Von Stanislav Schayer
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die Herstellung von Amuletten (mani), d. h. von künstlich
präparierten Gegenständen, die mit magischen Substanzen
geladen werden und an den Leib angebunden dem Träger den
Besitz dieser Substanzen verleihen. Das Material und die Re-
quisite, mit denen man arbeitet, sind äußerst mannigfaltig:
verschiedene Holzarten: paläsa, khadira, udumbara usw.,1)
Gewächse und Kräuter, Gerste, Reis, saure Milch, die Milch
einer Kuh, die ein gleichfarbiges Kalb ernährt (sarupa-vatsa),
Gold, Honig und Wasser. Holz, Gold, Kräuter und dgl. m.
verwendet man als receptacula der magischen Substanzen,
während die Flüssigkeiten, vor allem die saure Milch und der
Honig, in denen man das Amulett einige Tage liegen läßt,
allem Anschein nach nur als Ableitungsmedium gebraucht
wurden. Ein Amulett kann zugleich mit mehreren Substanzen
geladen werden. So z. B. enthält ein Amulett, das einem
tejaskäma umgebunden wird, neben dem hastivarcas im Elfen-
bein, die Haare eines snätaka, eines Königs, eines Löwen, eines
Bockes, eines Stieres und eines Widders (Kaus. S. XIII, 2—4).
Einem König, der Sieg wünscht, bindet man um den Hals
folgende Gegenstände: einen Bogenknopf (drughny-ärthi), eine
Sehne und einen Strick (Kaus. S. XIV, 11): am Bogenknopf
und an der Bogensehne haften die Substanzen der Kraft und
des Sieges; am Strick — die „Bindung" — die „Vernichtung
der Feinde". Amulette können ebenfalls als Abwehrmittel
gegen die schädlichen Susbtanzen verwendet werden. So z. B.
um die Substanz der Verleumdung zu entfernen, bindet man
um den Hals eines Verleumdeten den Kopf einer Keule,2) bezw.
dessen Abbild (Kaus. S. XLVI, 3); um den feindlichen Zauber
abzuwehren, bedient man sich eines Amuletts aus der aralu-
Pflanze (Kaus. S. XLIII, 1) usw. Das Amulett wirkt auch
hier als Behälter von magischen Substanzen, die das Unglück
und die Krankheit verdrängen, genau so wie sie den Besitz
, Mit Recht betont Caland, 1. c. S. 15, A. 10 daß „bei der Bestim-
mung der zu res faustae geeigneten Holzarten und Gewächse der Name
einen großen Einfluß gehabt hat" — yava — yavayati; varana (crataeva
Roxb.) — värayati; sami — samayati. Man bedenke, welche Rolle die
Kenntnis des wahren Namens in der magischen Praxis spielt.
, Die Keule „erschlägt" die Verleumdung.
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die Herstellung von Amuletten (mani), d. h. von künstlich
präparierten Gegenständen, die mit magischen Substanzen
geladen werden und an den Leib angebunden dem Träger den
Besitz dieser Substanzen verleihen. Das Material und die Re-
quisite, mit denen man arbeitet, sind äußerst mannigfaltig:
verschiedene Holzarten: paläsa, khadira, udumbara usw.,1)
Gewächse und Kräuter, Gerste, Reis, saure Milch, die Milch
einer Kuh, die ein gleichfarbiges Kalb ernährt (sarupa-vatsa),
Gold, Honig und Wasser. Holz, Gold, Kräuter und dgl. m.
verwendet man als receptacula der magischen Substanzen,
während die Flüssigkeiten, vor allem die saure Milch und der
Honig, in denen man das Amulett einige Tage liegen läßt,
allem Anschein nach nur als Ableitungsmedium gebraucht
wurden. Ein Amulett kann zugleich mit mehreren Substanzen
geladen werden. So z. B. enthält ein Amulett, das einem
tejaskäma umgebunden wird, neben dem hastivarcas im Elfen-
bein, die Haare eines snätaka, eines Königs, eines Löwen, eines
Bockes, eines Stieres und eines Widders (Kaus. S. XIII, 2—4).
Einem König, der Sieg wünscht, bindet man um den Hals
folgende Gegenstände: einen Bogenknopf (drughny-ärthi), eine
Sehne und einen Strick (Kaus. S. XIV, 11): am Bogenknopf
und an der Bogensehne haften die Substanzen der Kraft und
des Sieges; am Strick — die „Bindung" — die „Vernichtung
der Feinde". Amulette können ebenfalls als Abwehrmittel
gegen die schädlichen Susbtanzen verwendet werden. So z. B.
um die Substanz der Verleumdung zu entfernen, bindet man
um den Hals eines Verleumdeten den Kopf einer Keule,2) bezw.
dessen Abbild (Kaus. S. XLVI, 3); um den feindlichen Zauber
abzuwehren, bedient man sich eines Amuletts aus der aralu-
Pflanze (Kaus. S. XLIII, 1) usw. Das Amulett wirkt auch
hier als Behälter von magischen Substanzen, die das Unglück
und die Krankheit verdrängen, genau so wie sie den Besitz
, Mit Recht betont Caland, 1. c. S. 15, A. 10 daß „bei der Bestim-
mung der zu res faustae geeigneten Holzarten und Gewächse der Name
einen großen Einfluß gehabt hat" — yava — yavayati; varana (crataeva
Roxb.) — värayati; sami — samayati. Man bedenke, welche Rolle die
Kenntnis des wahren Namens in der magischen Praxis spielt.
, Die Keule „erschlägt" die Verleumdung.