36 Die Struktur der magischen Weltanschauung
prsthäni, sapta cchandämsi, sapta gramyäh pasavah, sapta
sirsanpränä, yat kimca saptavidham adhidevatam adhyätmam
tad enena sarvam äpnoti (Sat. Br. IX, 5, 2, 8). Ein besonders
geeignetes Gebiet für die magische Arithmetik sind die Metra,
die man schon früh zu einem geschlossenenSystem der sapta cchan-
dämsi caturuttaräni geordnet hat. Aus 33 Silben besteht die
Viräj und 33 sind die Götter: 8 Vasus, 11 Rudras, 12 Adityas,
Prajäpati und der Ruf Vasat. Jede Silbe der Viräj „befriedigt"
eine Gottheit (Ait. Br. X, 5, 14). Oder auch man rechnet: die
Viräj besteht aus drei Strophen, die Usnih und die Gayatri
ebenfalls, folglich: Viräj = Usnih = Gäyatri. Eine Viräj-
Zeile hat 11 Silben, eine Tristubh-Zeile gleichfalls; die Anustubh
hat nur 32 (8x4) Silben und ist somit mit der Viräj nicht
„kongruent", aber — in der magischen Rechenkunst na vä
ekenäksarena cchandämsi viyanti na dväbhyäm! Folglich ist
die Viräj mit der Usnih, mit der Gäyatri, mit der Tristubh und
mit der Anustubh identisch: in ihr sind alle Metra enthalten.
Die Kraft aller Metra erreicht derjenige, der also wissend eine
Viräj rezitiert (Ait. Br. I, 6, 1).
Für die zahlenmäßig begründete Äquivalenz gebrauchen
die Brähmanas als terminus technicus den Ausdruck sammita
— „gleiches Maß habend" — „kongruent". Im gleichen
Sinne verwenden die Texte den Ausdruck sampad — das
„Zusammenfallen", die „Kongruenz". Sat. Br. I, 5, 2, 16:
pankto yajnah, panktah pasuh, pancartavah samvatsarasya,
esaikä yajnasya mätraisä sampad. Vgl. auch ibidem I, 5, 2, 17;
VI, 3, 1, 25; VI, 7, 1, 27 usw.
Daneben begründet die Äquivalenz der Substanzen die
magische Etymologie. Daß das Wort für die magische Welt-
anschauung unendlich mehr als für uns bedeutet, daß der Name
— das geheimnisvolle Eidos des Individuums — mit dem In-
dividuum durch das Band einer mystischen Identität
verknüpft ist, wurde bereits oben betont. Die „Nennung"
— die „Begriffssetzung" ist ein schöpferischer, existenzver-
leihender Akt. Das Unbenannte ist das Nichtseiende schlecht-
hin. Daher nennt man nicht das „Böse" — man schweigt es
wörtlich tot, man beraubt es der Daseinsberechtigung, indem
man es unbezeichnet läßt: adhaspadam eva tat päpmänam
prsthäni, sapta cchandämsi, sapta gramyäh pasavah, sapta
sirsanpränä, yat kimca saptavidham adhidevatam adhyätmam
tad enena sarvam äpnoti (Sat. Br. IX, 5, 2, 8). Ein besonders
geeignetes Gebiet für die magische Arithmetik sind die Metra,
die man schon früh zu einem geschlossenenSystem der sapta cchan-
dämsi caturuttaräni geordnet hat. Aus 33 Silben besteht die
Viräj und 33 sind die Götter: 8 Vasus, 11 Rudras, 12 Adityas,
Prajäpati und der Ruf Vasat. Jede Silbe der Viräj „befriedigt"
eine Gottheit (Ait. Br. X, 5, 14). Oder auch man rechnet: die
Viräj besteht aus drei Strophen, die Usnih und die Gayatri
ebenfalls, folglich: Viräj = Usnih = Gäyatri. Eine Viräj-
Zeile hat 11 Silben, eine Tristubh-Zeile gleichfalls; die Anustubh
hat nur 32 (8x4) Silben und ist somit mit der Viräj nicht
„kongruent", aber — in der magischen Rechenkunst na vä
ekenäksarena cchandämsi viyanti na dväbhyäm! Folglich ist
die Viräj mit der Usnih, mit der Gäyatri, mit der Tristubh und
mit der Anustubh identisch: in ihr sind alle Metra enthalten.
Die Kraft aller Metra erreicht derjenige, der also wissend eine
Viräj rezitiert (Ait. Br. I, 6, 1).
Für die zahlenmäßig begründete Äquivalenz gebrauchen
die Brähmanas als terminus technicus den Ausdruck sammita
— „gleiches Maß habend" — „kongruent". Im gleichen
Sinne verwenden die Texte den Ausdruck sampad — das
„Zusammenfallen", die „Kongruenz". Sat. Br. I, 5, 2, 16:
pankto yajnah, panktah pasuh, pancartavah samvatsarasya,
esaikä yajnasya mätraisä sampad. Vgl. auch ibidem I, 5, 2, 17;
VI, 3, 1, 25; VI, 7, 1, 27 usw.
Daneben begründet die Äquivalenz der Substanzen die
magische Etymologie. Daß das Wort für die magische Welt-
anschauung unendlich mehr als für uns bedeutet, daß der Name
— das geheimnisvolle Eidos des Individuums — mit dem In-
dividuum durch das Band einer mystischen Identität
verknüpft ist, wurde bereits oben betont. Die „Nennung"
— die „Begriffssetzung" ist ein schöpferischer, existenzver-
leihender Akt. Das Unbenannte ist das Nichtseiende schlecht-
hin. Daher nennt man nicht das „Böse" — man schweigt es
wörtlich tot, man beraubt es der Daseinsberechtigung, indem
man es unbezeichnet läßt: adhaspadam eva tat päpmänam