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tragen wollte, wie es die Alten pflegten, und nicht auf
plebejische!«1) Was wusste Condivi von dem, »come usa-
vano gli antichi!« Hier hat wieder der Meister selbst dictirt.
Im Symposion aber wird lebhaft betont das Aristokratische
der hellenischen Schönheitsliebe. »Nicht in allen Seelen,
der Reihe nach und ohne Ausnahme, schlägt Eros seinen
Wohnsitz auf« '). Die »evan^oGuvT]« , der schöne Anstand,
das Erkennungszeichen des Gottes wie der social Hochstehen-
den wird gefordert. »Denn übler Anstand und Liebe sind
immer im Kriege gegen einander!« 3)
Es fällt mir nun natürlich nicht bei, zu behaupten,
Michelangelo habe alle diese Symposionstellen gekannt oder
gar mit bewusster Absicht auf sie in seinen Aeusserungen
Bezug genommen. Durchaus jedoch bestrebt, das Persön-
liche in des Künstlers inneren Regungen zu erfassen, fand
ich in der Analogie der von Platon so klar gegebenen psy-
chischen Zustände ein vortreffliches Mittel, auch hier be-
stimmtere Einsicht zu gewinnen. Der Meister und die Freunde
verwiesen zur Erklärung seiner Erotik auf das Symposion.
Ausdrücklich ist das nun nicht auch mit dem Phädros ge-
schehen. Thatsache bleibt es darum nicht weniger, dass
Michelangelo auch diesen Dialog, d. h. den »echten« Platon
gekannt hat.
»Amor weckt, belebt und befiedert die Schwingen (der
Seele) und giebt dem hohen Fluge nicht die Richtung zu

, Vita di M., cap. LXVII, »ancor ^ da sapere, ch' egli sempre ha
cercato di metter quest' arte in persone nobili, come usavano gli antichi,
e non in plebei.« Vgl. dazu Vasari, Vite, XII, p. 273. »Collocd sempre
1’ amor suo a persone nobili« ecc.

, Symp. cap. XVIII. ov y^ uv oidg T iv navry Tt&QnTua^&o^aL
ovde du« naa^g ipurfg x. T. 1.

3) . . . EvG^^oGuVfy o di dia<f^()6vTto§ ^x ncvrwv o^oloyov^&vwG
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