Von Stanislav Schayer
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deine Mutter, die Wolke ist dein Vater, Aryaman ist dein Groß-
vater. siläci fürwahr ist dein Name,1) du bist die Schwester
der Götter" (Ath. V. V, 5, 1). Ähnlich wendet man sich an
das Schermesser mit der feierlichen Erklärung: „Schärfe bist
du! Das Beil ist dein Vater! Verletzte ihn (bei der Zere-
monie des godäna) nicht" (Sänkh. Grh. S. I, 28).
Endlich muß noch kurz der Typus des sogen. „Wahrheits-
zaubers" erwähnt werden. Das Schema der Beschwörung läßt
sich etwa folgendermaßen formulieren: so wahr dieses oder
jenes stattfindet, so wahr soll dieses oder jenes stattfinden.
An Stelle des magischen Symbols tritt das magische Gleich-
nis (upamä). Die feierlich formulierte Metapher erfüllt dieselbe
Funktion, wie jedes andere magische Äquivalent. Zwischen
zwei Vorgängen wird ein zauberischer Zusammenhang her-
gestellt und die erwünschte Wirkung „heraufbeschworen".
Beachtenswert ist dabei, daß die Gleichnisse meistens stereo-
typ sind. Um schädliche Substanzen fortzujagen, z. B. die
Substanz der Fehlgeburt, gebraucht man gerne die Gleich-
nisse yathä väto, yathä mano, yathä patanti paksinah (Ath. V.
I, 11, 6). Um die Liebe einer Frau zu gewinnen gebraucht man
das „Gleichnis von der Liane": „yathä vrksam libujä sa-
mantam parisasvaje" (Ath. V. VI, 8, 1). Das Symbol des
pumsavana ist das Gleichnis „samim asvattha2) ärudhas"
(Ath. V. VI, 11, 1) usw. Oder auch man „beruft" sich auf
Mythen und Sagen, so z. B. erwähnt man bei der Ableitung
der Schuldsubstanz den Trita Äptya, auf den die Götter die
„Sünde" niedergelegt haben. Viele von diesen Gleichnissen
sind später, ihres magischen Sinnes entkleidet, zu rhetorischen
alamkära's des kävya-Stils geworden. So z. B. ist die Liane
stets das Sinnbild der geliebten Frau geblieben. Dem
Atharva-Veda lag jede literarisch-poetische Wirkung bei der
Verwendung solcher Metapher sicherlich ferne.
9 Ist silaci der „geheime" Name der laksä?
2) Gemeint ist die Quirlung des Feuers als Symbol der Zeugung.
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deine Mutter, die Wolke ist dein Vater, Aryaman ist dein Groß-
vater. siläci fürwahr ist dein Name,1) du bist die Schwester
der Götter" (Ath. V. V, 5, 1). Ähnlich wendet man sich an
das Schermesser mit der feierlichen Erklärung: „Schärfe bist
du! Das Beil ist dein Vater! Verletzte ihn (bei der Zere-
monie des godäna) nicht" (Sänkh. Grh. S. I, 28).
Endlich muß noch kurz der Typus des sogen. „Wahrheits-
zaubers" erwähnt werden. Das Schema der Beschwörung läßt
sich etwa folgendermaßen formulieren: so wahr dieses oder
jenes stattfindet, so wahr soll dieses oder jenes stattfinden.
An Stelle des magischen Symbols tritt das magische Gleich-
nis (upamä). Die feierlich formulierte Metapher erfüllt dieselbe
Funktion, wie jedes andere magische Äquivalent. Zwischen
zwei Vorgängen wird ein zauberischer Zusammenhang her-
gestellt und die erwünschte Wirkung „heraufbeschworen".
Beachtenswert ist dabei, daß die Gleichnisse meistens stereo-
typ sind. Um schädliche Substanzen fortzujagen, z. B. die
Substanz der Fehlgeburt, gebraucht man gerne die Gleich-
nisse yathä väto, yathä mano, yathä patanti paksinah (Ath. V.
I, 11, 6). Um die Liebe einer Frau zu gewinnen gebraucht man
das „Gleichnis von der Liane": „yathä vrksam libujä sa-
mantam parisasvaje" (Ath. V. VI, 8, 1). Das Symbol des
pumsavana ist das Gleichnis „samim asvattha2) ärudhas"
(Ath. V. VI, 11, 1) usw. Oder auch man „beruft" sich auf
Mythen und Sagen, so z. B. erwähnt man bei der Ableitung
der Schuldsubstanz den Trita Äptya, auf den die Götter die
„Sünde" niedergelegt haben. Viele von diesen Gleichnissen
sind später, ihres magischen Sinnes entkleidet, zu rhetorischen
alamkära's des kävya-Stils geworden. So z. B. ist die Liane
stets das Sinnbild der geliebten Frau geblieben. Dem
Atharva-Veda lag jede literarisch-poetische Wirkung bei der
Verwendung solcher Metapher sicherlich ferne.
9 Ist silaci der „geheime" Name der laksä?
2) Gemeint ist die Quirlung des Feuers als Symbol der Zeugung.