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Schayer, Stanisław
Die Struktur der magischen Weltanschauung nach dem Atharva-Veda und den Brāhmaṇa-Texten — München-Neubiberg: Schloss, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.72139#0038
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38 Die Struktur der magischen Weltanschauung
Die Opfertechnologie ist eine hieratische, ausgesprochen offi-
ziell-priesterliche, auf dem Grundsatz der Äquivalenz zwischen
den Substanzen aufgebaute Magie. Ihre Aufgabe ist das Wohl-
ergehen des Menschen zu sichern, Herrschaft und Gewalt
über glückbringende Substanzen zu gewinnen, feindliche An-
schläge und Gefahren abzuwehren. Darüber hinaus ist man
bemüht magische Zusammenhänge nach der Maßgabe einer
ewigen, absolut gültigen Ordnung herzustellen, das magische
Gesetz zu verwirklichen. Der Mensch, der Mikrokosmos, ge-
deiht nur dann, wenn die „große Welt" gedeiht, wenn jede
Substanz auf ihrer richtigen pratisthä steht, gefestigt und wohl
gestützt, durch das Band des nidäna und des bandhu an ihr
äyatana gefesselt. Das höchste Gut, das man mit Hilfe des
Opfers zu gewinnen sucht — die Unsterblichkeit nach dem
Tode — ist der Zustand der endgültig gesicherten Ordnung,
die Verwirklichung der magischen „Norm". Dann blickt der
Befreite aus der himmlischen Höhe herab auf den Kreislauf
der Tage und Nächte, so „als ob er auf einem Wagen stehend
die rollenden Räder betrachtete" (Bat. Brahm. II, 3, 3, 7).

Anhang.
Die Praxis der primitiven Magie.
Wir beschäftigen uns zunächst mit. den Praktiken der un-
mittelbaren Magie. Der einfachste Typus ist das direkte Ab-
wischen, Abschütteln und Abwaschen von schädlichen Sub-
stanzen. Um den „bösen Traum", der an dem Gesichte haften
blieb, zu entfernen, wischt man sich nach dem Erwachen den
Mund ab. (Kaus. S. XLVI, 9.) Ähnlich Ath. V. XIII, 2, 66:
yad duskrtam yac chamalam vivähe vahatau ea yat, tat sambha-
lasya kambale mrjmahe duritam vayam. Vielfach bedient
man sich einer Pflanze, die apämarga, d. h. der „Wegwischer"
heißt. Mit ihrer Hilfe entfernt man das „Erbübel" und jeg-
lichen Fluch. (Ath. V. IV, 18, 7.) Auf die unzähligen Belege
für die magische Bedeutung des Bades, kann in diesem Zu-
sammenhang nicht eingegangen werden. Auf die reinigende
 
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