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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Maximilian [Honoree]; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0335

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331

F’ - Rechter Seitenturm

Druckstöcke: Nr. 17,149,152, 155, 157,160,163,166 (vgl.
Schema Abb. 3).
Clavis: (wie F)
(Vgl. die Gesamtbeschreibung des Seitenturmes s. unter
F)
Zum österreichischen Erzherzogshut schreibt Cu-
spinian in den »Caesares«:
Dieser Keyser Friedrich aber der ander / hatt Fri-
dericum den Hertzogen von Österreich [...] noch
baß erhöcht / vnnd hattjn zu eynem Ertzhertzog
gemacht / vnnd mit künigklichen wappen vnnd
Zierden begäbet. Dann er hattjm zu dem Hertzog
huet/ eyn krön mit zinnen / wie die vnsern sagen /
aber die alten haben es genant / Coronam
Rostratam / vmb die selbig gabt oben herumb eyn
künigkliche krön / vnnd eyn halber Guldiner
Circkel mit eynem Creützlin. Vnd ist allein Öster-
reich eyn Ertzhertzogthumb [S. dcxxiiij].
Turmszenen
1. Turnier und Mummerei
Er hat getriben ritterspil
Darin ertzeigt auch kurtzweil vil
Mit warheit ich das sprechen kan

Als vormals nie keinfurst hat than
Das alles doch mit solhem schimpf
Daraus im kam lob eer vnd glimpf
Städtischer Platz von zwei in verzerrter Zentralper-
spektive wiedergegeben Gebäuden flankiert; schließt
im Mittelgrund mit einem durch gedrungenen Turm
burgartig wirkenden Baukomplex635. Linker Bildvor-
dergrund als Kampfplatz für einen Fußkampf mit
Helmbarten in Kniehöhe mit Balken eingeschränkt636:
Ritter tragen Kempfkürisse; deren Brust und Armzeug
z.T. mit nach Landsknechtsmanier geschlitzten und ge-
pufften Gewandstücken umkleidet. Linker Kämpfer
statt des Visierhelms mit federgeschmücktem Barett.
Maximilian selbst ist in keinem der Kämpfenden zu er-
kennen.
Im rechten Bildvordergrund zwei Vermummte637.
Der linke nach türkischer Manier mit Turban und lan-
gem, von einer geknoteten Schärpe gehaltenen Rock mit
weitem, wattierten Kragen. Gesicht hinter einem dunk-
len Netz verborgen. Rechts möglicherweise das weibli-
che Pendant dazu: zwar unweiblich gedrungene Gestalt
und plump wirkendes Schuhwerk, Gewand aber wohl
hochgegürtetes Kleid mit Brustausschnitt und sehr wei-
ten Ärmeln.
Dahinter zwei Gänge eines Gestechs gleichzeitig638,
hier offenbar in der Weise, daß jeweils nur ein Gegner
mit eingelegter Lanze sticht, während der andere ledig-
lich pariert639.

635 Regensburg besaß und besitzt bis heute burgartig befestigte
patrizische Stadthäuser mit sog. Geschlechtertürmen, an
die sich Altdorfer hier angelehnt haben könnte.
636 Vgl. im Weißkunig, ed. Musper 1956, den entsprechenden
Holzschnitt Nr. 47 Wie der jung weyß kunig die kirnst des
helmparten vechten und in ander dergleichen waffen ge-
lernt hat. Auch hier ist der Kampfplatz mit einer hölzernen
Barriere umfriedet.
Im Freydal ed. Leitner 1880/82, ist ein solcher Kampf etwa
auf Tf. 7 und 15 zu sehen.
637 Damit finden auch die Mummereien des Freydal - wenn
auch nur abbreviaturhaft - Eingang in das Bildprogramm
der Ehrenpforte.

638 Kenntlich an den Krönlingen auf den Rennspießen und an
den Stechhelmen. Das Krönl formt drei Spitzen aus, auch
dies möglicherweise eine Erfindung Maximilians (Freydal
ed. Leitner 1880/82, S. XXXVIII).
639 Die eher gedrungen wirkenden Lanzenschäfte und das
Schwert des rechten vorderen Kämpfers - der als einziger
einen Visierhelm trägt - lassen vermuten, daß es darauf an-
kam, nicht nur die Lanzen zu brechen und den Gegner der
Tartsche oder des Helmschmuckes zu berauben, sondern
ihn aus dem Sattel zu heben und den Kampf anschließend
mit dem Schwert zu Fuß fortzusetzen. Vgl. die entspre-
chende Darstellung Hans Burgkmairs d.J. (nach 1553) von
einem Augsburger Turnier im Jahre 1436, in: Hefner, Jakob
 
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