Die
jeweils drei miteinander verknäuelten Schlangen entziehen
sich allerdings einer sinnvollen Deutung. Hieroglyphische
Deutbarkeit und Dekor sind hier fast unlösbar miteinander
verbunden, so daß sich die Möglichkeit einer absichtlichen
wechselseitigen Verunklärung durchaus stellt. Hinzuwei-
sen ist in diesem Zusammenhang auf das Motiv des Schlan-
genringes im Dekor am Fuße des Großen Tischbrunnens
von etwa 1500 (W 233), wo ebensowenig an eine schlüssige
ikonographische Deutung zu denken ist.
252 Nicht einwandfrei identifizierbar, ikonographisch mögli-
cherweise auf die Jagd (Beize) zu beziehen. Eisler (Colin
Eisler, Dürers Arche Noah, München 1996, S. 102) bezeich-
net den Vogel als Fasan, der nach Horapoll sein Leben hin-
gebe, um das seiner Jungen zu schützen (nicht bei Boase).
Die Deutung ergäbe hier zudem wenig Sinn.
253 Wie die Reiher an den Postamenten des mittleren Säulen-
paares Maximilians Jagdeifer symbolisieren, verweisen die
Trophäen auf seine militärischen Erfolge. Dementspre-
chend sind auch die Trophäenträger der Triumphzüge auf-
zufassen.
254 Zum Cupido vgl. Clavis V 7-12.
 
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