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i/i —
Einmal lässt dann auch Riccio durchblicken, dass er
(trotz der ihn erfreuenden Epigramme) die Grabmals-
zeichnung selbst nicht vergessen habe:
»Ich sende Ew. Herrlichkeit,« schreibt er an Michel-
angelo, »zwei Melonen von Lungheza und eine Flasche
Greco von St. Gimigniano. Geniesst sie mir zur Liebe.
Ich bitte Euch dann, doch zu sehen, ob Ihr nicht eine ge-
wisse Zeichnung wiederfindet, nach der ich, wie ich sagte,
Cecchino's Kopf meisseln lassen will. Denn ich halte noch
immer an derselben Idee fest. Und Ihr sagtet mir auch,
Ihr wolltet mir eine (andere) Zeichnung verfertigen, da jene
Ihnen nicht gefiel. Nehmt indess die Gelegenheit wahr und
schickt sie mir nur zurück, wenn Ihr sie findet. Wo nicht,
thut's nichts.«
Darauf Michelangelo:
»Ich sende Euch die Melonen mit dem ,Zettel' (dem
26. Epigramm) zurück, aber die Zeichnung noch nicht.
Doch werde ich sie auf jeden Falll und so gut als möglich
machen. Grüsst Baccio und sagt ihm, dass, wenn ich von
jenen Ragouts, die er mir dort gab, hier gehabt hätte,
ich heute ein zweiter Gratian sein würde. Und dankt ihm
meinerseits« ,.
Die »berlingozzi«, die »Ragouts« — alles das deutet
auf eine literarische Feinschmeckerei, an der eben nicht nur
das tete-ä-tete Michelangelo - Riccio, sondern, wie ver-
schiedentliche Hinweise in dieser Correspondenz schon be-

schicken, da es ein sehr ungeschicktes Ding ist (cosa molto goffa); die
Forellen und Trüffeln würden jedoch den Himmel erzwingen.« Oder zu
Epigramm XXXI: »Dummes Zeug. Die Quelle ist versiegt: müsst warten,
bis es wieder regnet, und Ihr werdet sie nur zu frisch haben.«
1) Der Ricciobrief bei Guasti, Rime, p. 13, Anm. 1; Michelangelo 's
Antwort ibidem und bei Milanesi, No. CDXLVIII.
 
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