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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]; Maximilian [Honoree]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0289

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285

C 3 - Caesarengalerie

Druckstöcke: Nr. 78, 79 (vgl. Schema S. 3).
Clavis: Der vierd tail. Item die Kaiser vnd Künig so die
stellagia der grossen geschickten vnd erlichen materien
auf der obern Seiten vmgeben, sein aus dem Cathalogo
oder gantzenn Ordnung aller Kaiser vnd Kunig auser-
welt vnd gekoren, als die fürtreffenlichisten vnd erlichi-
sten vnd sein gestellt vnd geordent vmb die porten des
lobs zu bedeuten vnd antzuzeigen, das Kaiser Maximi-
lian durch sein tugent vnd tewrhgkeit in die zal dersel-
ben, pillichen erwellt, vnd men zu ewigen Zeiten in
gleich messigem lob vnd ere zugesellet wirdet, dann er
das heilig Römisch reich auch ander seine erbland mil-
digklich vnd tugentlich in gerechtigkeit frid vnd rue re-
girt vnd die durchachter derselben großlich gestrafft
hat, teglichs tut, vnd durch die gnad gots noch langtzeit
beschehen wirdet (III, Z. 4-8).
Inschrift:
Der keiser so hie seind formiert
Der merer theil hat wol regirt
Zu macht das römisch reich gepracht
Altzeit nach lob vnd eer gedacht
Nit minder Maximilian
Mag löblich bei den allen stan
Bei Jm souil geschehen ist
Als man von keinem keiser list
Treflicher ding vnnd grosser that
Dartzu got Jm geholffen hat
Dann er den hochverrumbten standt
Beschirmet hat mit streitpar handt

426 Cuspinian tat ihm diesen Gefallen in sehr direkter Weise, als
er 1510 oder 1515 an seinem Wiener Haus nach Art antiker
Inschriften eine Steintafel folgenden Inhalts anbringen ließ:
IMP • CAES • AVG • MAXIMILIANVS ■ FRIDERICI •
III • F • ARCHIDVX AUSTRIAE LITTERATAS
LIBRAS
VIENNAM INVEXIT ■ GYMNASIVM VIRIS
ILLVSTRIBVS ■
EXORNAVIT IMPERATORIAS LEGES ADDVX-
IT • BARBARIEM • GERMANIA SVSTVLIT •
AG MILITAREM DISCIPLINAM
GERMANOS DOCVIT.

Bekrönung des Seitenportals horizontal in drei Ebenen
geteilt: unten Galerie der als Halbfiguren wiedergege-
benen zwölf Kaiser aus der römischen Antike; Rebstab-
Arkatur in vier Dreierabschnitten, Zwickel mit Löwen-
oder Blattmasken, Weinlaub und Reihervögeln verfüllt;
von ornamentalen Friesen eingefaßt. Die Herrscher bil-
den bewegte Gruppen. Durchweg gleiche Insignien:
Kaiser tragen schlichtes Szepter, Reichsapfel, Turban-
krone mit langen Zacken, Perlenbesatz und Längs- oder
Querbügel. Bei den Physiognomien herrscht älterer
bärtiger Typus vor. Schlichte Ornate als phantastische
Mischform weltlicher und geistlicher Gewänder, dabei
Anlehnung an den Kaiserornat des Heiligen Römischen
Reiches offenbar nicht angestrebt. Jeder Gruppe unter-
halb ein gemeinsames Breviculum mit eingerollten En-
den zugeordnet, das jeweils Namen und Beinamen der
drei Kaiser angibt.
Es kann bei den nachfolgenden Erläuterungen zu
den römischen Caesaren naturgemäß weniger um eine
Nacherzählung der historisch-biographischen Sachver-
halte gehen, als vielmehr um das Kompendium kaiserli-
cher Tugenden, die Maximilian für exemplarisch ansah
und die er damit implizit auf sich selbst übertragen wis-
sen wollte426. Vorwiegend den Textstellen mit einem
möglichen charakterlichen, Triumph- oder Gedächtnis-
bezug gilt daher hier die Aufmerksamkeit. Vor diesem
Hintergrund soll auf einen zeitgenössischen Text Bezug
genommen werden, der auf Geheiß Maximilians ge-
schriebenwurde: Es handelt sich um Johannes Cuspini-
ans »De Caesaribus«427, das erst 1540 in Straßburg zum
Druck gelangte, jedoch im Hinblick auf die römischen
Vgl. Ankwicz-Kleehoven, Hans, Der Wiener Humanist Jo-
hannes Cuspinian, Graz-Köln 1959, S. 93.
427 Joannis Cuspiniani viri clarissimi, poetae et medici, ac Divi
Maximiliani Augusti Oratoris, de Caesaribus atque Irnpe-
ratoribus Romanis opus insigne [Straßburg bei Crato My-
lius] Anno MDXL. Bereits 1541 erschien - gleichfalls in
Straßburg - auch eine deutsche Übertragung des Werkes,
auf die im folgenden zurückgegriffen wird: Ein außerleßne
Chronika, von lulio Cesare dem ersten / biß auff Carolum
quinctum diser zeit Rhomischen keyser[...~\ durch Doctor
Casparn Hedion in das Teütsch bracht, Straßburg 31. Au-
gust 1541. Der Straßburger Domprediger Dr. Caspar Hedio
 
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